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Kochwut

Titel: Kochwut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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durchschauen. Außerdem ärgerte er sich über die Darstellung seiner selbst und seiner Kollegen durch diesen Lackaffen. Wo die nur die Bilder herbekommen hatten? Die Aufnahmen vom Tatort und von ihm selbst waren mit Sicherheit mit einem Handy gemacht worden und die anderen wahrscheinlich von einem Kameramann aus der Show. Was seine Person anbetraf, das ging ihm sonstwo vorbei, aber dass die Nachricht jetzt draußen war, hieß für morgen: Medienvertreter am Tatort, die sich als äußerst störend erweisen würden, und haufenweise Nachfragen in der Polizeidirektion. Mit konzentrierter, ruhiger Ermittlungsarbeit war es wahrscheinlich erst einmal vorbei. Und eine Frage drängte sich ihm auf: Wann hatte TVX Kabel die Nachricht zum ersten Mal gesendet? Thomas Niemann sollte morgen früh gleich beim Sender deswegen anrufen. Konnte Clemens von Güldenbrook den Bericht gesehen haben, bevor sie heute Abend bei ihm aufgetaucht waren?

     
    Der junge Mann wohnte sehr idyllisch in einer der schönsten Ecken der Altstadt. Sie fanden einen Parkplatz im Engelswisch. Als sie aus dem Auto stiegen, sagte Jansen:
    »Na, wer sagt’s denn? Unser Vogel scheint zu Hause zu sein.«
    Zwei Wagen vor ihnen parkte ein silberfarbener Aston Martin. Durch ein niedriges Portal in einem adretten Bürgerhaus gelangten sie in einen der vielen Lübecker Gänge. So wurden die kleinen Höfe mit ihren Häuschen genannt, die wohlhabende Kaufleute seit dem Mittelalter hinter ihre Domizile bauten, um sie gewinnbringend an Tagelöhner und andere arme Leute zu vermieten. Dieses Ensemble schmückte sich mit dem schönen Namen Dunkelgrüner Gang. Augenblicklich fühlte man sich um hunderte Jahre zurückversetzt, was durch das schwache Licht der Straßenbeleuchtung noch verstärkt wurde. Bei Touristen waren die malerischen Gangviertel in der Altstadt sehr beliebt, und inzwischen gab es dort zahlreiche zauberhafte Ferienwohnungen.
    »Dann wollen wir doch mal sehen, ob der Herr Graf für uns zu sprechen ist«, meinte Jansen und drückte den Klingelknopf an einem gepflegten, weiß gestrichenen Haus mit blauer Eingangstür. Es dauerte einen Moment, dann wurde die Tür mit Schwung aufgerissen. Der junge Mann, der ihnen öffnete, schien jemand anderen erwartet zu haben, denn das freudige Lächeln verschwand augenblicklich aus seinem Gesicht, als er die beiden Beamten draußen stehen sah.
    »Ich ruf dich gleich zurück, ja?«, sagte er knapp in sein Handy und klappte es zu.
    »Ja bitte?«
    Misstrauisch musterte er seine späten Besucher. Angermüller kramte seinen Dienstausweis heraus und stellte Jansen und sich selbst vor.
    »Dürfen wir reinkommen? Es ist ziemlich frisch hier draußen.«
    »Wird es denn lange dauern? Worum geht es überhaupt? Ich muss gleich weg.«
    »Es geht um Ihren Vater.«
    »Meinen Vater? Und wieso kommt da die Polizei?«, fragte Clemens von Güldenbrook etwas verunsichert.
    »Wir haben schlechte Nachrichten: Ihr Vater ist tot.«
    »Bitte, kommen Sie rein.«
    Leider konnte Angermüller nicht das Gesicht des jungen Mannes sehen, der sich sofort wegdrehte, als er die Nachricht hörte, um sie eintreten zu lassen. Der Eingang in das schmale Häuschen ließ nicht die dahinterliegende Größe vermuten. Hier waren offensichtlich zwei der kleinen Häuser zusammengelegt und im Innern baulich völlig verändert worden. Nur die alten Außenmauern standen noch. Die Besucher gelangten direkt in einen weiten Wohnraum mit hoher Decke, der mit wenigen, meist antiken Stücken möbliert war. Jedes Stück hatte einen ganz eigenen Charakter und war sorgsam ausgewählt. In einer Ecke führte eine Treppe nach oben in ein weiteres Stockwerk.
    »Schön warm haben Sie’s hier«, meinte Angermüller mit Blick auf den großen gemauerten Kamin, in dem ein Feuer knisterte, und öffnete seine Jacke.
    »Was ist meinem Vater passiert?«
    Es klang nicht sonderlich neugierig oder aufgeregt, eher nach höflichem Interesse.
    »Christian von Güldenbrook wurde gestern ermordet.«
    Sehr überrascht wirkte der junge Mann nicht und schon gar nicht erschüttert. Er war höchstens ein wenig nervös. Gut, er hatte einen ernsten Gesichtsausdruck, aber Betroffenheit war etwas anderes. Entweder der Tod seines Vaters macht ihm überhaupt nichts aus oder er hat sich verdammt gut im Griff, dachte Angermüller. Oder aber, er weiß ganz genau, was passiert ist.
    »Wie?«
    Da kam kein Wort zu viel.
    »Mit einem Messer. Er wurde erstochen.«
    »Und wo? Auf Güldenbrook?«
    Der Kommissar

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