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Koenig Arsch - Mein Leben als Kunde

Koenig Arsch - Mein Leben als Kunde

Titel: Koenig Arsch - Mein Leben als Kunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Wehrle
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Stationen und viele Jahre verfolgt, lässt sich ein perfektes Puzzle Ihrer Interessen, ein scharfes Profil Ihrer Persönlichkeit, ja nahezu ein kompletter Lebenslauf zusammensetzen. Big Brother is watching you!
    Die Zahl der Cookies ist gewaltig, wie ein Testrechner des Wall Street Journal herausfand. Er besuchte fünfzig populäre Websites, von Yahoo bis eBay. Danach war er mit 3180 Spähdaten beladen, und 131 Firmen verfolgten den Testrechner beim weiteren Surfen über diverse Seiten hinwe g 69 – als würden Sie mit dem Auto nichts ahnend durch eine Straße fahren, während sich eine Kolonne von 131 Detektiven unsichtbar an Ihre Stoßstange heftet und Sie bis in den letzten Winkel verfolgt. Der perfekte Kunden-Überwachungsstaat!
    Während ich nichts ahnend durchs Internet surfe, wird hinter den Kulissen geschachert: Firmen wie BlueKai (Motto: »Ihr Kunde ist ein bewegliches Ziel«) verkaufen meine Ohrmarke weiter. Man ordnet mich Kundengruppen zu, etwa den heiratswilligen Immobilieninteressenten. Und jedes Mal, wenn ich eine neue Website anklicke, findet blitzschnell eine Auktion statt: Welche Firma darf mir ihre Anzeige präsentieren? Wenn sich die Seite öffnet, ist alles entschieden – und eine passgenaue Anzeige erwartet mich.
    Aber was spricht eigentlich dagegen, dass ich individuelle Werbung serviert bekomme? Zum Beispiel, dass die Cookies ohne meine Zustimmung in meinen Computer geschmuggelt werden, dass sie sich bei meinen Reisen durchs Internet als unsichtbare Parasiten an mich heften und dass sie aus mir, einem Menschen mit Geheimnissen und Eigenarten, einen gläsernen Kunden, ein Versteigerungsobjekt, ein Schaf mit Ohrmarke machen. Ich werde zur Verkaufsware herabgewürdigt, die Firmen hintergehen und verfolgen mich.
    Aber ich brauche keine 131 Detektive, die mich ausspionieren! Ich will selbst entscheiden, wer was über mich erfährt! Außerdem: Wie kann ich mir sicher sein, dass diese mit dem Zielfernrohr abgefeuerten Anzeigen mich nicht zu falschen Entscheidungen verlocken, zu überflüssigen Käufen, zu überteuerten Krediten, zu spontanen Abschlüssen, die ich ein paar Monate später bereue? Diejenigen, die meine Daten verhökern, achten nicht auf die Seriosität des Käufers, sondern nur darauf, wie viel Geld er ihnen über den Tisch schiebt.
    Mittlerweile habe ich zum Gegenschlag ausgeholt und meinen Computer für Cookies gesperrt, was mit wenigen Klicks möglich ist. Zwar gehen mir jetzt auch Waren in Einkaufskörben oder Wunschlisten auf Homepages verloren, weil sie auf Cookies basieren. Darauf kann ich zur Not verzichten. Nicht aber auf das, was mir die Firmen mit aller Gewalt rauben wollen: meine Privatsphäre.

8. Die Axt im Haus: Wenn der Handwerker (nicht) kommt

D as Handwerk hat längst keinen goldenen Boden mehr – aber Handwerker verdienen sich oft eine goldene Nase. Auf Kosten ihrer ahnungslosen Kunden. In diesem Kapitel erfahren Sie …
wie mich ein Handwerker-Überfallkommando im Morgengrauen aus dem Schlaf riss,
wie ein vergesslicher Monteur aus seiner Schlampigkeit ein Geschäft machte,
mit welchen zehn fiesen Tricks Sie bei Handwerkern rechnen müssen,
und warum einige Handwerker an der Haustür nicht die Schuhe, dafür aber die guten Manieren abstreifen.
    Ein Überfallkommando auf dem Dach
    Gibt es für Sie einen Ort der Ruhe, an den Sie sich gerne zurückziehen? Für mich ist das unser Sommerhäuschen in Mecklenburg, direkt am Rand eines Waldes. Hier grüßt mich der Kuckuck, hier hämmert der Specht. Und die ganze aufgeregte Welt mit ihrem Stimmengewirr und Maschinenbrummen hat keinen Zutritt. Diese Ruhe nutze ich, um mich zu entspannen oder wenn ich ein neues Buch schreibe.
    Das Grundstück ist so abgelegen, dass es nur von erwarteten Besuchern betreten wird. Nie von Fremden. Umso überraschter war ich, als mich letzten Herbst in der Morgendämmerung ein lautes Rumpeln aus dem Schlaf riss. Das Geräusch, ein fortgesetztes Knirschen, kam von der Außenwand des Hauses, an der sich offenbar jemand zu schaffen machte.
    Was sollte ich tun? Laut um Hilfe rufen (niemand würde mich hören!)? Die Polizei anrufen (mein Handy lag noch im Auto!)? Oder John Wayne spielen, die Haustür aufstoßen und mich mit den Störenfrieden duellieren?
    Draußen schepperte es weiter. In meinem Kopf lief ein Film ab. Ich sah eine Bande jugendlicher Randalierer, die unsere Gartenmöbel zu Kleinholz verarbeiteten und die Fassade besprühten wie eine Bushaltestelle in Berlin-Kreuzberg.
    Also gut, ich

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