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Kölner Kreuzigung

Kölner Kreuzigung

Titel: Kölner Kreuzigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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heruntergekommenen, alten Punk-Kneipe an der Theke, Marius vor einem Wasser, das ihm die junge Kellnerin mit sichtlicher Missbilligung hingestellt hatte, Friederike mit einem weiteren Kölsch. Die Musik dröhnte, war aber erträglicher als der Gesang des Lockenkopfs. Für Marius sowieso.
    Der Detektiv war nicht das erste Mal hier, dennoch beobachtete er neugierig die anderen, wenigen Gäste. Es war noch früh am Abend, die meisten Stammgäste kamen später. Neben ihm und Brocks Tochter waren nur ein alter Trinker am anderen Ende der Theke und ein seltsames Pärchen im Raum, die an einem Flipper lehnten und heftig knutschten. Er war circa 30 Jahre, schlank und trug einen grauen Anzug zum weißen Hemd, sie war wohl zehn Jahre jünger, ein etwas molliges Punk-Mädchen, von dem Marius nur die pink gefärbten Haare und ein kräftiges, in einer löcherigen Netzstrumpfhose steckendes Bein sah.
    »Dritter Versuch: Du wolltest mit mir reden«, hob Friederike an.
    »Es geht um die Detektei. Wenn ich das richtig sehe, erbst du Brocks Besitz, und das ist nun mal die Detektei. Ich würde gerne wissen, was du damit vorhast. Außerdem läuft das Geschäft weiter und ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll.« Friederike schaute einen Moment lang in ihr Glas.
    »Ehrlich gesagt habe ich mir da noch gar keine Gedanken drüber gemacht. Eigentlich will ich mit all dem nichts zu tun haben. Ich leb mein Leben, das habe ich schon immer gemacht, und er hat da nie eine große Rolle gespielt. Aber jetzt auf einmal dreht sich alles nur um ihn. Wie immer, wenn er auftauchte.«
    »Nur ist er dieses Mal ermordet worden.«
    »Weißt du, was mir am meisten Angst macht?«
    »Nein.«
    »Dass mich das gar nicht berührt.« Jetzt war es an Marius, in sein Glas zu starren. »Hältst du mich für gefühlskalt?« Sie trank einen Schluck. Die Tür der Kneipe ging auf und ein abgewetzt aussehender Mann Anfang 50 kam herein. Er trug trotz der Kälte Sandalen und ein helles Leinenhemd ohne eine Jacke darüber. »Na, ist mir auch egal.« Friederike setzte das Glas ab. Der neue Gast stellte sich in die Mitte des Raumes und begann zu predigen.
    »Lasst ab von den Sünden, ihr Heiden! Bekennt euch zu Jesus Christus, denn Christus ist die Erlösung.« Aus einem der hinteren Räume eilte ein kräftiger Mann im schwarzen T-Shirt hervor. Sanft aber bestimmt führte er den Prediger wieder aus der Kneipe heraus, ein letztes »Bereuet!«, dann schloss sich die Tür. Marius und Friederike hatten die Szene stumm beobachtet, während das Pärchen und der alte Mann an der Theke scheinbar gar nichts mitbekommen hatten.
    »Was willst du denn tun?«
    »Ich weiß es nicht. Zurzeit mache ich einfach weiter. Ich ermittle in dem Fall, an dem wir gearbeitet haben, und komme so allmählich weiter. Keine Ahnung, was die Polizei für Spuren verfolgt. Aber ich will wissen, was mit Gunter passiert ist.«
    »Ich halte dich nicht ab. Nur erwarte nicht, dass mich das interessiert.«
    »Das Problem ist ein anderes.« Marius trank einen Schluck. »Ich brauche Geld.«
    »Ich werde dich bestimmt nicht dafür bezahlen, dass du den Tod meines Vaters untersuchst, mein Lieber. Dafür ist die Polizei zuständig und wie ich schon sagte: Es interessiert mich nicht besonders, was mit ihm passiert ist.«
    »Darum geht’s nicht. Ich brauche Zugriff auf das Geschäftskonto der Detektei.«
    »Hast du das nicht?«
    »Ich könnte natürlich einfach dran, aber es ist nicht mein Geld.«
    »Hm, ein Mann mit Prinzipien. Nicht nur beim Trinken. Süß.« Die Künstlerin grinste. Marius schwieg. Ihm gefielen solche Diskussionen nicht. Er hatte sie oft genug geführt und sie brachten niemandem etwas. »Du willst also mein O. K., um an das Geld der Detektei zu kommen?«
    »Ja.«
    »O. K.« Sie trank einen Schluck und lächelte in sich hinein. Marius machte dieses Lächeln rasend.
    »Also kann ich weitermachen und Spesen über das Konto abrechnen?«
    »Klar, ist mir egal.« Sie setzte das Glas ab. »Aber mal was anderes.« Sie wandte sich Marius zu und schaute ihn ernst an. »Hast du dich noch nicht gefragt, was dabei herauskommt, wenn du hier herumläufst und Fragen nach dem Mord an meinem Vater stellst?« Friederike zögerte erneut, bevor sie die Worte ›mein Vater‹ aussprach.
    »Wie meinst du das?«
    »Ich meine, du suchst nach einem Mann, der meinen Vater an ein Kreuz genagelt hat. Machst du dir keine Sorgen, was dir passiert, wenn du ihn findest?«
     
    Erleichtert schloss Marius die Wohnungstür auf,

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