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Kölner Kreuzigung

Kölner Kreuzigung

Titel: Kölner Kreuzigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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schäbigen Hof, hinter dem fünf alte Industriehallen lagen. Er betrat die zweite Halle von links und gelangte in eine zu einem riesigen Atelier umfunktionierte alte Montagehalle. An den Wänden standen Stapel sehr unterschiedlicher Gemälde, den meisten Raum allerdings nahmen riesige, circa vier mal acht Meter große Malereien ein, die selbst die markanten Metallskulpturen in der Mitte der Halle in den Schatten stellten.
    An der hinteren Wand prangte ein weiteres halb fertiges Gemälde von vier mal acht Metern, davor auf einer Leiter stand die winzig wirkende Friederike Brock und bearbeitete den Untergrund mit einem noch viel winziger wirkenden Pinsel. Marius stand im Eingang und beobachtete die Künstlerin eine Weile still. Weniger still war ein kräftiger Mann mit langen lockigen Haaren und in einem schwarzen Overall, der aus einem Kabuff an der Seite der Halle kam und über einen Eimer mit Pinseln stolperte.
    »Verdammte Scheiße, Friede, machst du dich inzwischen nicht mehr nur mit deinen Bildern breit, sondern auch noch mit deinem ganzen restlichen Scheiß!« Mit einem scheppernden Tritt pfefferte er den Eimer in den Raum. Friederike Brock malte weiter, ohne eine einzige Regung zu zeigen. »Und deine verfickten Gigantomalereien verstopfen hier auch alles. Das hier ist immer noch eine verdammte Ateliergemeinschaft und keine Friede plus Gäste Nummer! Scheiße, verdammte!« Friederike beendete in aller Seelenruhe ihren Strich, dann säuberte sie kurz den Pinsel und drehte sich gemächlich zu dem Lockenkopf um.
    »Wieso zahlst du nicht einfach endlich deinen Mietanteil und hältst die Klappe?«
    »Weil ich – verdammte Scheiße – in diesem Atelier keinen Platz habe, um zu malen. Darum zahl ich nicht! Außerdem geht dich das doch wohl einen Scheißdreck an!« Friederike kletterte, immer noch die Ruhe selbst, von der Leiter, ging zu einem Waschbecken an der Seite und begann ihre Pinsel sorgfältig zu säubern. »Und guck mich gefälligst an, wenn ich mit dir rede! Es geht hier nicht immer nur um dich, dich, dich!«
    »Benimm dich, wir haben Besuch.« Friederike deutete mit dem Kinn auf Marius, der weiterhin in der Toreinfahrt stand. Der Lockenkopf bemerkte den Detektiv erst jetzt, murmelte ein paar Flüche in sich hinein und stürmte an Marius vorbei ins Freie.
    »Wir müssen reden, über …«, setzte Marius an, als ein Krachen ihn unterbrach. Marius drehte sich um und schaute aus dem offenen Tor des Ateliers hinaus auf den Hof. Draußen prügelte der Lockenkopf mit einer Eisenstange auf einen Haufen Schrott ein. »Du hast eine interessante Wirkung auf Männer.«
    »Ich hole das Beste aus ihnen heraus.« Friederike Brock grinste. Sie rieb sich die Hände an der Hose ab, ein paar hellblaue Farbstreifen blieben zurück. Dann ging sie in das Kabuff und öffnete einen Kühlschrank. »Auch ein Kölsch?«
    »Ein Wasser wäre nett.«
    Friederike schaute kurz irritiert hoch.
    »Oder einen Saft, wenn du hast.«
    »Saft?«
    Marius nickte. Manchmal liebte er es, wie die Leute auf Abstinenz reagierten. Doch Friederike schaute ein zweites Mal in den Kühlschrank und holte tatsächlich eine Flasche Orangensaft hervor.
    »Ist wohl nicht frisch gepresst.«
    »Geht schon. Ausnahmsweise.«
    Die Künstlerin zog kurz die Augenbrauen in die Höhe und reichte Marius die Flasche. »Für ein Glas reicht’s leider nicht.« Sie prosteten sich zu und tranken, ohne sich aus den Augen zu lassen.
    »Trinkst du nie Alkohol?«
    »Nie. Kein Alkohol, keine Drogen, kein Fleisch, keinen Kaffee.«
    »Nicht mal Kaffee? Wie kommst du über den Tag?«
    »Training.«
    »Verstehe, ein Gesundheitsapostel.«
    »Ich predige nicht. Ich lebe nur so. Das beschäftigt die Leute aber immer sehr.«
    Friederike nickte, ein wenig zerknirscht. »Bist halt ein Exot. Er«, sie deutete hinaus zu dem Lockenkopf, der immer noch auf den Schrott einprügelte, »würde ohne Drogen keinen Tag durchstehen.«
    Marius schaute hinaus auf den Mann im Hof. »Deswegen nehme ich keine.«
    »O. K., du bist aber nicht hier, um mit mir über deinen Lebensstil zu quatschen, oder?«
    »Nein, mir geht es um etwas anderes.« Draußen begann der Lockenkopf jetzt lautstark zu singen. Marius brauchte einige Sekunden, ehe er ›Beat It!‹ von Michael Jackson in dem Gegröle erkennen konnte. Friederike griff nach ihrer Jacke. Der Lockenkopf begleitete sein Singen mit rhythmischen Schlägen mit der Eisenstange.
    »Lass uns woanders hingehen.«
     
    Zehn Minuten später standen sie in einer

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