Koenig der Murgos
schauen müßt, ist Tüchtigkeit.
Als nächstes Loyalität gegenüber Euch – und Eurer Mutter.«
»Niemand ist loyal zu mir, Belgarion. Meine Untertanen verachten mich.«
»Ihr werdet Euch wahrscheinlich wundern. Ich glaube nicht, daß es den geringsten Zweifel an Oskatats Loyalität gibt –
oder an seiner Tüchtigkeit. Es wäre vielleicht gut, damit zu beginnen. Laßt ihn Eure Staatsdiener auswählen. Sie werden damit anfangen, ihm loyal zu sein, und mit der Zeit werden sie auch euch achten.«
»Daran hatte ich nie gedacht. Glaubt Ihr wirklich, daß es funktionieren könnte?«
»Ein Versuch schadet auf keinen Fall. Um ehrlich zu sein, mein Freund, Ihr habt da ganz schöne Sitten einreißen lassen.
Das alles wieder in Ordnung zu bringen, wird eine Weile dauern. Aber irgendwo müßt Ihr ja anfangen.«
»Ihr habt mir da viel zum Nachdenken gegeben, Belgarion.«
Urgit schaute sich fröstelnd um. »Es ist sehr ungemütlich hier draußen. Wohin ist Kheldar eigentlich verschwunden?«
»Er ist hineingegangen. Ich glaube, er versucht sich zu kurieren.«
»Es gibt tatsächlich etwas, das dies kurieren kann?«
»Manche Alorner empfehlen, mehr von dem zu trinken, wovon einem übel geworden ist.«
Urgits Gesicht wurde noch fahler. »Mehr?« rief er entsetzt.
»Wie können sie nur?«
»Alorner sind für ihren Mut bekannt.«
Urgit blickte ihn mißtrauisch an. »Einen Moment!« sagte er.
»Würde ich mich dann morgen nicht wieder genauso fühlen?«
»Wahrscheinlich. Das könnte erklären, weshalb Alorner ge-wöhnlich nach dem Aufstehen so schlechte Laune haben.«
»Das ist dumm, Belgarion.«
»Ich weiß. Murgos haben kein absolutes Monopol auf Dummheit.« Garion blickte auf den bibbernden Mann. »Ihr solltet jetzt lieber hineingehen, Urgit«, riet er ihm. »Ihr wollt Euch doch nicht zu allem Überfluß auch noch erkälten.«
Am Spätnachmittag ließ der Regen nach. Der murgosische Kapitän blickte zu dem immer noch drohenden Himmel, dann zu den Klippen und zerklüfteten Riffen, die aus dem aufgewühlten Wasser ragten, und befahl seiner Mannschaft vorsichtshalber, die Segel zu reffen und Anker zu werfen.
Bedauernd holten Durnik und Toth ihre Angelseile ein und blickten stolz auf das gute Dutzend silbern schimmernder Fische, die zu ihren Füßen auf dem Deck lagen.
Garion ging zu ihnen und bewunderte ihren Fang. »Nicht schlecht«, lobte er.
Durnik maß den größten Fisch mit den Händen. »Etwa drei Fuß«, stellte er fest. »Aber sie sind Elritzen verglichen mit dem großen, der uns entging.«
»So ist es meistens«, sagte Garion. »Oh«, fügte er hinzu.
»Noch was, Durnik. Ich würde sie erst ausnehmen, ehe ich sie Pol zeigte. Du weißt, was sie davon hält.«
Durnik seufzte. »Du hast wahrscheinlich recht.«
An diesem Abend, nachdem sie sich alle an dem Fang gelabt hatten, blieben sie um den Tisch in der Achterkajüte sitzen und unterhielten sich müßig.
»Glaubst du, Agachak hat Harakan inzwischen eingeholt?«
fragte Durnik Belgarath.
»Das bezweifle ich«, antwortete der alte Mann. »Harakan ist gerissen. Wenn Beldin ihn nicht erwischen konnte, dürfte Agachak erst recht kein Glück haben.«
»Lady Polgara!« rief Sadi plötzlich entrüsteten Tons. »Bitte sorgt dafür, daß sie damit aufhört!«
»Wovon redet Ihr, Sadi?«
»Von der Markgräfin Liselle. Sie verzieht mir meine Schlange!«
Mit einem mysteriösen Lächeln fütterte Sammet Zith behutsam mit Rogen von einem der großen Fische, die Durnik und Toth geangelt hatten. Die kleine grüne Schlange schnurrte zufrieden und wartete halbaufgerichtet auf den nächsten Lecker-bissen.
18
Während der Nacht kam Wind auf, kalte Böen, die stark nach staubigem altem Eis rochen, und aus dem Regen des vergangenen Tages waren Graupel geworden, die auf die Takelung rasselten und ratternd wie Steinchen über die Deckplanken rollten. Wie üblich stand Garion früh auf und schlich barfüßig aus der winzigen Kabine, die er mit Ce'Nedra teilte, um seine schlafende Gemahlin nicht aufzuwecken. Er folgte dem dunklen Gang, vorbei an den Kabinen der ebenfalls noch schlafen-den Gefährten, und betrat die Achterkajüte. Eine lange Weile schaute er aus den Fenstern, die um das Heck des Schiffes führten, auf die windgepeitschten Wellen und lauschte dem leisen Knarren des Ruderschafts, der durch die Mitte der Kajü-
te zum Ruderblatt im dunklen Wasser unter dem Heck führte.
Als er sich niedersetzte, um seine Stiefel anzuziehen, öffnete sich die Tür, und
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