Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kochwut

Titel: Kochwut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
der Schürze das Wichtigste war. Mittlerweile hatte sich der Laden mit weiteren Kunden gefüllt, und Hilde beriet, verkaufte, kassierte und war in ihrem Element. Nur hin und wieder fragte jemand nach dem Mord an Christian von Güldenbrook, und Hilde gab sich so freundlich und unwissend wie möglich.
    Kurz nach 10. 30 Uhr war der erste Ansturm vorbei, nur noch vereinzelt betraten Kunden den Verkaufsraum. Der Parkplatz war inzwischen gut belegt, und die Zuschauer strömten zum Kavaliershaus, wo sie bis kurz vor Beginn der Aufzeichnung eine gute Weile anstehen mussten und man sie mit Cremant und anderen Getränken bei Laune hielt. Die Landschaft draußen war immer noch weiß überzuckert. Ein weiteres Auto kam ziemlich rasant auf den Hof gefahren. Als die Insassen ausstiegen, erkannte Hilde die beiden Lübecker Kommissare von gestern. Gern hätte sie die beiden gefragt, ob sie schon eine heiße Spur hatten. Irgendwie war es eine komische Vorstellung, dass der Mörder von Christian womöglich hier in der Nähe immer noch frei herumlief, genauso wie derjenige, der Maja Graflinger mit Gift beinahe getötet hätte – wenn es sich nicht sogar in beiden Fällen um ein und dieselbe Person handelte.

     
    Der Tag hatte für Angermüller nicht gut angefangen. Er fühlte sich unausgeschlafen und hatte einen Brummschädel. Die Zwillinge und ihre Freundinnen waren erstaunlich früh aufgestanden, hatten Brötchen geholt und mit ihm zusammen gefrühstückt. Als er mit Genuss ein Käsebrötchen und ein Croissant mit Butter und Marmelade verspeist hatte, fühlte er sich etwas besser. Astrid, die später aufgestanden war, kam gerade zur Küchentür herein, während er sich den letzten Bissen Croissant in den Mund schob. Als er ihren Blick sah, fiel ihm ein, dass er des Nachts eigentlich den Entschluss gefasst hatte, nur ein wenig Knäckebrot zum Tee zu knabbern.
    Dann verabschiedete er sich in den Dienst und bat Astrid pflichtbewusst, ihn bei der Geburtstagsfeier ihrer Schwester heute zu entschuldigen, da er voraussichtlich den ganzen Tag beruflich unterwegs sein würde und am Abend mit Steffen und David wegen der Hochzeitsvorbereitungen verabredet war. Völlig ruhig hatte Astrid geantwortet:
    »Georg, die Feier von Sigrid ist morgen. Aber gut, dass du mir jetzt schon sagst, dass du heute Abend etwas vorhast.«
    Jansen holte ihn mit dem Wagen ab. Die Klinik hatte angerufen, dass sich Frau Graflingers Zustand schon so weit gebessert hätte, dass sie bereits jetzt vernehmungsfähig sei. Also machten sie sich als Erstes auf den Weg nach Eutin. Während Jansen den Dienstwagen zügig über die Autobahn nach Norden lenkte, blickte Angermüller stur aus dem Fenster.
    »Wat is mit dir los? Bist du irgendwie gnatzig?«, fragte Jansen nach wenigen Minuten. Angermüller winkte ab. Sein Kollege verstand und ließ ihn in Ruhe. In Angermüllers Kopf drehte sich nach dem verkorksten Morgen alles immer wieder um Astrid und darum, wie sich ihre Beziehung in den letzten Monaten zunehmend verschlechtert hatte. Es hatte sich doch eigentlich nichts groß verändert in all den Jahren, wieso plötzlich ihre Gereiztheit, ihre Unduldsamkeit ihm gegenüber? Eigentlich kapierte er es nicht.
    Natürlich hätte es eine ganz einfache Erklärung gegeben. Bisher hatte er diese Möglichkeit immer als Hirngespinst abgetan. Doch manchmal konnte er nicht umhin, eine Verbindung herzustellen. Es war Astrid, die sich verändert hatte, nicht er. Sie war unzufrieden mit seinem Verhalten, mit den Auswirkungen seines Berufs auf das Familienleben und betonte oft genug, dass sie es satt hatte, immer alles abzufedern, was seine Unzuverlässigkeit so mit sich brachte. War es wirklich nur Einbildung, dass die Probleme zwischen ihm und seiner Frau kontinuierlich zugenommen hatten, seit es Martin gab?
    Egal, es hatte keinen Sinn, darüber zu spekulieren. Er musste sich entscheiden, ob er weiterhin erfolglos versuchen sollte, Astrids Ansprüchen gerecht zu werden und ihre zum Teil ungerechte Kritik hinzunehmen oder ob er die Konfrontation suchen und so zu endgültiger Klarheit gelangen wollte, wie auch immer das Ergebnis aussehen würde. Und er hatte sich bereits entschieden. Er wünschte sich Klarheit. Kaum war er zu dieser Erkenntnis gelangt, fiel die Anspannung von ihm ab, und erst jetzt nahm er bewusst die vom Raureif so unwirklich verwandelte Landschaft wahr, die draußen vor den Autoscheiben vorbeiflog.
    »Das sieht ja toll aus!«
    »Ach, kriegst du’s auch schon mit? Das hat

Weitere Kostenlose Bücher