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Kölner Kulissen

Kölner Kulissen

Titel: Kölner Kulissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Pranschke
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nicht getraut.«
    »Aber weißt du was?«, sagt Julia. »Es macht trotzdem Spaß.« Sie trinkt von ihrem Sekt.
    »Glaub ich dir. Ich muss mir daneben nur meine Wohnung vorstellen …«
    »Hat Dieter dich denn wegen einer Rolle angesprochen?«
    »Wir treffen uns heute Abend zum Essen.«
    Julia meint, das sei ja phantastisch, sie würden bestimmt bald zusammen drehen. Und das wäre doch nun wirklich ein Grund zum Anstoßen. Als Paula erneut ablehnt, ruft Julia ihre Putzfrau auf den Balkon und bietet ihr das zweite Sektglas an. Aber auch die will nichts trinken und verabschiedet sich. Sie sei für heute fertig.
    »Dann bis Donnerstag, Mila. Du weißt ja, wo dein Geld liegt«, sagt Julia und trinkt das zweite Glas Sekt selbst.
    Paula wartet, bis sie die Haustür ins Schloss fallen hört. Dann endlich tischt sie Julia ihre Geschichte auf. Ihre sorgfältig konstruierte Geschichte. Julia setzt sich in einen Korbsessel, stellt die Sektgläser auf einen niedrigen Tisch und hört zu. Am Anfang, als Paula von Konstantin und seiner Therapie spricht, spiegelt ihre Miene Bedauern und Mitgefühl. Sie greift nach Paulas Händen und drückt sie. Als Paula aber zum zweiten Teil ihrer Story kommt, lässt Julia ihre Hände wieder los. Sie lehnt sich im Korbsessel zurück und schlägt die Beine übereinander. Ihr Gesichtsausdruck verändert sich, aber Paula kann ihn nicht deuten. Als sie am Ende ihrer Geschichte angekommen ist, betrachtet Julia sie eine Weile stumm. Schließlich steht sie auf.
    »Lass uns reingehen.«
    Im Wohnzimmer schließt sie die Balkontür und die gekippten Fenster. Außerdem zieht sie die Vorhänge zu. Sie bittet Paula, sich zu setzen, und nimmt ihr gegenüber am Esstisch Platz. Wieder sieht sie ihr ein paar Sekunden in die Augen.
    »Erstens: Bist du wahnsinnig, mir so etwas auf meinem Balkon zu erzählen? Ich habe Nachbarn, Herrgott!« Auf dem Tisch zwischen ihnen steht die geöffnete Sektflasche. Julia füllt die beiden Gläser erneut, trinkt eines der beiden halb leer und sagt: »Zweitens: Ich glaub dir kein Wort.«
    »Aber, Julia –«
    Julia hebt die Hand und bringt Paula so zum Schweigen. »Warte«, sagt sie. »Ich helfe dir trotzdem, obwohl ich dir nicht glaube. Unter einer Bedingung: Du versuchst nie wieder, mir so einen Scheiß zu erzählen. Hältst du mich denn für total bescheuert?« Sie trinkt ihr Glas aus und knallt es auf den Tisch. »Ich weiß, wie krank dein Bruder ist. Und ich kann mir vorstellen, dass neue Therapien ein Heidengeld kosten – Geld, das du nicht hast. Ich finde es auch gut, dass du mich nicht anzupumpen versuchst, sondern dir überlegst, wie du das Geld selbst aufbringen kannst. Aber eine Sache nehme ich dir nicht ab …« Sie senkt die Stimme. »Dass du zufällig an das Koks gekommen bist. Dass du es gefunden hast. Wo gibt’s denn so was?«
    Während sie den letzten Satz spricht, weicht wieder alle Härte aus Julias Gesichtszügen. Sie beginnt zu lachen, leise erst, dann immer lauter. Sie hält sich eine Hand vor den Mund und schüttelt sich vor Lachen. Paula will etwas sagen, aber wieder hebt Julia die Hand, um sie zum Schweigen zu bringen. Sie bekommt sich unter Kontrolle, kichert noch ein wenig in sich hinein und trinkt aus dem zweiten Sektglas.
    »Ich will nicht wissen, woher du den Stoff hast«, sagt sie. »Aber ich bin froh, dass du zu mir gekommen bist. Man kann da an komische Vögel geraten. Aber nun zu deiner Frage …« Sie muss kurz aufstoßen, bevor sie weiterredet. »Ja, ich kann dir helfen, das Zeug zu verkaufen. Ich kenne genug Leute, die nach Vicos Tod auf dem Schlauch stehen.«
    Paula sieht ihr in die Augen. Ist darin ein anderer Ausdruck, als sie von Vicos Tod spricht? Ahnt sie etwas? Aber es bleibt das einzige Mal, dass in diesem Gespräch Vicos Name fällt. Falls Julia einen Verdacht hegt, woher das Kokain stammt, soll sie ihn lieber für sich behalten. Julia trinkt noch einen Schluck Sekt. Dann beugt sie sich über den Tisch zu Paula herüber und sagt: »Ein bisschen davon würde ich wohl auch selbst nehmen. Wie viel ist es überhaupt?«
    Paula riecht den Sekt in Julias Atem. Sie wendet ihr Gesicht zur Seite, holt Luft und sagt: »Ungefähr ein halbes Kilo.«
    Julia sinkt in den Korbsessel zurück und starrt Paula an. Ihr Morgenrock hat sich ein wenig geöffnet. Unterhalb ihres Schlüsselbeins spannt sich die Haut bei jedem Atemzug. Immer wenn Julia einatmet, zeichnen sich ihre Rippen ab. Tonlos formen ihre Lippen zwei Wörter: Wie viel?
    »Ein

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