König der Vampire Bd. 3 - Hexentanz
Tobias.
„Wie nett!“, warf Eli sarkastisch ein und unterstützte somit Juli.
„Ist es notwendig, dass wir über etwas so Belangloses streiten, während einer von uns gefangen gehalten wird?“, fragte Etienne in die Runde.
„Da ist was dran. Schon gut“, gab Paulina als Erstes auf.
Die anderen Frauen blickten zwar etwas beleidigt in die Runde, doch Etienne hatte die Wahrheit gesagt. Warum nur hatten sie den Hang zum Streiten, wenn die Lage brenzlig war? Nachdem Juliettas Haus von T mit der Jauche übergossen worden war, hatte sich die gleiche Dynamik entwickelt. Jeder wollte recht haben und den anderen seine Meinung aufdrängen. Dass sie sich wegen so etwas Belanglosem stritten, war unnötig, übertraf die gelegentlichen Streitereien der Jungs noch in der Heftigkeit.
Zehn Minuten später machte sich Sy mit Vincent, Etienne, Cosimo und Dorian auf den Weg. Kai blieb im Haus und sah nach seinen Patenkindern. Was nützte es denn, wenn sie alle wegfuhren? Nichts. Sy hatte diese Gabe, die anderen fuhren hauptsächlich aus Neugier mit. Selbstverständlich auch, um ihr zu zeigen, wo die Kliniken und ähnliche Einrichtungen zu finden waren.
Tobias war ebenso im Haus geblieben, er unterhielt sich mit Quentin und ließ sich etwas in die Welt der Hexen einweisen. Währenddessen saßen Eli, Paulina, Lisa, Sandra und Juli nervös im Wohnzimmer. Ein Außenstehender würde sicher nicht verstehen, warum Julietta sich Sorgen um einen entführten Vampir machte. Doch Vincent und seine Jungs gehörten zu ihrer Welt, wenngleich auch nicht zur gleichen Art. Was spielte das schon für eine Rolle? Nathan war der Partner von Anna, die früher Julis rechte Hand gewesen war. Bis die Zwillinge gekommen waren und Anna darum gebeten hatte, dass Juli sie von dieser Aufgabe entband. Sie hatte zugestimmt, schweren Herzens, der Krieg war Geschichte, sodass Julietta nicht mehr zwingend auf ihren vollzähligen Rat angewiesen war. Zudem war sie ja nicht herzlos, nur weil sie die Clanchefin der Werwölfe war.
„Hoffentlich bemerkt Sy irgendeine Spur von Nathan“, wünschte sich Sandra seufzend.
„Tja, wem sagst du das? Das hoffen wir alle“, gab Eli zurück.
„Wenn wir nur wüssten, warum es diesmal jemand auf unsere kleine Gemeinschaft abgesehen hat“, rätselte Paulina.
„Ich glaube noch nicht einmal, dass es wirklich um unsere Gemeinschaft, wie du es nennst, geht. Meiner Meinung nach hat es nur mit Nathan zu tun. Sagtet ihr nicht, dass sein Zögling demnächst auftauchen müsste?“, warf Juli ein.
Eli nickte. „Das stimmt. Soweit ich weiß, wird sie in den kommenden Wochen zwanzig. Sie könnte schon morgen vor der Tür stehen oder erst in drei Monaten. Das weiß niemand genau.“
„Du vermutest, jemand will Nathans Zögling in Gefahr bringen oder sogar streben lassen, indem er oder sie ihn entführt hat?“, fragte Lisa erstaunt.
„Wäre das denn so weit hergeholt? Wir kennen die junge Frau ja nicht. Vielleicht hat sie sich jemanden zum Feind gemacht, oder ihre Eltern haben Feinde?“, spekulierte Juli weiter.
Sandra sah skeptisch aus. „Ach, ich weiß nicht. Gab es das schon Mal? Geht es in dieser Welt so zu?“
Eli zuckte mit den Schultern. Paulina schloss sich an und sah ebenso ratlos aus. Lisa kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe.
„Also, wenn ich jetzt nach meinen Erfahrungen gehe und den Geschichten, die ich kenne … ich bin in dieser Welt aufgewachsen. Ich denke, dass es möglich ist. Albert war zweifellos nicht der einzige Vampir, der sich wie ein mieses Dreckschwein benommen hat!“, gab sie ihre Meinung bekannt.
Juli nickte. „Danke für deine Offenheit, Lisa. Ich denke, dass es möglich ist, sonst hätte ich das ja nicht erwähnt. Ich werde jetzt fünfhundertsechsundsiebzig Jahre alt und ich bin in dieser Zeit vielen verdorbenen Charakteren begegnet.“
Lisa starrte Juli an und das zauberte dieser ein Lächeln auf die Lippen.
„Das hast du nicht erwartet, dass ich so alt bin, hm?“
Lisa schüttelte langsam den Kopf. Anschließend atmete sie langsam und hörbar aus.
„Also wirklich, da komme ich mir ja wie ein Baby vor – mit meinen fast siebenundzwanzig!“, keimte sie.
Paulina seufzte. „Ich bin und bleibe die Jüngste hier. Mit Ausnahme der Zwillinge“
„Wie auch immer – diese Möglichkeit sollten wir in Betracht ziehen. Es wird am besten sein, wenn Vincent und ich den Eltern und dem künftigen Zögling einen Besuch abstatten. Wenn sie in Panik verfallen, ist mir in dem Moment
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