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Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall

Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall

Titel: Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Keller
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fest und tuschelten.
    Tuschelt ihr, dachte Siggi und konnte den Stolz auf Kathrin kaum verbergen. In einem unbeobachteten Augenblick zwinkerte sie ihm zu, bevor sie wieder für die Presse posierte. Er lächelte zurück. Vielleicht war das zu auffällig gewesen, dabei war es nur ein Reflex. Jedenfalls kam einer der Presseleute zu ihm und versuchte, ihn in ein Gespräch über ›Kay‹ und ihre Fotos zu verwickeln. Siggi verstand nicht das Geringste von dem, was der Mann sagte, murmelte ein paar unfreundliche Worte, bis der Kerl sich trollte. Sonst wagte kaum jemand den kräftigen Mann in dem weit geschnitten Anzug anzusprechen. Wie Kathrin das nur machte? Ihre Herkunft so lässig überspielen! Beneidete er sie darum? Zehn Minuten Fußweg trennten sie von ›Unter Krahnenbäumen‹, der Straße, die sie immer noch als ihre Heimat betrachteten, selbst wenn dort längst alle Alteingesessenen vertrieben waren. Zehn Minuten, die zwei Welten voneinander trennten.
    Traumwandlerisch sicher tanzte Kathrin auf den Festen beider Welten. Siggi übte noch. Er nahm sich ein zweites Glas Wein und spazierte die Bilder der Ausstellung ab. Anfangs, als Kathrin ihm das erste Mal einen Bildband mit moderner Fotografie vor den Latz geknallt hatte, hatte er irritiert auf die schwarz-weißen, teilweise verfremdeten Fotos geschaut. Zu Kathrins und mehr noch zu seiner Verwunderung hatte er dennoch rasch einen Zugang gefunden. Natürlich sprach er nicht in diesen abgehobenen Begriffen, wie sie der Pressefritze eben benutzt hatte, aber das tat Kathrin auch nicht, und so hatten sie über ihre gemeinsame Sprache schon bald verdutzt festgestellt, dass sie eine ähnliche Sicht auf die Kunst hatten – der alternde Schläger und die gerade 18-jährige Abiturientin.
    Dabei waren sie zu Beginn alles andere als begeistert gewesen, als Münzenberg ihm seine neue Aufgabe übertragen hatte. Als er Kathrin das erste Mal am Hansagymnasium abgeholt hatte, wären sie sich gegenseitig am liebsten an die Gurgel gegangen. Sie, weil er seinen Wagen, einen goldenen Mercedes, direkt vor dem Schultor geparkt hatte und lässig an der – wie sie es nannte – ›Zuhälterschleuder‹ lehnte. Er, weil sie ihn behandelte wie einen Angestellten und Bauerntölpel, weil er dachte, dass sie sich für etwas Besseres hielt als er und seinesgleichen. Mit ihren Haaren, den wilden Klamotten und der unvermeidlichen Kamera über der Schulter. Allein die gemeinsame Angst vor Münzenberg hatte sie zusammengeschweißt. Auf der Fahrt nach Hause knipste sie schweigend aus dem Fenster. Als er sie ansprach, knipste sie ihn. Danach schwieg er.
    Später erst, als er die Bilder sah, die sie an diesem Tag gemacht hatte, kamen sie ins Gespräch. Noch später verliebten sie sich ineinander. Ein unmögliche Verbindung. Anfangs glaubte er noch, genau das wäre es, was Kathrin an ihm gereizt hatte. Nicht nur, dass sie ihrem Vater eins auswischen konnte, indem sie mit dem Mann schlief, der auf sie aufpasste! Mehr noch: Hätte Münzenberg davon Wind bekommen, wäre er komplett ausgetickt. Siggi hätte diesen Wutanfall sicher nicht überlebt und er war sich nicht sicher, ob Kathrin, obschon Papas Prinzessin, heil aus der Sache herausgekommen wäre. Es war ein unheimlicher Thrill in dieser Liebe und Siggi brauchte bis zu ihrem gemeinsamen Wochenende an der belgischen Küste, um zu verstehen, dass dieses junge, kluge Ding tatsächlich ihn liebte. Um seinetwillen.
     
    Gegen zwei Uhr verließen sie die Galerie Sperber. Kathrin war völlig euphorisiert, Siggi stolz. Eigentlich wollten sie sich in der mittwochs geschlossenen Bar Chou Chou kurz mit Getränken eindecken, um zum Rheinufer weiterzuziehen, aber eins kam zum anderen und sie blieben länger als geplant im schummrigen Licht einer Sitzecke. Im Hinterzimmer meinte Siggi, ein Geräusch gehört zu haben, aber vielleicht hatte er sich das lediglich eingebildet.
    »Du nimmst deinen Job als Leibwächter manchmal einfach zu ernst und hörst die Bösen schon, bevor sie in der Nähe sind«, hatte Kathrin gesagt. Er hatte es dabei belassen. Es gab Schöneres zu tun als Küchen und Hinterzimmer zu kontrollieren. Langsam wurde es hell, als er sie zu Hause absetzte. In keinem Fenster brannte Licht, Helm schlief also bereits oder war selber noch gar nicht zu Hause. Besser so.
    »Wenn irgendetwas passiert mit mir«, sagte Kathrin zum Abschied, während sich der Himmel im Westen leicht erhellte, »warte auf mich in De Haan, ja?«
    »Was soll dir passieren? Ich

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