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König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: König der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
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Gogs Nicken am Rücken.
    »Dann sollten wir den Weg besser fortsetzen«, sagte ich. »Wir können uns nicht mehr vor ihm verstecken und sollten herausfinden, was er zu sagen hat.«
    Wir ritten weiter, und bald begann es zu regnen. Es war die Art von Regen, die im Frühling kommt und geht, kalt und plötzlich, ein Regen, der die Welt erfrischt zurücklässt.
    Heimrift liegt in Dänlor, ein ganzes Stück von den Reim-Ländern entfernt. Wir kamen gut voran und ritten mit dem Frühling, der eine Welle des Erwachens brachte – man hätte meinen können, wir trügen den Mai mit uns.
    Gorgoth lief oft neben mir und schien unermüdlich. Seine großen Füße, die fast wie Hufe wirkten, pochten über die Straße. Er sprach so selten, dass man sich wünschte , dass er sprach, als ob jedes Wort von ihm besonders wertvoll wäre, weil er so sparsam mit ihnen umging. Er erwies sich als tiefer Denker, obgleich er nie ein Buch gelesen hatte und von niemandem unterrichtet worden war. »Warum fragst du so viel?«, fragte er einmal, während er lief und seine Arme wie die der großen Maschine in York schwangen.
    »Das unerforschte Leben ist nicht lebenswert«, antwortete ich.
    »Sokrates?«
    »Woher zum Teufel weißt du das?«, fragte ich.
    »Jane.«
    Ich brummte. Jenes Kind hätte aus den dunklen Fluren der Leucrota greifen können, ohne sich auch nur einen Schritt von den Zugangshöhlen zu entfernen. Ich hatte einige der Pfade beschritten, auf denen Jane wandelte; die Pfade des Geistes können einen überall hinbringen.
    »Wer war sie für dich?«, fragte ich.
    »Meine älteste Schwester«, sagte Gorgoth. »Nur zwei von uns überlebten aus der Linie meiner Mutter. Der Rest …« Er warf einen Blick auf Gog. »Zu stark.«
    »Sie war ebenfalls feuerverflucht?« Ich erinnerte mich an den Tanz der geisterhaften Flammen um sie herum.
    »Sie trug den Fluch des Feuers, des Lichts und des Geistes.« Gorgoth kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen und beobachtete mich. Jane war wegen mir gestorben, wegen dem, was ich getan hatte, weil es mir gleichgültig gewesen war, ob sie lebte oder nicht. Der Honasberg war nicht nur auf den Nekromanten gefallen, sondern auch auf Jane. Der Falsche hatte überlebt. Ich stand noch immer in Chellas Schuld, für den Nubier und andere Brüder, aber selbst mein Verlangen nach Rache würde mich nicht dazu bringen, irgendwann in naher Zukunft in der glühenden Asche von Gelleth zu wühlen.
    »Verdammnis!« Mir fiel plötzlich ein, dass ich Taproot nach dem Toten König hätte fragen sollen. Die Aufregungen des Zirkus’ hatten mich ihn irgendwie vergessen lassen. Wenn man bedenkt, dass ein Dutzend und mehr abgetrennte Köpfe seinen Namen genannt hatten … Es ist ein Zeichen dafür, welche Macht Sägemehl und Theaterschminke entfalten können.
    Gorgoth drehte den Kopf, fragte aber nicht.
    »Wer ist der Tote König?«, fragte ich ihn. Gorgoth hatte genug mit Nekromanten zu tun gehabt, und wer konnte besser als Nekromanten über jemanden Bescheid wissen, der durch Leichen sprach?
    »Wer er ist, kann ich nicht sagen.« Gorgoth sprach im Rhythmus des Laufens. »Ich kann dir etwas darüber erzählen, was er ist.«
    »Ja?«
    »Eine neue Macht, die sich an den trockenen Orten hinter dem Schleier im Totland erhoben hat. Er spricht zu jenen, die ihre Kraft von dort beziehen.«
    »Sprach er zu Chella?«, fragte ich.
    »Zu allen Nekromanten.« Ein Nicken. »Sie wollten nicht zuhören, aber er zwang sie dazu.«
    »Wie?« Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sich Chella einfach so zu etwas zwingen ließ.
    »Furcht.«
    Ich lehnte mich im Sattel zurück und dachte darüber nach. Gorgoth lief stumm, ebenso schnell wie Brath, und ich dachte schon, dass ich kein Wort mehr von ihm hören würde. Doch dann sagte er: »Der Tote König spricht zu allen, die über den Tod hinaus sehen.«
    »Was sollte ich tun, wenn er zu mir spricht?«
    »Fliehen.«
    Gorgoths Schwester hatte mir einmal den gleichen Rat gegeben. Ich beschloss, ihn diesmal zu beherzigen.
     
    Wir kamen gut voran, und jeden Abend übte ich mit Makin. Ich lernte viel von ihm, und gelegentlich brachte ich ihm den einen oder anderen Trick bei. Einen neuen Trick hatte ich ihm bei unserer ersten Begegnung gezeigt, als er in der Hohen Burg Knappen ausbildete. Seit damals hatte dieser Vorgang eine langsame Umkehr erfahren. Irgendwann hatte sich Makin von einem Retter – von meinem Vater ausgesandt, um mich zu holen – in einen Gefolgsmann verwandelt. Und seit er

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