Kodezeichen Großer Bär
jagten sich. Der breitgebaute Bursche stand vor der elektronischen Trimmkontrolle.
Dicht daneben saßen die beiden Rudergänger in schwenkbaren Sesseln. Es war ein rascher, exakter Dienstbetrieb, wie er auf einem Boot der Navy nicht besser hätte ablaufen können.
Hier standen erstklassige Seeleute und Techniker vor ebenso erstklassigen Geräten.
Als ich den großen Kontrollzeiger des Tiefenmessers erspähte, bekam ich einen gelinden Schock. Der riesige Frachter stand bereits auf eintausendzweihundert Meter Tiefe!
Das waren Werte, die wiederum für ein Kampfboot gültig waren, niemals aber für einen U-Transporter.
Die beiden Wächter mit den MPis waren verschwunden. Wir standen da wie abgelegte Pelzstiefel, die man nach dem Eintritt in einen geheizten Raum nicht mehr benötigt.
Hannibal und ich sahen uns schweigend an, aber jeder wußte, was der andere dachte und fühlte.
Zweitausend Meter Tiefe, las ich ab! Das war unheimlich, geradezu unwahrscheinlich. Auf dem gewaltigen Bootskörper mußte bereits ein ungeheuerlicher Wasserdruck liegen.
Der Druckkörper hatte aber nicht ausgesehen, als bestünde er aus schenkelstarken Stahlplatten. Also mußte man dieses Boot aus strahlungsverdichteten Legierungen hergestellt haben. Technisch war das möglich, aber als ich darüber nachdachte, was dieser Spaß gekostet hatte, rief diese Überlegung bei mir Übelkeit hervor.
Dann warf sich noch eine Frage auf!
Strahlungsverdichtete Schiffsbaubleche können nach dem erfolgten Atom-Beschuß nicht mehr bearbeitet werden. Es gibt keine Werkzeuge außer atomaren Plasma-Schneidbrennern, die dem Ve-Stahl etwas anhaben könnten. Infolgedessen müssen die Lieferfirmen auf das Hundertstel genau arbeiten, was bei den Spannungs-Straffungen relativ dünner Formbleche etwa so schwierig ist, wie der bemannte Mondflug es einst gewesen war.
Die Berechnung der Spannungsveränderungen innerhalb der erlaubten Toleranzwerte kann ein mathematisches Team wochenlang beschäftigen. Das zu veredelnde Formteil muß vorher nach den ermittelten Daten auf die sogenannte Deformierungswerte gebracht werden, ehe man überhaupt mit dem Ato-Beschuß beginnen kann.
Das Staustrahltriebwerk orgelte. Ich schätzte unsere Fahrt auf wenigstens hundertzwanzig Knoten.
Der untersetzte Mann mit dem braungebrannten Gesicht und dem breiten Kinn kam langsam auf uns zu. Er schien erst jetzt entdeckt zu haben, daß zwei Fremde an Bord waren. Von Schimpfeng war nichts mehr zu sehen.
Der Unbekannte blieb vor uns stehen, schob seufzend seine Schirmmütze ins Genick und meinte:
»Kleine Überraschung für Sie, was? Sie gehen hinauf, wir gehen hinunter. Ist das ein Unterschied?«
Er grinste. Das war aber eine »treffende« Bemerkung gewesen.
Ich erinnerte mich an meine Rolle. Keinesfalls durfte ich vergessen, den Morphinsüchtigen zu spielen.
Ich zwang daher ein Lächeln auf meine Lippen und sagte rauh:
»Ehe Sie weiterreden: In meiner Maschine finden Sie ein Päckchen. Braunes Packpapier, ziemlich leicht. Lassen Sie es holen. Ich brauche es.«
Es war zugleich ein kleiner Test.
Der Gesichtsausdruck des Mannes veränderte sich. Dann musterte er mich mit einem Blick, der mir die Schamröte ins Gesicht trieb.
»Ach so –!« sagte er gedehnt. »Sie sind ja einer von ›der‹ Sor te. Wie viel spritzen Sie denn schon pro Tag?«
»Das geht Sie einen Dreck an«, sagte ich innerlich bebend. »Lassen Sie es holen!«
Er blickte mich scharf an:
»Zu Ihrer Information, Dolveti – Sie sprechen mit dem Kommandanten dieses Bootes. Hier befehle ich, klar?«
Es war klar! Dann stellte er sich sogar vor. Er hieß Stan Difenbag, und der seltsame U-Frachter
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