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Koenig der Murgos

Koenig der Murgos

Titel: Koenig der Murgos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Durnik trat ein. Er bürstete sich die Eiskörner des auf das Deck trommelnden Graupelschauers aus den Falten seines Umhangs.
    »Ich fürchte, wir werden die nächste Zeit nur langsam vorankommen«, sagte er zu Garion. »Der Wind hat sich gedreht und bläst nun direkt aus dem Süden. Wir fahren geradewegs hinein. Die Mannschaft setzt sich bereits an die Ruder.«
    »Konntest du herausfinden, wie weit es in etwa noch zur Spitze der Halbinsel ist?« fragte Garion. Er stand auf und stampfte, um die Füße richtig in die Stiefel zu kriegen.
    »Ich habe mich eine Weile mit dem Kapitän unterhalten.
    Nach seinen Worten sind es nur noch ein paar Seemeilen. Am Südende befindet sich jedoch eine kleine Inselgruppe, und er will warten, bis der Sturm nachläßt, ehe er das Schiff zwischen den Inseln hindurchsteuert. Er ist kein großer Seemann, und das hier ist kein besonderes Schiff, deshalb ist er vermutlich übervorsichtig.«
    Garion beugte sich vor, er stützte die Hände auf ein Fen-sterbrett und schaute hinaus auf die stürmische See. »Dieses Wetter kann noch eine Woche anhalten«, bemerkte er. Er drehte sich um und sah seinen Freund an. »Hat unser Kapitän seine Fassung überhaupt ganz wiedergewonnen? Seine Augen sahen etwas wild aus, als wir Rag Urga verließen.«
    Durnik lächelte. »Ich glaube, er führt Selbstgespräche und versucht sich einzureden, daß er gar nicht wirklich gesehen hat, was dort geschehen ist. Aber er zuckt immer noch zusammen, wenn Pol in seine Nähe kommt.«
    »Gut. Ist sie schon wach?«
    Durnik nickte. »Ich machte ihr Tee, ehe ich an Deck ging.«
    »Wie, glaubst du, würde sie reagieren, wenn ich sie bitte, den Kapitän noch ein bißchen einzuschüchtern?«
    »Ich weiß nicht, ob ich das Wort ›einschüchtern‹ benutzen würde, Garion«, sagte Durnik. »Versuch statt dessen ›mit ihm reden‹ oder ›ihn überzeugen‹. Pol glaubt nicht, daß, was sie tut, einschüchtern ist.«
    »Aber sie schüchtert ein.«
    »Natürlich, nur sieht sie es anders.«
    »Gehen wir zu ihr.«
    Polgaras und Durniks Kabine war so winzig und eng wie al-le anderen auf diesem schwerfälligen Schiff. Zwei Drittel des Raums nahm das Bett ein; es war aus Planken gebaut, die aus den Schotten zu wachsen schienen. Polgara saß mitten auf dem Bett in ihrem blauen Lieblingsmorgenrock. Sie hielt eine Tasse Tee in der Hand und blickte durch das Bullauge auf die graupelgepeitschten Wogen.
    »Guten Morgen, Tante Pol«, grüßte Garion.
    »Guten Morgen, Liebes. Wie nett, daß du mich besuchst.«
    »Geht es dir wieder gut?« fragte er. »Ich habe gehört, daß dich der Vorfall im Hafen sehr mitgenommen hat.«
    Sie seufzte. »Ich glaube, das Schlimmste daran war, daß ich keine Wahl hatte. Sobald Chabat den Dämon beschworen hatte, war sie nicht mehr zu retten – aber ich war es, die ihre Seele vernichten mußte.« Aus ihrer Stimme klang tiefes, anhaltendes Bedauern, und ihr Gesicht war sehr ernst. »Könnten wir über etwas anderes sprechen?« bat sie.
    »Selbstverständlich. Würdest du mir bitte einen Gefallen tun und für mich mit jemandem reden?«
    »Mit wem?«
    »Dem Kapitän. Er will ankern, bis das Wetter besser wird, und ich möchte lieber nicht so lange warten.«
    »Warum sprichst du nicht selbst mit ihm, Garion?«
    »Weil die Leute dir aufmerksamer zuhören als mir. Würdest du es tun, Tante Pol? Mit ihm sprechen, meine ich?«
    »Du möchtest, daß ich ihn einschüchtere?«
    »Also, ich würde es nicht gerade ›einschüchtern‹ nennen, Tante Pol«, protestierte er.
    »Aber du meinst es, Garion. Sag immer, was du meinst.«
    »Wirst du es tun?«
    »Na gut, wenn du möchtest. Würdest du nun auch etwas für mich tun?«
    »Alles, Tante Pol.«
    Sie streckte ihm ihre Tasse entgegen. »Glaubst du, du könntest mir noch einen Tee machen?«
    Nach dem Frühstück schlang sich Polgara ihren blauen Umhang um und ging an Deck. Der Kapitän änderte seine Pläne, kaum daß sie ihm erklärt hatte, was sie wollte. Dann kletterte er auf den Großmast und verbrachte den ganzen Vormittag auf dem Ausguck hoch oben im heftig schaukelnden Mast-korb.
    An der Südspitze der Urga-Halbinsel schwang der Rudergänger die Pinne herum, und das Schiff krängte hart nach Backbord. Es war leicht zu verstehen, weshalb der Kapitän die Passage zwischen den Inseln bei schlechtem Wetter hatte vermeiden wollen. Die Strömungen und Gezeiten wirbelten durch die schmalen Fahrrinnen, der Wind zerfetzte die Kronen der rollenden Wellen, und die Brandung

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