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König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: König der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
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Sindri.
    Es kann nicht schaden, jemandem zu trauen, insbesondere wenn einem gar nichts anderes übrig blieb. »Makin«, sagte ich.
    Makin und ich folgten Sindri in die Düsternis und den Rauch des großen Saals. Zuerst schien er leer zu sein. Lange, auf Böcken stehende Tische aus dunklem, poliertem Holz reichten durch die Dunkelheit, hier und dort mit einem Krug und einem Schinkenstück. Der Geruch von Rauch und Bier vermischte sich mit dem Gestank von Hunden und Schweiß.
    Auf der anderen Seite des Saals erhob sich ein von Fellen bedecktes Podium, und dort saß jemand auf einem thronartigen Stuhl aus Eichenholz. Sindri ging voraus. Ich strich mit den Fingern über einen Tisch, als wir ihm folgten, und fühlte die Glätte des Holzes.
    »Jorg und Makin«, stellte uns Sindri seinem Herrn vor. »Sie waren auf unserer Straße nach Norden unterwegs, Herzog Alarich.«
    »Willkommen im Dänland«, sagte der Herzog.
    Ich beobachtete ihn einfach nur. Ein großer Mann mit weißblondem Haar und einem bis auf die Brust reichenden Bart.
    Die Stille dauerte an.
    »Sie haben ein Ungeheuer dabei«, fügte Sindri verlegen hinzu. »Einen Troll der Grendel-Art, groß genug, um ein Pferd zu erwürgen.«
    Hinter meiner Stirn heulte ein Wasserspeier. »Du hast eine Schneekugel gebracht«, sagte ich.
    Der Herzig runzelte die Stirn. »Kenne ich dich, Junge?«
    »Du hast eine Schneekugel mitgebracht, ein Spielzeug der Alten. Und ich habe sie zerbrochen.« Es war ein einzigartiges Geschenk gewesen. Bestimmt erinnerte er sich daran, und vielleicht auch an die Habgier, mit der ein kleiner Junge es angestarrt hatte.
    »Ankrath?« Die Falten fraßen sich tiefer in die Stirn des Herzogs. »Jorg Ankrath?«
    »Genau der.« Ich verneigte mich.
    »Es ist lange her, junger Jorg.« Alarich stampfte mit dem Fuß, und mehrere Krieger kamen von einem Hinterzimmer in den Saal. »Ich habe Geschichten über dich gehört. Danke, dass du meinen dummen Sohn nicht getötet hast.« Er nickte in Richtung Sindri.
    »Was auch immer du über mich gehört hast, ich bin sicher, es ist übertrieben«, erwiderte ich. »Ich bin kein Mann der Gewalt.«
    Als Makin das hörte, musste er sich den Mund zuhalten. Sindri runzelte die Stirn, sah erst mich an, dann Makin und schließlich seinen Vater.
    »Was bringt dich ins Dänland, Jorg von Ankrath?«, fragte der Herzog. Er bot weder Wein noch Bier an, verlor auch keine Zeit mit dem Austausch von Geschenken.
    »Ich hätte gern Freunde im Norden«, sagte ich. Es war nicht Teil meiner Gedanken gewesen, aber manchmal mag ich jemanden auf den ersten Blick. Ich hatte Alarich Maladon vor acht Jahren gemocht, als er mit einem Geschenk für meine Mutter gekommen war, und er gefiel mir auch jetzt. »Dieser Ort scheint ein oder zwei Ernten versäumt zu haben. Vielleicht brauchst du einen Freund im Süden?«
    »Ein Mann der klaren Worte, wie?« Ich sah das Lächeln tief in seinem Bart. »Was ist mit dem südlichen Gesang und Tanz? Was ist mit all den schönen und lieblichen Worten in deinem Teil der Welt, mit ›Ich ersuche Euch‹ und ›Ich flehe Euch an‹ und dergleichen?«
    »Ich muss sie unterwegs verloren haben«, erwiderte ich.
    »Was willst du wirklich, Jorg von Ankrath?«, fragte Alarich. »Du bist nicht fünfhundert Meilen geritten, um den Axt-Tanz zu erlernen.«
    »Vielleicht wollte ich einfach nur die Wikinger kennenlernen«, sagte ich. »Erklär mir, woran dieses Land krankt. Ich ersuche Euch darum. Um nicht zu sagen, ich flehe Euch an.«
    Alarich lachte laut. »Echte Wikinger haben Salz in den Bärten und Eis in ihren Fellen«, sagte er. »Sie nennen uns Fitfirar , Landmänner, und halten nicht viel von uns. Meine Vorfahren
kamen vor langer Zeit hierher, Jorg. Wenn sie doch nur auf dem Meer geblieben wären. Ich habe zwar kein Salz in meinem Bart, aber es ist in meinem Blut. Ich habe es geschmeckt.« Er stampfte erneut, und eine untersetzte Frau mit gewickeltem Haar brachte Bier, ein Horn für Alarich und zwei Krüge für Makin und mich. »Wenn ich sterbe, muss mein Sohn ein Langboot kaufen und von Osheim bringen lassen. Mein Nachbar ließ sich seins von Einheimischen bauen. Wenn es jemals das Meer gesehen hätte, wäre es vermutlich noch im Hafen gesunken.«
    Wir tranken unser Bier, das sehr bitter und salzig war, als müsste alles diese Leute ans verlorene Meer erinnern. Ich stellte meinen Krug auf den Tisch, und der Boden bebte heftiger als zuvor, wie als Reaktion auf den Krug. Staub rieselte von den Dachsparren und

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