Kodezeichen Großer Bär
Mann mit guten Flugkenntnissen einschalteten. Sozusagen zur Reserve? Wahrscheinlich war Hannibals gespielte Geldgier längst erkannt worden. Er hatte von Dolveti zweimal höhere Summen erhalten. Der Süchtige hatte also etwas riskiert, wofür er vorher nicht um Erlaubnis gefragt hatte.
Ich vernahm ein leises Geräusch. Es war die Blase im Bodenbelag des Windfangs. Wenn man drauf trat, gab sie immer einen quietschenden Ton von sich.
Hannibal stockte für eine Zehntelsekunde in seiner Bewegung. Dann zischte wieder das Sodawasser in das Glas.
Ich lag ausgestreckt im Pneumosessel. Meine Dienstwaffe, eine langläufige Colt-Automatik, Kaliber 7,62 mm, befand sich unter einer Schaumstoff-Nackenrolle.
Ein Mann, den man vor einigen Stunden verhört hat, kann und wird sich solche Scherze leisten, besonders aber im Fall des Sherman Dolveti.
Die unsichtbaren Tastversuche wurden eingestellt. Ich griff eben nach dem Glas, als sich die gläserne Schwingtür des Wohnzimmers bewegte. Ein dunkler Körper tauchte umrißhaft auf.
Der Kleine fuhr herum. Klirrend zerbarst das Glas auf der Kante des niedrigen Klubtisches. Ich hechtete nach vorn, landete auf der Couch und riß die Nackenrolle zur Seite.
Meine Hand griff nach der Waffe. Es war eine blitzartige Reaktion gewesen, wohl würdig eines Testpiloten mit minimaler Schrecksekunde.
Der tiefe, angenehme Klang der Stimme hätte mich nicht beeindrucken können, wohl aber schaffte dies der spiralige, vorn stark verjüngte Lauf einer Waffe, deren Konstruktion ich vor fünf Jahren erstmals studiert hatte.
Damals, noch vor der Entdeckung der Marssiedlung auf Luna, hatten wir kaum etwas damit anfangen können. Heute wußte ich sehr genau, daß ich in die Mündung eines tödlichen Energiestrahlers sah. Wie kam ein »Mensch« zu einem solchen Mordinstrument?
Ich erstarrte in meiner unglücklichen Haltung. Die Stimme wurde lauter.
»Sehr klug, Mr. Dolveti! Ihre Kopfschmerzen wären sonst schneller vergangen, als es Ihnen lieb gewesen wäre. Setzen Sie sich wieder. Sie auch, Captain Colsea!«
Ich ließ die Dienstpistole liegen, wo sie war und rutschte in meinen Sessel zurück. Hannibal zwängte sich fluchend an mir vorbei.
Ich sah starr zu dem Schatten hinüber. Die Körperumrisse kamen mir bekannt vor. Wo hatte ich diesen Mann schon einmal gesehen? Er mußte von riesenhaftem, überaus schwerem Wuchs sein.
Der Fremde trat durch die Tür. Ein Lichtstrahl verfing sich in der eisgrauen Haarmähne über einer mächtigen Stirn. Darunter ein auffallend glattes Gesicht mit wenig Bartwuchs.
»Professor Schimpfeng!« sagte Hannibal fassungslos. »Sind Sie verrückt geworden? Wie kommen Sie in das Haus?«
Da hatte ich meinen Hinweis. Professor Dr. Jan Schimpfeng, Chef der kybernetischen Kontroll- und Auswertungszentrale, Herrscher über die leistungsfähigen Rechenautomaten der TESCO, informiert über jeden Vorgang, der jemals von den einzelnen Forschungsinstituten zwecks Durchrechnung und Überprüfung durch die Maschinen gelaufen war, die er zumeist selbst programmierte; Jan Schimpfeng war der Mann, der wie ein Turm aus Fleisch und Blut in der Tür stand.
Fast glich er General Mouser, nur war sein Gesicht breiter und ausdrucksvoller. Seine dichten grauen Haare waren bekannt im ganzen TESCO-Werk. Sie hatten bereits auf zahllosen Televisionsschirmen geglänzt, wenn der berühmte Mathematiker seine revolutionierenden Erkenntnisse vor erlauchten Auditorien bekanntgab.
Maßloser Haß wallte in mir auf. Ich wußte in diesem Augenblick, daß der geniale Wissenschaftler Jan Schimpfeng nicht mehr lebte.
Dieses Ding da war eine Nachahmung; eine teuflisch
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