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Köhler, Manfred

Köhler, Manfred

Titel: Köhler, Manfred Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irrtümlich sesshaft
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der Erinnerung gefiel ihr, sie ließ ihn raten.
    „Vor etwa zwei Jahren sind wir uns zuletzt begegnet.“
    „In Zusammenhang mit der Rundschau?“
    „Nein, eher im Gegenteil. Ich hatte ein blaues Kostüm an.“
    „Puh, also, wenn Sie mich fragen, welche Socken ich jetzt gerade anhabe...“
    „Ich saß in der ersten Reihe.“
    Lothar Sahm zog die Augenbrauen zusammen.
    „Dämmert es Ihnen jetzt? Frankfurt...“
    „Die Buchmesse, natürlich. Sie sind mitten im Vortrag hinaus.“
    „Ja, mir ging es an diesem Tag nicht so gut.“
    „Aber ich habe Sie vorher schon gekannt.“
    „Das Fräulein Ritter ist mal Kundin bei mir gewesen, und seitdem besucht sie mich immer mal“, mischte sich Rosa Guttler ein. „Jetzt will sie als Mitarbeiterin bei mir anfangen, und da dachte ich, dass ihr zwei euch einen Plan für unser Hochzeitszeitungs-Projekt ausdenkt, damit wir da endlich mal Nägel mit Köpfen machen.“
    „Kundin gewesen und immer noch Fräulein Ritter?“, wunderte sich Lothar Sahm mit freudig klopfendem Herzen.
    „Ja, die Hochzeit ist geplatzt, aber das ist eine längere Geschichte.“
    Die längere Geschichte war ihm egal. Es genügte ihm die Tatsache, dass sie ledig und offenbar ungebunden war, um förmlich aufzublühen. Er strahlte sie an.
    „Verraten Sie mir jetzt, woher wir uns ursprünglich kennen?“
    „Nein“, sagte sie verschmitzt lächelnd und schüttelte entschieden den Kopf. Lothar Sahm liebte kecke Frauen. „Aber mich würde interessieren, was Sie so machen. Bei der Rundschau sind Sie ja offenbar nicht mehr.“
    „Kinder, könnt ihr euch nicht woanders näher kommen, ich habe heute noch zu arbeiten.“
    Rosa Guttler scheuchte die beiden mit flatternden Armbewegungen aus ihrem Laden.
    Lothar Sahm schlug vor, ein Café in der Fußgängerzone aufzusuchen. Dann aber kamen sie auf halbem Weg an einer Bank vorbei, die im Halbschatten einer alten Linde lag. Es war ein heißer Juli-Tag. Von der Bank aus hatten sie freien Blick auf den Fluss. Ein Ruderboot glitt mit trägen Paddelzügen am Ufer entlang. Unterdessen hatte er ihren Vornamen abgefragt: Konstanze – er beschloss sofort, sie Konni zu nennen. Kaum dass sie saßen, fing sie wieder an zu bohren, was er denn eigentlich machte, seit er nicht mehr bei der Rundschau war. Sie fragte in einer Art, als sei sie von anderer Seite genau darüber unterrichtet und wolle es jetzt noch einmal von ihm selbst hören. Von Rosa Guttler konnte sie nichts wissen, mit der hatte er nie über seinen Roman gesprochen. Ihm gefiel dieses Thema gar nicht, schließlich hatte er nicht gerade Erfolge vorzuweisen. Unterwegs vom Laden hierher hatte er es immer wieder geschafft, mit der geplanten Hochzeitszeitung abzulenken. Konni wusste schon genau, welche Aufgabe sie übernehmen würde, abgesehen davon, dass sie Kundinnen herbeischaffen wollte: die astrologische Analyse des Brautpaares. Die Sterndeutung waren ihr Hobby. Sie meinte ein Talent dafür zu haben, anderen Leuten ihr Schicksal anzusehen und auf Anhieb ihr Sternzeichen zu erraten, da sei ihre Trefferquote erstaunlich.
    „Was bin ich denn?“, fragte Lothar Sahm in seiner unbedarften Neugier.
    Sie schaute ihn sehr prüfend an.
    „Eindeutig Fische“, entschied sie.
    Er schüttelte, mitfühlend über ihren Fehlschlag, den Kopf. Sie spitzte den Mund, schaute ihm noch einmal sehr tief in die Augen.
    „Löwe!“
    „Nein, leider nicht.“
    „Waage?“
    Er schüttelte den Kopf und musste sich das Grinsen verbeißen.
    „Widder!“
    Er überlegte, wie in dieser Situation das Thema zu wechseln sei.
    „Jungfrau?“
    Wie konnte er ihr da nur heraushelfen?
    „Jetzt ist alles klar: Sie sind Schütze!“
    „Also, ich will es nicht so spannend machen. Ich bin...“
    „Nichts sagen, ich weiß es jetzt: Zwillinge!“
    Jetzt musste er doch lachen. Sie boxte ihn gegen den Arm.
    „Ich komm schon noch darauf. Steinbock? Nicht? Stier?“
    „Sind wir nicht langsam alles durch?“
    „Wassermann!“
    „Ich habe am 30. Oktober Geburtstag.“
    „Aha, äh... Skorpion?“
    „Also wie sind Sie da bloß darauf gekommen?“
    Sie boxte ihn noch einmal gegen dieselbe Stelle. Er rieb sich den Arm.
    „Das muss an Ihrem Aszendenten liegen, der schlägt da offenbar mehr durch als das eigentliche Sternzeichen. So was ist sehr ungewöhnlich.“
    „Den Aszendenten weiß ich nicht.“
    „Bestimmt Fische, da bin ich mir ganz sicher.“
    „Wollen Sie nicht lieber eine andere Rubrik übernehmen? Vielleicht das Ratespiel...“
    Er bekam

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