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König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: König der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
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nicht. Du bist das Echo eines Mannes, der einst ein junger Mann mit Fragen gewesen sein mag. Du selbst bist nie jung gewesen, nur neu.«
    »Und wie lautet deine Frage?«, fragte Fexler und schnitt eine finstere Miene.
    »Kannst du deine Existenz beenden?«, fragte ich.
    »Niemand wünscht sich ein Ende, Junge.«
    »Glaubst du, ich wünsche mir meins?«
    »Alle jungen Männer sind ein wenig in den Tod verliebt.«
    »Ich wäre mehr als nur ein bisschen darin verliebt, wenn ich tausend Jahre in einem Keller verbracht hätte.«
    »Es ist anstrengend gewesen«, räumte Fexler ein.
    »Ist dir überhaupt gestattet, dir ein Ende zu wünschen?«, fragte ich.
    »Du bist vom Tod besessen, Kind.«
    »Du hast meine Frage nicht beantwortet«, sagte ich.
    »Es ist mir nicht gestattet, die Frage zu beantworten.«
    »Kompliziert!« Ich wich zurück und setzte mich auf die unterste Stufe. »Nun … Was kannst du für mich tun?«
    »Ich kann dir drei Fragen geben.«
    »Wie ein Dschinn«, sagte ich.
    »Ja, aber von einem Dschinn bekommt man drei Wünsche. Noch zwei übrig.«
    »Es war eine Bemerkung, keine Frage!«, rief ich.
    Nachdenklich kaute ich auf der Lippe. »Schwörst du, ausführlich und ehrlich zu antworten?«
    »Nein. Noch zwei übrig.«
    Verdammt. »Erzähl mir von Waffen«, sagte ich.
    »Nein. Noch eine.«
    »Zeig mir das nützlichste tragbare Stück Erbauer-Technik in diesem Raum«, sagte ich.
    Fexler zuckte die Schultern und deutete dann auf etwas, das nach einem von mehreren Ventilen an der schwarz gewordenen Maschine aussah. Ich trat näher und sah es mir genauer an. Kein Ventil, etwas anderes. Ein Ring in einer Mulde.
    »Ich habe tragbar gesagt.«
    »Dreh es«, sagte Fexler.
    Ich wischte die Stelle mit dem Ärmel ab. Ein silberner Ring mit einem Durchmesser von sieben oder acht Zentimetern saß auf einem zylindrischen Vorsprung. Am Rand bemerkte ich mehrere Rillen und Nuten. Ich versuchte, den Ring zu drehen, was sich als sehr schwer erwies, aber als ich meine ganz Kraft darauf konzentrierte und meine Finger zu knacken begannen, gelang es mir schließlich, den Ring in Bewegung zu setzen.
    Nichts geschah.
    Ich drehte ihn erneut. Leichter diesmal. Und noch einmal. Ich drehte ihn mehrmals, und schließlich löste sich der Ring.
    »Hübsch«, sagte ich.
    »Sieh hindurch«, schlug Fexler vor.
    Ich hielt den Ring vors Auge. Für einen Moment geschah nichts, doch dann erschien ein Bild, ein blaues Rund mit weißen Mustern, sehr komplex und voller komplizierter Einzelheiten. Aus irgendeinem Grund fühlte ich mich an Alarichs Schneekugel erinnert. »Wundervoll«, sagte ich. »Was ist das?«
    »Deine ganze Welt. Aus einer Höhe von etwas mehr als zwanzigtausend Meilen gesehen.«
    »Da würde man lange fallen. Was hat es mit all den weißen Wirbeln auf sich?«
    »Es sind Wetterformationen.«
    »Wetter?« Es erschien mir unglaublich, Wolken nicht von unten, sondern von oben zu sehen, und aus solcher Entfernung,
dass ich ihre großen Muster erkennen konnte. »Wetter von wann? Aus deiner Zeit?«
    »Von heute. Von jetzt.«
    »Dies ist nicht einfach nur gemalt?«
    »Du siehst die Welt, wie sie passiert. Deine Welt«, sagte Fexler.
    Ich hielt den Ring ein wenig anders und fiel – oder glaubte zu fallen – nach unten und zur linken Seite, wie ein Adler im Sturzflug. Ein kleiner Kringel am Ende eines riesigen Wolkenwirbels füllte nun den Ring, und darunter zeigte sich Land, mit einem silbernen Faden, der sich durchs Grün und Braun schlängelte. Ich wankte, doch es gelang mir, das Gleichgewicht zu wahren.
    »Ich sehe einen Fluss!« Ein alter Instinkt erwachte. Argwohn veranlasste mich, den Ring mit den Bildern sinken zu lassen. »Warum?«
    »Warum was?«, fragte Fexler.
    Ich drehte den Ring zwischen Zeigefinger und Daumen. »Man hüte sich vor Geistern mit Geschenken, heißt es.«
    »Gemeint sind eigentlich die alten Griechen, aber am Prinzip gibt es nichts auszusetzen.« Fexler runzelte die Stirn. »Du hast etwas, das mich interessiert. Und wie sich herausstellt, bist du mehr, als du zu sein scheinst. Es geschieht nicht jeden Tag, dass ein Schlachtfeld meine Treppe herunterkommt.«
    »Ein Schlachtfeld?«
    »Du bist ein Nexus für zwei gegensätzliche Energieformen, junger Mann, die eine dunkel, die andere hell. Ich kenne Fachausdrücke dafür, aber ›dunkel‹ und ›hell‹ sind Beschreibung genug. Nach einer Weile werden sie dich auseinanderreißen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Es ist ein exponentieller Vorgang; das Ende wird

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