Kodezeichen Großer Bär
echte Nachahmung infolge metabolischer Totalsymbiose einer jeden einzelnen Zelle, eines jeden Zellkerns! Ich hatte diese venusischen Intelligenzen in ihrer echten Gestalt gesehen und erlebt. Ich hatte sie beschossen und angegriffen – und sie waren kaum zu töten gewesen.
Sie waren identisch mit einer protoplasmahaften Zellkolonie, in der jede Zelle die Fähigkeit besaß, andere Stoffverbindungen abzutasten, um sie schließlich in genauester Form zu übernehmen.
Die Körpermasse eines Monstrums ging damit in der des Opfers auf. Je nach Größe des Übernommenen erfolgte eine leichte Gewichtserhöhung, die der des Monstrums entsprach. Es war nicht viel, vielleicht einige Pfund.
Etwas Unfaßliches stand vor uns und redete mit Schimpfengs warmer, angenehmer Stimme.
Der Mathematiker war ein Mann mit Humor in den Augen gewesen, ein Wissenschaftler und ein Mensch von Format, der eine Bitte um Hilfe niemals abgewiesen hatte. Seine Mitarbeiter wären für ihn durchs Feuer gegangen.
Ich fühlte jetzt das unbegreiflich Fremde, das mir von der Tür her entgegenstrahlte. Wenn ich es schon bemerkte, mußte es für Leute wie Manzo sehr leicht sein. Wenn diese Monstren auch ungeheuer echt aussahen – ihre eigene Individualität konnten sie nicht abschalten, denn jede Zelle lebte in der tarnenden Umgebung weiter.
Diese Tatsache hatte uns vor einer Invasion bewahrt. Unsere damals entwickelten Schwingungsdetektoren waren nicht zu täuschen.
Ich sah in Augen, die weder freundlich noch böse, weder warm noch kalt schimmerten. Sie waren wesenlos.
Er kam näher. Die Strahlwaffe drohte immer noch. Die Stille wurde erdrückend.
»Sie sind allein?«
Es war mehr eine Feststellung als eine Frage gewesen. Natürlich wußte das Monstrum, das wir allein waren. Ich bestätigte.
»Wen hatten Sie erwartet?« fragte das Ding.
»Niemand!« entgegnete ich ausdruckslos. »Darf ich fragen, Professor, welchem Umstand ich Ihren so seltsamen Besuch verdanke? Ist diese Waffe eine neue Entwicklung?«
Das Gesicht unseres Besuchers zeigte keine Regung.
»Woher wollen Sie wissen, daß ich eine Waffe in der Hand halte?«
»Ich bewundere Ihren überragenden Verstand, Professor. Sie sollten sich aber nicht dazu hinreißen lassen, andere Leute für schwachsinnig zu halten. Einen Kugelschreiber würden Sie wohl kaum auf meinen Körper richten, oder?«
»Sie sind ein kluger Mann, Major Dolveti! Weshalb sind Sie nicht wie angeordnet um siebzehn Uhr am Treffpunkt Intern erschienen?«
Er war es! Der sagenhafte Esquire stand vor uns.
Ich hatte es längst gewußt. Eigenartig, daß der Verstand in solchen Augenblicken auf die wörtliche Bestätigung einer gefühlsmäßig klar erkannten Tatsache lauert!
Ich erhob mich langsam und deutete eine Verbeugung an. Er sagte nichts.
»Sind Sie nun auch von der GWA als hintergründiger Fragesteller angeworben worden, Professor?«
Ich blieb vorsichtig; er akzeptierte es.
»Ich identifiziere mich«, sagte das Monstrum ausdruckslos. »Sie haben Ihre letzte Morphinsendung durch Captain Colsea am 2. März abholen lassen. Sind Sie davon überzeugt worden, daß ich nicht als Spitzel komme?«
»Nehmen Sie Platz, Sir. Oder muß ich Esquire sagen?«
Es war ein kurzes Rededuell, gespickt mit angedeuteten Halbheiten, die nur Eingeweihte wissen konnten.
Das Monstrum richtete seine Blicke auf Hannibal, der steif vor der Couch stand. Sekundenlang sah er in die Mündung einer Waffe, die ihn im nächsten Augenblick vernichten konnte. Jetzt kam es darauf an, ob er gebraucht werden konnte.
Das Monstrum besaß keine Spur von menschlicher
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