Koenig der Murgos
gieren, und es bestand die Gefahr, daß es breitseits schwang. »Haltet es gerade!« schrie Belgarath. Die Adern an seinen Schläfen quollen hervor, und er hatte die Lippen zusammengebissen.
Garion plagte sich. Solange das aufgebrochene Schiff schnell genug war, konnten sie verhindern, daß Wasser durch das zerschmetterte Heck eindrang, aber wenn es sich breitseits in die Wellen legte, würde sich die geringere Geschwindigkeit als katastrophal erweisen – die See würde es unerbittlich in die Tiefe ziehen. Mit der Kraft seines Willens packte Garion den Bug und hielt das Schiff starr auf Kurs, während er es gleichzeitig weiter zum Strand trieb.
Noch dreihundert Meter. Schwitzend und angespannt konnte Garion die gischtende Brandung sehen, die sich auf den sandigen, mit kleineren Felsbrocken übersäten Strand warf.
Zweihundert Meter. Er konnte das Donnern der Wellen hö-
ren.
Einhundert Meter. Nun spürte er das schwerfällige Schwellen der gewaltigen Welle, die sich unter ihnen hob und sie in die Sicherheit des nahen Strandes trug.
Und dann, gerade als der Bug den gischtbedeckten Sand be-rührte, zog sich die mächtige Welle zurück, die sie auf den Strand getragen hatte. Es folgte ein grauenvolles, erschreckendes Krachen vom Mittschiff, als es auf einen Felsbrocken aufsetzte, der unter Wasser nicht zu sehen gewesen war. Wieder wurde Garion von den Füßen gerissen, er flog aufs Gesicht, und der Aufprall betäubte ihn fast.
Die Brandung donnerte immer noch um sie, und das Zersplittern von Holz mittschiffs schmerzte in den Ohren, aber sie waren in Sicherheit. Der Bug des Wracks hatte sich fest in den nassen Sand des Strandes gebettet. Als Garion sich schmerzhaft auf die Füße plagte, war er von seiner ungeheuren Anstrengung schwach und wie ausgelaugt. Plötzlich schwankte das Deck auf merkwürdige Weise, und von mittschiffs war weiteres Krachen und Splittern zu hören.
»Ich glaube, der Kiel ist gebrochen, als wir auf dem Felsen aufschlugen«, sagte Durnik. Sein Gesicht war grau vor Erschöpfung, und er zitterte sichtlich. »Sehen wir zu, daß wir alle von Bord auf den Strand bringen.«
Belgarath erhob sich vom Speigatt. Auf seiner Wange zeichnete sich eine rote Schürfwunde und ein Bluterguß ab, Regen und Gischt vermischten sich auf seinem Gesicht, und wilder Grimm brannte in seinen Augen. Er fluchte heftig. Plötzlich schwand sein Zorn. »Die Pferde!« rief er. »Sie sind unten im Laderaum! Durnik!«
Der Schmied rannte bereits nach vorn zu der zersplitterten Ladeluke. »Sagt Toth, er soll mir helfen!« brüllte er über die Schulter. »Wir müssen die Pferde hinausschaffen!«
»Garion!« bellte Belgarath. »Holen wir alle aus den Kabinen!
Ich glaube nicht, daß wir viel Zeit haben, ehe dieses Wrack ganz auseinander bricht.«
Der Wind peitschte Regen und Gischt gegen ihre Gesichter, als sie sich vorsichtig auf dem schräg liegenden Deck vorwärtskämpften. Rasch tauchten sie durch das Achterluk zum Niedergang. Der schmale Korridor hallte vom Krachen des berstenden Holzes mittschiffs.
Die Achterkajüte war völlig verwüstet. Durch den Aufprall am Riff und dem noch schlimmeren, der dem Schiff das Rückgrat gebrochen hatte, war sämtliches Mobiliar aus seinen Hal-terungen gerissen worden. Geborstene Holzstücke lagen herum, und die Heckfenster waren alle gebrochen und aus ihren Rahmen gerissen. Gischt und Regen drangen durch die gähnenden Öffnungen.
Ce'Nedra und Prala, die sich aneinanderklammerten, wirkten verängstigt. Urgit hielt sich am Ruderschaft fest, als erwarte er einen weiteren schrecklichen Aufprall. Und Sadi lag in einer Ecke, und hatte schützend die Arme um sein rotes Lederkästchen geschlungen. Polgara jedoch machte ein wütendes Gesicht. Sie war patschnaß. Das Wasser, das durch das zerschmetterte Heck eindrang, hatte ihre Kleider durchnäßt, und ihr Haar klebte am Kopf. Sie sah zutiefst gekränkt aus.
»Willst du mir verraten, was du angerichtet hast?« wandte sie sich heftig an Belgarath, als er und Garion durch die zerbro-chene Tür traten.
»Wir liefen auf einem Riff auf, Pol«, erklärte er. »Da das Schiff Wasser schöpfte, mußten wir es an den Strand bringen.«
Sie dachte einen Augenblick darüber nach und suchte offenbar etwas daran auszusetzen.
»Darüber können wir uns später weiter unterhalten«, sagte ihr Vater und sah sich um. »Sind alle unverletzt? Wir müssen sofort raus aus diesem Wrack.«
»Es geht uns so gut, wie unter diesen Umständen zu erwarten ist,
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