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Kölner Kulissen

Kölner Kulissen

Titel: Kölner Kulissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Pranschke
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mit ihm im Bett warst. Mehr als einmal.«
    »Das hatte aber nichts mit Geld zu tun.«
    »Und auch nicht mit Rollen?«
    Da hat sie aufgelegt. Zitternd vor Wut hat sie noch minutenlang auf Anselms Toilettendeckel gesessen. Und währenddessen hat sich ihre Wut immer stärker in Misstrauen verwandelt.
    Warum hat Richard ausgerechnet Vico erwähnt? Sie hat daran denken müssen, wie ihr Vico am Abend seines Todes auf den Leib gerückt ist. Ein Gedanke hat begonnen, in Paulas Geist Gestalt anzunehmen. Im Grunde ein verrückter Gedanke, aber je mehr sie darüber nachgedacht hat, desto logischer ist er ihr erschienen.
    Richard war schwer getroffen, als sie ihn verließ. Nicht sein Herz, sondern sein Ego war gebrochen. Richard Petri verlässt man nicht. Und Paula, die bewunderte und umschwärmte Schauspielerin, war eine seiner wertvollsten Trophäen. Eine Weile hat er sich still verhalten. Als bräuchte er Zeit, um einen Plan zu entwickeln. Dann seine massiven Versuche, wieder mit ihr in Kontakt zu treten, die zahllosen E-Mails und SMS .
    Als sie sich neulich getroffen haben, hat er seine Kamera dabeigehabt. Er könne es sich jetzt erlauben, einfach zu fotografieren, was ihm gefalle, hat er gesagt. Hat dieser Satz einen versteckten Hinweis enthalten? Einen Hinweis, über den Richard sich insgeheim amüsiert hat, weil Paula ihn nicht verstanden hat?
    Was, wenn er sie schon seit Wochen verfolgt und fotografiert hat? Und wenn er ihr auch in der Nacht von Vicos Tod gefolgt ist? Am Telefon hat Richard versucht, sie zu erpressen: Geld gegen Sex. Es passt zu seinem Charakter, Macht nicht nur zu genießen, sondern sie auch auszunutzen. Was spricht dagegen, dass er sie demütigen will? Die Erpressung als Rache dafür, dass sie ihn verlassen hat?
    Richard weiß, wie schlecht es um Paulas Finanzen steht. Ebenso weiß er, dass sie kaum jemanden um einen solchen Betrag bitten kann. Und wenn sie das Geld doch aus anderen Quellen auftreiben würde? Das mag ein- oder zweimal funktionieren. Edgar G. Ulmer würde ihr weiterhin E-Mails schicken. Und irgendwann würde Paula sich doch an Richard wenden müssen.
    Auf Anselms Toilettendeckel sitzend, ist dieses Szenario für Paula immer weiter in den Bereich des Möglichen gerückt. Heute, während sie im Internetcafé vor dem Monitor an einem schwarzen Kaffee nippt, kommt es ihr nicht mehr so wahrscheinlich vor. Und der Plan, den sie heute früh nach dem Aufwachen auf Anselms Sofa ausgebrütet hat, klingt sogar noch verrückter als die Vorstellung von Richard als Erpresser. Aber sie muss endlich handeln. Das ist das Einzige, was sie mit Sicherheit weiß.
    Ihr neuer Plan birgt mindestens so viele Gefahren wie der Versuch, mit Julias Hilfe das Kokain zu verkaufen. Und obwohl dieser Versuch gescheitert ist und Julia das Leben gekostet hat, wischt Paula die Gedanken an alles Verrückte und Gefährliche beiseite. Was erwidert Keanu Reeves in »Matrix« auf die Feststellung, noch niemand habe so etwas je versucht? »Darum wird’s auch funktionieren.« Paula weiß nicht, ob ihr Plan aufgehen wird. Sie weiß nur, dass sie nicht ins Gefängnis will. Und dass davon niemand wieder lebendig werden würde.
    »Matrix« ist nur einer von drei Filmen, die sie gestern Abend bei Anselm angesehen haben. Auf seinem Plasmafernseher, der beinahe die Ausmaße einer Tischtennisplatte hat, haben sie danach einen Bogart-Streifen angeschaut, »Die barfüßige Gräfin«. »Das Leben benimmt sich manchmal so, als ob es zu viele schlechte Filme gesehen hat«, sagt Bogart darin. Für Paula hat das wie eine Bestätigung ihrer Gedanken über Richard geklungen: Anscheinend ist nichts Denkbares so verrückt, als dass es nicht tatsächlich passieren könnte.
    Nach der »Barfüßigen Gräfin« wollte Anselm schlafen gehen. Aber da hat Paula in seiner riesigen DVD -Sammlung »The Black Cat« entdeckt. Also haben sie auch noch den angeschaut. Die großen, heute übertrieben wirkenden Gesten der Schauspieler haben beide amüsiert. Und doch haben sie wieder feststellen müssen, dass Ulmers Horrorfilm aus der Reihe der Billigproduktionen herausragt.
    »Für das Genre muss ›The Black Cat‹ wegweisend gewesen sein«, hat Anselm gesagt. Bevor sie die DVD eingelegt haben, hat er es sich in einem Kimono aus Seide bequem gemacht.
    »Hat dir eigentlich schon mal jemand gesagt, dass du Ähnlichkeit mit Boris Karloff hast?«, hat Paula gefragt.
    »Na, schönen Dank für das Kompliment.«
    »Nein, wirklich. Vor allem, wenn du diesen Kimono

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