Koenig der Murgos
schäumenden Linie, dem höchsten von den Wellen er-reichbaren Punkt.
»Wir haben drei Pferde verloren, und den gesamten Proviant«, erklärte Garion Belgarath und Polgara. »Alles andere haben wir, glaube ich – außer den Sachen, die wir in den Kabinen zurücklassen mußten.«
Belgarath blinzelte in den Regen hoch. »Wir können das Ge-päck neu aufteilen«, meinte er. »Aber wir brauchen Nah-rungsmittel!«
»Haben wir Ebbe oder Flut?« erkundigte sich Silk, als er den letzten Beutel auf dem Stapel ihrer Habe ablud.
Durnik spähte mit zusammengekniffenen Augen auf die sturmgepeitschte Einfahrt zum Gorandmeer. »Ich glaube, die Flut fängt gerade an zurückzuweichen.«
»Dann haben wir wenigstens damit kein größeres Problem«, stellte der kleine Mann fest. »Suchen wir ein windgeschütztes Fleckchen und warten auf die Ebbe.«
»Euer Plan hat nur einen Haken, Fürst Kheldar.« Sadi blickte zum oberen Ende des Strandes. »Ihr vergeßt die murgosischen Seeleute. Sie sind auf einer einsamen Küste gestrandet, und mindestens ein Dutzend malloreanische Schiffe fahren die Kü-
ste auf und ab, um sie zu finden. Malloreanern macht es fast soviel Spaß wie Alornern, Murgos zu töten. Also werden diese Seeleute so rasch wie möglich von hier verschwinden wollen.
Es wäre demnach nicht klug, die Pferde aus den Augen zu lassen – wenn wir sie behalten wollen.«
»Beladen wir die Lastpferde und reiten los«, beschloß Belgarath. »Ich glaube, Sadi hat recht. Wir können später wiederkommen und sehen, was noch vom Schiff zu retten ist.«
Sie verteilten das Gepäck auf die überlebenden Lasttiere und sattelten ihre Pferde.
Die Seeleute, angeführt von einem großen, breitschultrigen Murgo mit einer häßlichen Narbe unter dem linken Auge, kamen den Strand wieder herunter. »Wohin wollt Ihr die Pferde schaffen?« fragte er scharf.
»Ich glaube nicht, daß Euch das etwas angeht«, entgegnete Sadi kühl.
»Es geht uns sehr wohl etwas an, nicht wahr, Kameraden?«
Die durchnäßten Seeleute brummten ihre Zustimmung.
»Die Pferde gehören uns«, erklärte Sadi.
»Das ist uns egal. Wir sind in der Überzahl und können uns nehmen, was wir wollen!«
»Warum Zeit mit Quatschen vergeuden?« brüllte ein Murgo hinter dem Narbengesichtigen.
»Ja, warum?« Der Breitschultrige zog ein kurzes, rostiges Schwert aus der Scheide an seiner Hüfte, dann schwenkte er es, blickte über die Schulter und schrie: »Mir nach!« Doch schon stürzte er, sich windend und vor Schmerz brüllend, in den nassen Sand und langte nach seinem gebrochenen rechten Arm. Ohne die Miene zu verziehen, hatte Toth mit einer fast unmerklichen Bewegung das schwere Stemmeisen in seiner Hand geworfen, daß es mit einem Surren durch die Luft wirbelte, das mit einem scharfen Knacken endete, als der Schwertarm des Murgos brach.
Erschrocken durch den plötzlichen Sturz ihres Anführers wichen die Seeleute zurück. Dann trat ein stoppelbärtiger Murgo vor und hob einen schweren Bootshaken. »Auf sie!«
brüllte er. »Wir brauchen diese Pferde, und wir sind mehr als sie!«
»Vielleicht solltet Ihr lieber noch einmal nachzählen«, riet ihm Polgara eisig. Noch während Garion vorwärtstrat und sein Schwert aus der Hülle zog, spürte er etwas Seltsames, Schattenhaftes zu seiner Linken. Er blinzelte ungläubig. Als wäre er wahrhaftig hier, stand die Erscheinung des riesenhaf-ten rotbärtigen Barak neben ihm.
Von rechts erklang ein Rasseln, und da war auch, in voller Rüstung, naß im Regen glänzend, Mandorallen, und hinter ihm kam Hettar heran. »Was dünkt euch, meine Lords?« sagte vergnügt die Gestalt, die der unbesiegbare Baron von Vo Mandor zu sein schien. »Sollten wir diesen Buben die Möglichkeit gewähren zu fliehen, ehe wir uns auf sie stürzen und ihr Herzblut vergießen?«
»Der Anstand verlangt, daß wir ihnen die Chance geben«, grollte die Erscheinung Baraks. »Was meinst du, Hettar?«
»Sie sind Murgos«, antwortete Hettar mit seiner ruhigen Stimme eisig und zückte seinen Säbel. »Töten wir sie gleich hier. Dann vergeuden wir keine Zeit damit, sie später einen nach dem anderen jagen zu müssen.«
Die drei Erscheinungen, etwas größer als im wirklichen Leben, stapften grimmig auf die zurückweichenden Seeleute zu.
Garion, dem schmerzhaft bewußt war, daß er in Wahrheit ganz allein war, schritt mit tief gehaltenem Schwert vorwärts.
Da bemerkte er auf der anderen Seite des Phantombaraks Toth mit seinem riesigen Stab. Und hinter ihm
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