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König der Seelen (Höllenfeuer) (German Edition)

König der Seelen (Höllenfeuer) (German Edition)

Titel: König der Seelen (Höllenfeuer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Conrad
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finster zu ihnen hinüber.
    Raphael legte den Kopf schief und sah fragend zu ihm hinüber. Es war offensichtlich, dass Michael ihretwegen hier war, doch woher konnte er gewusst haben, dass sie hierher kommen würden? Und warum sah er so zornig aus?
    Michael ließ seinen Blick einmal hastig durch den Korridor schweifen, doch es war niemand zu sehen. Wieder fokussierte er Raphael, trat einen Schritt zur Seite und vollführte dann eine spöttische Geste, mit der er die beiden in die Kapelle einlud.
    Zögernd setzte Raphael sich in Bewegung, Eleanor griff nach seiner Hand und folgte ihm. Diese Situation war zutiefst unheimlich und selbst sie hatte erkannt, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen ablief. Jetzt ging es nicht mehr allein um die Rivalitäten zwischen den beiden, hier war etwas anderes im Gange. Etwas, dass gefährlich zu werden drohte. Die Frage war allein … für wen? Eine Gänsehaut lief ihr über den Rücken, während sie mit Raphael an Michael vorbeiging. Merkwürdig – warum strahlte er in diesem Augenblick so eine ungewohnte und furchterregende Aura aus? So kannte sie ihn gar nicht.
    Die Kapellentür fiel hinter ihnen ins Schloss. Raphael und Eleanor wandten sich um und sahen zu Michael hinüber, dessen düsterer Blick ganz allein auf Raphael geheftet war.
    „Ich weiß, was du bist!“, sagte er schließlich in die Stille hinein.
    Raphael sah ihn amüsiert an. „Was bin ich denn?“
    „Du bist ein Dämon!“
    Zu Eleanors Überraschung lachte Raphael leise auf. „Ein Dämon? Andere würden mich einen Engel nennen. Wie kommst du überhaupt darauf?“
    Einen Augenblick lang herrschte Stille. Dann spie Michael es förmlich heraus: „Sie hat es mir gesagt!“
    Langsam begann Raphael auf Michael zuzugehen, während er nachdenklich den Kopf schieflegte. „Sie?“, fragte er, obwohl er längst wusste, wer hier seine Finger im Spiel hatte.
    „Sie sagte, ihr Name sei Lilith!“, warf Michael ein.
    Eleanor hielt vor Schreck die Luft an. „Du hast Lilith gesehen?“
    Zum ersten Mal heute blickte Michael sie nun direkt an. „Du scheinst sie ja offensichtlich auch gut zu kennen!“, fauchte er zornig. „Bei all dem musst du dir ja mächtig ins Fäustchen gelacht haben. Umgibst dich mit diesen… Engeln und Dämonen und ignorierst mich, obwohl du wusstest, wie sehr ich dich mag. Stattdessen lässt du mich vollkommen auflaufen und hast dich vermutlich noch köstlich darüber amüsiert, wie ich im Dunkeln tappe und einfach nicht begreife, was hier um mich herum geschieht…“
    „So war es nicht!“, schrie Eleanor ihn unter Tränen an. Ihr Blick verschwamm und sie erahnte nur noch, wie Michael unter ihrem Schrei zusammenzuckte und zurückwich.
    „Was hat Lilith dir erzählt, Michael?“, schaltete Raphael sich ungeduldig ein.
    Verunsichert blickte Michael zwischen den beiden hin und her. „Sie hat mir gesagt was du bist, damit ich weiß, warum ich keine Chance bei Eleanor habe. Wer hat schon eine Chance gegen einen Engel…?“, schnaubte er.
    Raphael hätte fast laut aufgelacht, doch es war Eleanor, die in diesem Moment ein Buch aus einem Regal neben sich riss und es voller Abscheu nach Michael schleuderte.
    „Verdammt!“, schrie sie. „Hast du mir denn nicht zugehört? Es hat nichts mit dem zu tun, was Raphael ist. Es geht allein darum, dass er mich zuerst gefunden hat. Du bist genau der Typ, hinter dem ich immer her gewesen bin. Genau der, den ich nie bekommen habe. Vor zwei Monaten hätte ich alles getan, um dich zu kriegen. Ich hätte mich fast umgebracht, weil keiner von euch was von mir wissen wollte. Aber Raphael hat mich da rausgerissen. Es war reiner Zufall, dass er es vor dir getan hat, du… du Arsch!“
    Sie brach in Tränen aus, schlug sich die Hände vor den Mund und rannte an Raphael vorbei aus der Kapelle. Mit einem lauten Knall fiel die Tür hinter ihr ins Schloss und Raphael und Michael starrten sich gegenseitig an. Der eine verwirrt, der andere entsetzt.
    Als erster rührte sich Michael. Er rieb sich die Schulter, an der ihn das Buch getroffen hatte. Dann bückte er sich und hob es vom Boden auf.
    „Die Bibel“, stellte er fest.
    „Was hast du erwartet? Das hier ist eine Kapelle.“
    Michael verzog den Mund. „Ich hab’s vermasselt, stimmt‘s?“
    Raphael nickte wortlos.
    „Scheiße!“
    Langsam ging Raphael nach vorn, wo die vorderste Sitzreihe unmittelbar vor dem Altar stand. Dort ließ er sich nieder und deutete seinem Gegenüber an, es ihm gleichzutun. Michael setzte

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