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König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: König der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
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große Schnee«, sagte Hobbs. »Das dürfte sein Ziel sein. Die Burg nehmen, bevor der große Schnee kommt. Den Winter am warmen Feuer verbringen. Und durch die Pässe, wenn der Frühling sie passierbar macht.«
    »Er will heute hinein«, erwiderte ich. »Spätestens morgen. Und er will durchs vordere Tor in die Burg.«
    »Warum?«, fragte Coddin. Er widersprach nicht, wollte aber verstehen.
    »Warum eine gute Burg vergeuden?«, antwortete ich. »Ein entschlossener Vorstoß, der uns zur Kapitulation zwingen soll. Ein bisschen Gnade, und er hat eine neue Feste, eine neue Garnison und nur wenige Reparaturen am Haupttor. Er macht ebenso wenig halbe Sachen wie ich. Energisch angreifen, schnell erledigen, was erledigt werden muss.«
    »Ein bisschen Gnade?«, wiederholte Makin. »Glaubst du, die berühmte Gnade des Fürsten von Pfeil hat die jüngsten Ereignisse überlebt?«
    »Vielleicht nicht«, sagte ich mit einem grimmigen Lächeln. »Aber ich beabsichtige auch gar nicht, darauf zurückzugreifen. Glaub mir, alter Freund: Diesmal kommt niemand mit dem Leben davon.«
    »Roter Jorg.« Makin schlug sich mit der Hand auf die Brust, wie vor Jahren bei Remagen.
    »Ein roter Tag.« Ich steckte zwei Finger in etwas, das vor wenigen Stunden gelebt und gelacht hatte, und strich mir
eine rote Linie erst auf die rechte Wange und dann auf die linke.
    Während wir nach unten ins Tal zurückkehrten, betasteten meine Finger das Kupferkästchen im Lederbeutel an meiner Hüfte. Den ganzen Tag hatte ich gefühlt, wie Sageous am Rand meiner Phantasie entlangkroch, wie er in die halben Träume und Tagträume schlüpfte, in die er Wege fand. Meine eigenen Quellen – ein Spionagenetz nicht annähernd so komplex wie seine Rivalen bei den Hundert – hatten mir mitgeteilt, dass dem Fürsten von Pfeil eine zweite Streitmacht zur Verfügung stand, viel kleiner als die vor meinen Toren, unterwegs nach Ankrath und zur Hohen Burg. Vermutlich sollte sie sicherstellen, dass die Truppen meines Vaters daheim blieben. Dass sich Sageous in meinen Träumen herumtrieb, konnte nur bedeuten, dass er sich auf die Seite des Fürsten gestellt hatte, nachdem die neue Machtverteilung klar geworden war. Vermutlich diente er ihm als Berater, mit der Absicht, ihn unter seine Kontrolle zu bringen.
    Andererseits … Es war auch denkbar, dass sich der Traumhexer nach wie vor in der Hohen Burg befand. Vielleicht wollte Sageous meine Pläne in Erfahrung bringen, um sie dem Fürsten anzubieten und mit ihnen für meinen Vater Ankraths Unabhängigkeit zu kaufen. Wie auch immer, ich würde sie ihm nicht zeigen.
    Ich nahm den Erinnerungsfaden, nach dem ich gesucht hatte, und zog daran. Die im Kästchen verstauten vorbereiteten Pläne erschienen mir immer als plötzliche Inspiration, als Momente der Erleuchtung, die bis dahin voneinander unabhängige Dinge in Zusammenhang brachten. Ich zog an dem Faden meiner Pläne, aber diesmal ging etwas schief. Trotz meiner Vorsicht öffnete sich das Kästchen einen Spaltbreit, und mit
dem inneren Auge sah ich dunkles Licht unter dem Deckel hervorkommen. Sofort schloss ich das Kästchen wieder – mit einem leisen Schnick schnappte der Deckel zu.
    Für einen langen Moment dachte ich, nichts sei daraus entkommen.
    Dann trug mich die Erinnerung fort.
     
    »Hallo, Jorg«, sagt sie, und meine klugen Worte verlassen mich.
    »Hallo, Katherine.«
    Und wir stehen zwischen den Gräbern, mit dem steinernen Mädchen und dem steinernen Hund zwischen uns. Blüten wirbeln wie rosarote Schneeflocken, als der Wind auffrischt, und ich denke an eine Glaskugel, vor langer Zeit zerbrochen, und frage mich, wie all dies zur Ruhe kommen wird.
    »Du solltest nicht allein hierherkommen«, sage ich. »Es heißt, in diesen Wäldern treiben sich Räuber herum.«
    »Du hast meine Vase zerbrochen«, sagt sie, und es freut mich, dass auch ihre Zunge zum Verräter geworden ist.
    Ihre Finger kehren zu der Stelle zurück, wo ich sie geschlagen habe, wo die Vase zerbrach und sie fiel.
    Ich habe die Menschen ins Grab gebracht, die ihr etwas bedeuteten, und sie spricht von einer Vase. Manchmal ist ein Schmerz so groß, dass wir uns an seinem Rand bewegen und nach einem Weg hinein suchen.
    »Um ganz ehrlich zu sein, du hast versucht, mich zu töten«, sage ich.
    Daraufhin runzelt sie die Stirn.
    »Ich habe hier meinen Hund begraben«, sage ich. Sie bringt mich bereits dazu, dumme Dinge zu sagen und ihr Geheimnisse zu verraten, von denen sie eigentlich gar nichts

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