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Kölner Kulissen

Kölner Kulissen

Titel: Kölner Kulissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Pranschke
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schiebt ihn aus dem Kiosk.
    »Neuer Fan?«, fragt er, nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hat.
    »Wer ist der Kerl?«, fragt Paula zurück.
    »Keine Ahnung. Wohnt hier irgendwo.«
    »So schlau bin auch. Ich weiß sogar, wo er wohnt: mir gegenüber.«
    »Tut mir leid. Wenn du willst, verkaufe ich ihm nichts mehr.«
    »Lass gut sein, Bekir. Du musst schließlich auch dein Geld verdienen. Aber warum ist mir der Typ früher nie aufgefallen?«
    »Ist er mir auch nicht. Muss neu hier sein.«
    In der Straßenbahn blättert sie die Süddeutsche Zeitung durch. Vor allem, um nicht wieder angesprochen zu werden. Eigentlich passiert ihr das in letzter Zeit viel zu selten. Aber für heute hat sie genug.
    Die Artikel über das Fußballfinale erinnern sie an das Treffen mit Anselm und Marco. Gestern hat es sie amüsiert, wie Anselm das hübsche Bübchen bloßgestellt hat. Heute schämt sie sich für ihren Freund. Was hat Anselm damit bezweckt? Wenn er keine Lust mehr auf Marco hat, kann er ihm das doch auch anders zeigen. Oder es ihm einfach sagen, am besten unter vier Augen. Hat es am Alkohol gelegen? Es ist nicht das erste Mal, dass sie Anselms Verhalten nicht versteht, nachdem er getrunken hat. Ich will gar nicht wissen, denkt sie, was er in diesem Zustand anstellt, wenn ich nicht dabei bin. Sie überlegt, in der Universität anzurufen, um zu fragen, wie es ihm nach dem ganzen Kölsch geht. Und ob er wegen Marco vielleicht ein schlechtes Gewissen hat.
    Das Display ihres Telefons zeigt eine neue Nachricht an. Sofort zieht sich ihr Magen zusammen. Sie bekommt nur selten SMS . Ihre Handynummer steht nicht auf ihrer Website. Doch seit gestern Abend ist Paula sicher, dass Ulmer sie herausbekommen könnte. Anselms Demonstration hat keine Zweifel darüber gelassen, wie einfach Informationen im Netz zu beschaffen sind.
    Aber die Nachricht ist nicht von Ulmer. Richard hat ihr geschrieben. Nach monatelanger Funkstille meldet er sich jetzt fast wöchentlich. Merkwürdig, denkt sie und überlegt, ob sie die SMS überhaupt lesen soll. Durch den Lautsprecher wird die Haltestelle Poststraße angesagt. Hier muss sie umsteigen. Sie steckt das Telefon zurück in ihre Handtasche und verschiebt die Entscheidung, ob sie Richards Nachricht lesen soll, auf später.
    Julia wohnt zwischen Sülzgürtel und Beethovenpark in einem Reihenhaus mit kleinem Garten, Balkon und eigenem Parkplatz. Sie hat das Haus erst vor zwei Monaten gekauft. In unmittelbarer Nähe gibt es Tennisplätze. Mindestens dreimal in der Woche trainiert Julia dort. Zweimal hat sie auch Paula dazu überredet, doch der liegt nichts an Tennis. Sie bevorzugt das Fitnessstudio, in dem sie nur für sich schwitzt, ohne sich mit jemandem zu messen. Zwar spürt sie die Blicke auf ihrem Körper und bemerkt auch, dass die anderen Gäste des Studios sich ständig miteinander vergleichen. Ihr selbst jedoch sind die anderen und die Veränderungen ihrer Konfektionsgrößen egal.
    Auch heute ist Julia gerade erst vom Training zurückgekehrt, als Paula an ihrer Tür klingelt. Eine unbekannte junge Frau öffnet. Julia sei unter der Dusche, erklärt sie und bittet Paula herein.
    »Und wer sind Sie?«
    »Ich putze hier nur.«
    Paula wartet auf dem Balkon. Sie blickt in den Garten hinunter. Die Sträucher und Hecken sind ordentlich geschnitten, der Rasen gemäht, die Gartenstühle gestapelt. Paula kann sich nicht vorstellen, dass Julia sich selbst darum kümmert.
    Die bestätigt das, als sie im Morgenmantel auf den Balkon tritt. In jeder Hand trägt sie ein Glas Sekt.
    »Nein, das macht alles Mila«, sagt sie. »Sie putzt, kümmert sich um den Garten … ist einfach ein Goldstück. Hier, trink ein Glas mit mir.«
    Paula erklärt, dass sie kaum noch Alkohol trinke. »Das weißt du doch. Und bestimmt nicht schon am Vormittag.«
    »Spielverderberin.«
    »Musst du nicht drehen?«
    »Ich bin heute nicht dran. Dieter organisiert das echt klasse. Langes Rumsitzen gibt’s bei ihm nicht. Du kommst, wirst geschminkt, ziehst dich an, drehst deine Szenen, gehst wieder nach Hause. Alles streng nach Zeitplan.«
    Dass kein Meter Film vergeudet wird, sieht man der Serie leider auch an, denkt Paula. Aber sie sagt: »Dann hoffe ich mal, dass ich demnächst auch so einen geregelten Arbeitstag haben werde. Scheint sich ja zu lohnen.« Sie lässt ihren Blick über Haus und Garten schweifen.
    »Ich find’s ja eigentlich ein bisschen spießig«, meint Julia.
    »Schön, dass du es selbst sagst. Hab ich mich nämlich

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