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Kodezeichen Großer Bär

Kodezeichen Großer Bär

Titel: Kodezeichen Großer Bär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Mann mit gu­ten Flug­kennt­nis­sen ein­schal­te­ten. So­zu­sa­gen zur Re­ser­ve? Wahr­schein­lich war Han­ni­bals ge­spiel­te Geld­gier längst er­kannt wor­den. Er hat­te von Dol­ve­ti zwei­mal hö­he­re Sum­men er­hal­ten. Der Süch­ti­ge hat­te al­so et­was ris­kiert, wo­für er vor­her nicht um Er­laub­nis ge­fragt hat­te.
    Ich ver­nahm ein lei­ses Ge­räusch. Es war die Bla­se im Bo­den­be­lag des Wind­fangs. Wenn man drauf trat, gab sie im­mer einen quiet­schen­den Ton von sich.
    Han­ni­bal stock­te für ei­ne Zehn­tel­se­kun­de in sei­ner Be­we­gung. Dann zisch­te wie­der das So­da­was­ser in das Glas.
    Ich lag aus­ge­streckt im Pneu­mo­ses­sel. Mei­ne Dienst­waf­fe, ei­ne lang­läu­fi­ge Colt-Au­to­ma­tik, Ka­li­ber 7,62 mm, be­fand sich un­ter ei­ner Schaum­stoff-Nacken­rol­le.
    Ein Mann, den man vor ei­ni­gen Stun­den ver­hört hat, kann und wird sich sol­che Scher­ze leis­ten, be­son­ders aber im Fall des Sher­man Dol­ve­ti.
    Die un­sicht­ba­ren Tast­ver­su­che wur­den ein­ge­stellt. Ich griff eben nach dem Glas, als sich die glä­ser­ne Schwing­tür des Wohn­zim­mers be­weg­te. Ein dunk­ler Kör­per tauch­te um­riß­haft auf.
    Der Klei­ne fuhr her­um. Klir­rend zer­barst das Glas auf der Kan­te des nied­ri­gen Klub­ti­sches. Ich hech­te­te nach vorn, lan­de­te auf der Couch und riß die Nacken­rol­le zur Sei­te.
    Mei­ne Hand griff nach der Waf­fe. Es war ei­ne blitz­ar­ti­ge Re­ak­ti­on ge­we­sen, wohl wür­dig ei­nes Test­pi­lo­ten mit mi­ni­ma­ler Schreck­se­kun­de.
    Der tie­fe, an­ge­neh­me Klang der Stim­me hät­te mich nicht be­ein­dru­cken kön­nen, wohl aber schaff­te dies der spi­ra­li­ge, vorn stark ver­jüng­te Lauf ei­ner Waf­fe, de­ren Kon­struk­ti­on ich vor fünf Jah­ren erst­mals stu­diert hat­te.
    Da­mals, noch vor der Ent­de­ckung der Mars­sied­lung auf Lu­na, hat­ten wir kaum et­was da­mit an­fan­gen kön­nen. Heu­te wuß­te ich sehr ge­nau, daß ich in die Mün­dung ei­nes töd­li­chen Ener­gie­strah­lers sah. Wie kam ein »Mensch« zu ei­nem sol­chen Mord­in­stru­ment?
    Ich er­starr­te in mei­ner un­glück­li­chen Hal­tung. Die Stim­me wur­de lau­ter.
    »Sehr klug, Mr. Dol­ve­ti! Ih­re Kopf­schmer­zen wä­ren sonst schnel­ler ver­gan­gen, als es Ih­nen lieb ge­we­sen wä­re. Set­zen Sie sich wie­der. Sie auch, Cap­tain Col­sea!«
    Ich ließ die Dienst­pis­to­le lie­gen, wo sie war und rutsch­te in mei­nen Ses­sel zu­rück. Han­ni­bal zwäng­te sich flu­chend an mir vor­bei.
    Ich sah starr zu dem Schat­ten hin­über. Die Kör­pe­rum­ris­se ka­men mir be­kannt vor. Wo hat­te ich die­sen Mann schon ein­mal ge­se­hen? Er muß­te von rie­sen­haf­tem, über­aus schwe­rem Wuchs sein.
    Der Frem­de trat durch die Tür. Ein Licht­strahl ver­fing sich in der eis­grau­en Haar­mäh­ne über ei­ner mäch­ti­gen Stirn. Dar­un­ter ein auf­fal­lend glat­tes Ge­sicht mit we­nig Bart­wuchs.
    »Pro­fes­sor Schimp­feng!« sag­te Han­ni­bal fas­sungs­los. »Sind Sie ver­rückt ge­wor­den? Wie kom­men Sie in das Haus?«
    Da hat­te ich mei­nen Hin­weis. Pro­fes­sor Dr. Jan Schimp­feng, Chef der ky­ber­ne­ti­schen Kon­troll- und Aus­wer­tungs­zen­tra­le, Herr­scher über die leis­tungs­fä­hi­gen Re­chen­au­to­ma­ten der TES­CO, in­for­miert über je­den Vor­gang, der je­mals von den ein­zel­nen For­schungs­in­sti­tu­ten zwecks Durch­rech­nung und Über­prü­fung durch die Ma­schi­nen ge­lau­fen war, die er zu­meist selbst pro­gram­mier­te; Jan Schimp­feng war der Mann, der wie ein Turm aus Fleisch und Blut in der Tür stand.
    Fast glich er Ge­ne­ral Mou­ser, nur war sein Ge­sicht brei­ter und aus­drucks­vol­ler. Sei­ne dich­ten grau­en Haa­re wa­ren be­kannt im gan­zen TES­CO-Werk. Sie hat­ten be­reits auf zahl­lo­sen Te­le­vi­si­ons­schir­men ge­glänzt, wenn der be­rühm­te Ma­the­ma­ti­ker sei­ne re­vo­lu­tio­nie­ren­den Er­kennt­nis­se vor er­lauch­ten Au­di­to­ri­en be­kannt­gab.
    Maß­lo­ser Haß wall­te in mir auf. Ich wuß­te in die­sem Au­gen­blick, daß der ge­nia­le Wis­sen­schaft­ler Jan Schimp­feng nicht mehr leb­te.
    Die­ses Ding da war ei­ne Nach­ah­mung; ei­ne teuf­lisch

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