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König Artus

König Artus

Titel: König Artus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Steinbeck
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allein. Niemand war bei Euch.«
    Lancelot setzte sich auf den Rand des samtbezogenen Bettes. »Was könnt ihr mit mir vorhaben?« fragte er verwirrt.
    Drei Königinnen lachten girrend, Morgan lächelte nur.
    »Mit einem willigen Gefangenen ist leichter umzugehen«, sagte sie. »Daher will ich Euch die Sache erklären. Wir vier haben alles, was das Herz begehrt: Güter, Reichtum, Macht und unfaßlich hübsche Dinge. Zudem haben wir dank unserer Künste Zugang zu Mächten jenseits und unter der Erde, ja, mehr noch: wenn unser Begehren sich auf etwas richtet, was nicht existiert, haben wir die Macht, es zu erschaffen. Ihr versteht also gewiß, daß für uns neues Spielzeug sehr rar ist. Und als wir den edelsten Ritter der Welt im Schlaf antrafen, dachten wir, daß Ihr diese Rarität seid, ein Ding, das wir noch nicht besitzen. Deshalb haben wir Euch zu unserem Gefangenen gemacht. Aber es gibt etwas, was wir nicht tun, weil es nicht in unserer Natur liegt: wir teilen nicht. Und weil wir nicht teilen, müssen wir um Euch kämpfen. Aber wenn wir früher um etwas gekämpft haben, war zuweilen am Schluß der Siegespreis so zerfleddert und zerfetzt, daß keine von uns ihn mehr haben wollte. Ihr werdet mir zustimmen, selbst den besten Ritter zu erringen, würde sich nicht lohnen, wenn er nur noch eine blutende, verstümmelte Fleischmasse wäre. Habt noch Geduld, Schwestern, ich bin fast am Ende. Wir haben beschlossen, Herr Ritter, es soll Euch überlassen bleiben, eine von uns zu wählen, und jede hat geschworen, sich an Eure Entscheidung zu halten. Hoffentlich kommt es auch so, denn diese Königinnen haben sich nicht immer an ihre Schwüre gebunden gefühlt.«
    Lancelot sagte: »Was geschieht, wenn ich keine von euch wähle?«
    »Nun, dann werden Euch leider für immer Finsternis und kalter Stein umschließen. Selbst der beste der Ritter würde unter solchen Umständen nicht lange am Leben bleiben, sollte er aber doch zu lange leben, würden ihm wohl Essen und Wasser entzogen werden. Aber vergeßt diese grausigen Aussichten. Jede von uns vier wird ihren Fall vertreten. Ein solches Plädoyer wird für uns etwas Lustiges sein, eine neue Erfahrung. Ich werde als letzte sprechen. Wollt Ihr beginnen, meine liebe Fürstin von Nord-Galys?«
    »Mit Freuden, Schwester.« Sie warf den Kopf nach hinten, daß ihr Haar züngelte wie eine rote Flamme. Sie senkte die Lider, so daß sie ihre smaragdgrünen Augen halb bedeckten. Dann bewegte sie sich wie eine schöne Katze auf Lancelot zu, und als sie nahe vor ihm stand, roch er den sinnverwirrenden Duft ihres Körpers, und es war der Geruch von Moschus. Seine Sinne bäumten sich leise schmerzend auf, und seine Zunge nahm den salzigen Geschmack der Brunst wahr. Die Stimme der Königin schnurrte, ein tiefes Schnurren, als versetzte es ihren ganzen Körper in Vibrationen.
    »Ich denke Ihr wißt, was ich Euch versprechen kann, Empfindungen, von denen Ihr nur schwach etwas ahnt – eine sich steigernde, wachsende, anschwellende, fast berstende Ekstase, ohne Sättigung, endlos, bis Ihr Euch von der Liebe gekreuzigt fühlt, schreiend nach dem Kreuz verlangt und mithelft, Euch die Nägel ins Fleisch zu treiben. Jeder weiße Nerv windet sich und nimmt teil an der dämonischen Entfesselung, peitscht sich hoch zu taumelnder, rasender Passion. Ihr leckt Euch die Lippen. Ihr glaubt, alles zu wissen. Doch was Ihr wißt, ist nur ein Flüstern im Vergleich zu dem Pandämonium, das ich Euch verheiße.«
    Er atmete keuchend und stoßweise, während sie zu ihrem Thron zurückging, sich setzte und ihn mit einem triumphierenden Katzenlächeln beobachtete. Und Morgan sagte: »Ihr seid eine Teufelin. Das war nicht fair. Antwortet Ihr nicht, hochedler Ritter, ehe Ihr die anderen gehört habt.«
    »Ist es fair, ihm die Möglichkeit zu geben, seine Sinne zu beruhigen?« sagte die grünäugige Königin.
    »Jetzt die Königin von den Äußeren Inseln«, sagte Morgan le Fay.
    Die Meereskönigin mit dem goldenen Haar saß still auf ihrem Thron, doch ihre Augen tanzten, denn in ihr lachte es.
    »Es war eine glanzvolle Darbietung, Sir«, sagte sie. »Ich erkenne es uneingeschränkt an. Der Raum ist noch ganz geschwängert davon. Ich möchte an meiner teuren Konkurrentin keine Kritik üben, aber mir scheint doch, daß man selbst ihrer Beschlagenheit in einer recht simplen Tätigkeit, in der Ziegen beschlagener sind als Menschen und Kaninchen allen anderen überlegen, nach einer Weile überdrüssig werden könnte. Es könnte

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