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König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: König der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
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schneller Schutz. »Es steckt Böses in dir, Jorg«, sagt sie.
    »Vielleicht«, sage ich. »Es steckt Böses in vielen Menschen, in Männern wie Frauen. Ich zeige es nur deutlicher als andere.«
    Aber ich werde nachdenklich. Erst Corion, dann das Herz des Nekromanten. Ich könnte ihnen meine Exzesse zur Last legen, aber etwas sagt mir, dass ich für meine Fehler selbst verantwortlich bin.
    Sie beißt sich auf die Lippe, weicht zurück, strafft dann die Schultern. »Jedenfalls, ich habe mein Herz einem guten Mann geöffnet.«
    So klug und gerissen ich auch sein mag, daran habe ich nicht gedacht. Ich habe nicht daran gedacht, dass Katherine Augen für einen anderen Mann haben könnte.
    »Wen meinst du?«, frage ich hilflos.
    »Prinz Orrin«, sagt Katherine. »Den Fürsten von Pfeil.«
    Und ich falle.
     
    Fluchend prallte ich auf den steinigen Boden und schürfte mir die Hand auf; wenigstens blieb mein Gesicht verschont. Makin zog mich wieder auf die Beine. »Könige fallen auf dem Schlachtfeld, nicht auf dem Weg dorthin«, sagte er.
    Ich brauchte einen Moment, um die Erinnerung abzuschütteln. Nun, es gibt kaum etwas Besseres als eine harte Begegnung mit dem Boden und Blut an den Händen, um einen Mann in die Gegenwart zurückzuholen. Die Berge, bevorstehender Schnee und eine aus vielen Tausend Soldaten bestehende feindliche Streitmacht – echte Probleme, keine unangenehmen Erinnerungen, die besser vergessen bleiben sollten.
    »Es ist alles in Ordnung mit mir.« Ich klopfte auf den Lederbeutel an meiner Hütte. Das Kästchen war noch da. »Lasst uns diesen Pfeil brechen.«

24
Hochzeitstag
    Aus größerer Höhe wirkten selbst die vielen Tausend von Pfeil winzig, wie sie auf den Hängen bei der Spukburg und auf den Hügelkuppen im Osten verteilt waren. Der Anblick hätte mir vielleicht Mut gemacht, wenn meine Burg nicht noch kleiner ausgesehen hätte, auf drei Seiten umgeben von Kämpfern und noch mehr Kämpfern. Wintersonnenschein glänzte auf Speerspitzen und Helmen.
    Ob die Pläne des Fürsten von Pfeil meinen Vorhersagen eines entschlossenen Angriffs oder Makins und Coddins Vermutung einer Belagerung entsprachen, ließ sich noch nicht absehen. Klar war aber: Der zweite Angriff würde uns einen Preis abverlangen. In unserer Marschrichtung schwärmten die Truppen des Fürsten aus und bildeten eine Pufferzone. Fußsoldaten duckten sich hinter Felsen, und umgekippte Karren und aufgehäufte Kisten und Säcke mit Vorräten bildeten improvisierte Verteidigungsanlagen. Die Soldaten blieben in Deckung, während meine Wache Ziele aussuchte. Unsere Pfeile töteten oder verletzten Dutzende, aber die ganze Zeit über näherten sich die feindlichen Bogenschützenkolonnen von den Hügeln im
Osten. In nur fünf Minuten würden tausend von viertausend Bogenschützen des Fürsten das Feuer erwidern.
    »Sie sind nicht glücklich«, sagte Makin, der selbst nicht sehr glücklich wirkte.
    »Nein«, erwiderte ich. Das Gebrüll vom Heer des Prinzen kam mit dem Wind, war mal lauter, mal leiser. Kein wahrer Krieger liebt Bogenschützen oder das Bogenschießen. Der Tod kommt aus der Ferne geflogen, und persönliches Geschick und Ausbildung können kaum vor ihm schützen. Ich erinnerte mich daran, wie Maical vor vier Jahren vom Grauschimmel gefallen war, als hätte er plötzlich vergessen, wie man ritt. Das Heranrücken der Bogenschützen des Fürsten gefiel mir ebenso wenig wie Makin. Die plötzliche Ankunft eines Pfeils an der falschen Stelle würde meine kleine Geschichte der Bosheit und der Wagnisse schnell beenden.
    »Wir sollten aufbrechen«, sagte Coddin.
    »Die Soldaten folgen uns erst, wenn die Bogenschützen da sind«, gab ich zurück.
    »Und warum sollten wir wollen, dass sie uns folgen?«, fragte Coddin. »Die Bergstürze waren recht beeindruckend, zugegeben. Aber das lässt sich nicht wiederholen.«
    »Oder?«, fragte Hobbs rechts von mir hoffnungsvoll.
    »Nein«, sagte ich. »Aber wir müssen so viele Soldaten wie möglich fortlocken. Die Burg kann uns helfen, aber nicht, solange sie es mit so vielen Feinden zu tun hat. Und, meine Herren, denkt an die wunderschöne Königin … Mi-Soundso …«
    »Miana«, sagte Coddin.
    »Ja. Genau die. Königin Miana. Erinnert die Männer daran, wofür wir kämpfen, Hobbs.«
    Und so war Coddin: Er beobachtete und erinnerte sich. Der Mann hatte eine Mischung aus Anstand und Zurückhaltung,
die etwas in mir berührte – Eigenschaften, die ich nie besitzen würde, die ich aber sehr zu

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