Kodezeichen Großer Bär
wenn man in die Kugelzelle hineinschlüpfte. Wenn dieses Gebilde schließlich startete, brach für einen normalen Menschen fast die Welt zusammen. Sein gesamtes Wissen, das Ergebnis langjähriger Studien, wurde in Sekundenbruchteilen über den Haufen geworfen. Ich hatte schon mehr als einen hervorragenden Mann gesehen, der blaß und gesenkten Kopfes aus diesem Raumschiff herausgeklettert war.
Wem war da ein Vorwurf zu machen? Wir waren eben noch nicht so weit, wie es die Wissenschaft eines seit rund 190.000 Jahren ausgestorbenen Kulturvolkes gewesen war.
Die Mannschleuse zwischen den Landebeinen war geöffnet. Ich schritt in das flimmernde Antigravitationsfeld hinein und ließ mich von dem Luftsog nach oben treiben.
Damit begannen schon die wissenschaftlichen Ungeheuerlichkeiten. Wir rätselten noch daran herum, was Schwerkraft eigentlich war. Die Marsianer hatten sie dagegen völlig beherrscht.
Die Männer meines Begleitkommandos blieben zurück. Ich winkte Torpentouf noch kurz zu. Nachdenklich schaute er in meine Richtung. Sicherlich dachte er darüber nach, ob er mich wohl schon einmal gesehen hätte.
Die Schleuse war klein und eng. Wir wußten, daß die Intelligenzen des Roten Planeten wesentlich kleiner, wenn auch absolut menschengleich gewesen waren.
Ich zog unwillkürlich den Kopf ein, durchschritt die zweite Panzerpforte und stand dann vor dem hochgewachsenen, schmalen Mann, dessen Haltung mir sofort verriet, daß ich es mit TS-19 zu tun hatte.
Ich wußte nicht, ob er eine Einsatzmaske trug. Sein Gesicht wirkte ernst, doch ein Lächeln lag auf seinen Lippen. Die Stimme war altvertraut und beruhigend.
»Willkommen, Sir«, sagte er schlicht. Ich fühlte den Druck seiner Hand. »General Mouser hat mir das Kommando über die ›1418‹ anvertraut.«
Richtig, die »1418« war identisch mit dem Marskreuzer. Die Nummer erinnerte mich lebhaft an ein Unternehmen, bei dem es um die gesamte Menschheit gegangen war. Eine furchtbare Seuche hatte die Erde bedroht.
»Sie sind informiert?« erkundigte ich mich leise.
Ich spürte seinen prüfenden Blick.
»Ich erkenne Sie trotz der Maske, Sir«, nickte er. »Wissen Sie, wenn man einen Menschen so oft gesehen und erlebt hat, bleiben gewisse Merkmale zurück, die man mehr mit dem Gefühl als mit Hilfe des Verstandes erfaßt. Jawohl, Sir, ich bin von General Mouser unterrichtet. Sie sind HC-9.«
Er zweifelte nicht daran, obwohl er an meiner veränderten Stimme keinen Anhaltspunkt mehr finden konnte.
Weiter hinten tauchte ein dunkelhäutiger Hüne auf. Major Naru Kenonewe, Kommandeur des afrikanischen Raumjagdkommandos, musterte mich. Als er meinen Blick fühlte, grüßte er exakt.
TS-19 wollte uns vorstellen. Ich winkte ab.
»Wir kennen uns bereits«, murmelte ich anzüglich. »Raten Sie mal, Naru! Waren Sie nicht jener Mann, der auf dem Mond auf die Idee kam, einer unschuldigen Maschine mit der Faust zu drohen?«
Kenonewe entblößte die strahlendweißen Zähne.
»Ich verschlucke den Kongo-Urwald, wenn Sie nicht … Hm, ich will nichts gesagt haben«, grinste er. »Wie geht es, Sir? Sie sehen aus, wie ein spanischer Torero im Raumanzug.«
Zuversicht breitete sich in mir aus. Das waren wieder die vertrauten Töne, die in all ihrer freundschaftlichen Offenheit ein Gefühl vermittelten, das man mit Worten überhaupt nicht beschreiben kann.
In diesem Kreis fühlte ich mich sicher. Männer von dieser Art strömten eine solche Ruhe aus, daß man davon angesteckt wurde.
Ich schüttelte seine sehnige Hand.
»Halten Sie nur den Mund«, warnte ich. »Offiziell soll niemand wissen, welcher Agent den Einsatz erledigt. Wie verhält sich der Deneber? Immer noch
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