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Kölner Kulissen

Kölner Kulissen

Titel: Kölner Kulissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Pranschke
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Brief mit Tinte auf Briefpapier. Sie will ihm ihren Respekt und ihre Dankbarkeit zeigen. Konstantin kann sie jetzt noch nicht antworten.
    Sie schließt seine E-Mail und kehrt zurück zum Posteingang. Wer ist Edgar G. Ulmer? Der Name sagt ihr etwas, doch sie kann ihn nicht einordnen. Ein Kollege? Nein, wer heißt heute noch Edgar? Sie sieht, dass die E-Mail einen Anhang besitzt. Kurz zögert sie, die Nachricht zu öffnen. Aber funktioniert die von Anselm installierte Anti-Viren-Software nicht einwandfrei? Und diese E-Mail ist nicht im Spamordner gelandet. Also öffnet Paula sie. Der Text ist kurz:
    Das war ein aufregender Abend, nicht wahr?
    Hochachtungsvoll
    Edgar G. Ulmer
    Sie kann sich nicht erinnern, jemals den Abend mit einem Edgar verbracht zu haben. Was soll das also? Ein Verehrer, der sich einbildet, sie seien füreinander bestimmt? Julia hat ihr da eine merkwürdige Geschichte erzählt. Ein Mann hatte sich so sehr in seinen Wunschtraum, Julia zu heiraten, hineingesteigert, dass er seinen Bekannten in allen Details von ihrer Hochzeitsfeier und der anschließenden Afrikareise berichtete. Offenbar glaubte er selbst, all das wirklich erlebt zu haben. Seine Freunde konnten ihn schließlich davon überzeugen, dass er psychiatrische Hilfe brauchte. Zum Glück war er nie in Julias Nähe gekommen.
    Ein verwirrter, aufdringlicher Fan ist das Letzte, das Paula jetzt braucht. Wobei ihr ein wenig Aufmerksamkeit schon guttäte. Sie schaut auf die Dateinamen der beiden angehängten Dokumente. Das Kürzel jpg am Ende verrät zwei Fotos, davor stehen nur Zahlen. Vielleicht sieht Edgar ja wenigstens gut aus …
    Paula öffnet das erste Foto. Anstelle eines unbekannten Mannes sieht sie zwei ihr nur allzu bekannte Gesichter: Vicos und ihr eigenes. Sie betreten gerade Vicos Villa, er hält Paula die Tür auf. An ihrem champagnerfarbenen Kleid erkennt sie, dass das Foto gestern Abend aufgenommen worden ist.
    Ihr Nacken versteift sich. Die Anspannung breitet sich über Schultern und Rücken bis zum Steißbein aus. Gleichzeitig wird ihr kalt. Sie öffnet das zweite Foto aus dem E-Mail-Anhang. Es ist aus derselben Perspektive am Eingang zu Vicos Grundstück aufgenommen. Der Fotograf muss das Objektiv seiner Kamera durch die Gitterstäbe des Tors gehalten haben.
    Auf dem zweiten Foto ist Paula allein zu sehen. Im Licht einer Laterne bewegt sie sich von der Tür der Villa auf das Tor in der Gartenmauer zu. Sie trägt Vicos Jogginganzug und seine grünen Puma-Schuhe. Ihr Kopf ist leicht abgewandt, als wollte sie im nächsten Augenblick über die Schulter zum Haus zurückschauen. Doch im Licht der Laterne ist ihr Gesicht deutlich zu erkennen.

SECHS
    Auf Beerdigungen halten sie sich abseits der Trauernden. Hanna Sydow und Lothar Weyrauch stehen gut fünfzig Meter von Vico Cramers Grab entfernt unter einer Linde. Weyrauch fotografiert die Trauergäste.
    »Er muss beliebt gewesen sein«, meint er. »Das sind mindestens dreihundert Leute.«
    Hanna zuckt mit den Schultern. »Glaubst du, zu Beerdigungen kommen nur Freunde?«
    »Ich gehe jedenfalls nicht hin, wenn mir der Mensch nichts bedeutet hat. Außer es ist beruflich.«
    Hanna weist mit dem Kinn in Richtung der Trauernden. »Vielleicht ist von denen auch jemand aus beruflichen Gründen hier.«
    »Von den Filmleuten?« Weyrauch sieht sie von der Seite an und runzelt die Stirn. »Warum das?«
    »Nicht unbedingt von denen.« Sie erinnert ihn an die Ergebnisse der Spurensicherung und der Obduktion. Auf dem Glasregal in Cramers Badezimmer haben die Kollegen Spuren von Kokain gefunden. Und Piontek hat nachgewiesen, dass der Regisseur zum Zeitpunkt des Todes auf Koks war.
    »Du meinst, sein Tod hat was mit seinem Drogenkonsum zu tun?«, fragt Weyrauch.
    »Wäre das so ungewöhnlich?«
    »Im Gegenteil. Aber woran denkst du?«
    Hanna versucht, in der Menge Gesichter zu erkennen. Einige kommen ihr bekannt vor. Bei einer attraktiven Blondine ist sie sicher, sie aus dem Vorabendprogramm zu kennen. »Die mit dem Pferdeschwanz und dem kurzen Pony … spielt die nicht eine Krankenschwester? In einer dieser Seifenopern?«
    »So was gucke ich mir nicht an. Du etwa?«
    »Manchmal muss ich. Marek verpasst keine Folge.«
    Insgeheim glaubt Hanna, dass die blonde Schauspielerin der Grund für Mareks Interesse an der Serie ist. Die Frau hakt sich jetzt bei einer anderen, dunkelhaarigen ein. Auch sie, eine sportliche Mittdreißigerin, glaubt Hanna aus dem Fernsehen zu kennen. Gemeinsam gehen die beiden Frauen

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