König der Vampire Bd. 3 - Hexentanz
gemeinsam mit den anderen Arten leben?“, fragte er nochmals nach.
„Das denke ich. Meine Beweggründe hierher zu reisen, lagen darin, dass ich mich persönlich von dem geschlossenen Frieden überzeugen wollte. Da sich das bestätigt hat, steht einer Rückkehr meines Volkes nichts mehr im Wege. Doch im Moment wird das überschattet von der Sorge um Nathan.“
„Das ist tatsächlich tragisch. Ich würde gerne helfen, doch Lucia hat sich nicht gemeldet. Sie ist wie ausgelöscht, was ich eigenartig finde. Aber es überzeugt mich dahin gehend, dass sie ernsthaft mit Nathans Verschwinden zu tun hat“, bekannte Franklin offen.
Er rieb sich über das Gesicht, was wie eine hilflose Geste wirkte. Sy nickte zustimmend.
„Das ist mit ziemlicher Sicherheit zu sagen. Doch wenn sie sich meldet, gibst du gewiss Vincent Bescheid.“
Sy sagte das weder in einem fragenden, noch in einem feststellenden Ton. Es klang eher salopp, wie sie es beabsichtigt hatte. Sie wollte nicht, dass Franklin sich kontrolliert vorkam. Darüber hinaus nicht, dass er den Eindruck gewann, seine Ehrlichkeit würde infrage gestellt.
Sie stand auf und hoffte, draußen auf dem Gang noch der anderen Helferin zu begegnen. Sie wusste, dass hier noch jemand war, die Aura verriet es. Doch die Person war in einem anderen Raum.
„Ich danke dir für dieses kurze Gespräch. In den nächsten Tagen werde ich noch in Julis Haus bleiben. Wenn du Fragen hast, kannst du gerne dort anrufen“, verabschiedete sich Sy und lächelte.
„Das werde ich. Wobei ich momentan ehrlich gesagt keine Fragen habe. Ich danke dir, dass du dich mir vorgestellt hast. Das war sehr nett“, gab Franklin zurück und bot ihr erneut die Hand an.
Sy ergriff sie und war nicht überrascht, abermals die gleiche Reaktion zu verspüren. Sie hielt die Hand absichtlich länger als nötig fest und beobachtete Franklin.
Kapitel 14
Nachdem Etienne und Quentin vor der Praxis Kai und Cosimo abgelöst hatten, fuhren die beiden zurück zu Julis Haus. Kai wirkte niedergeschlagen. Während ihrer Schicht hatte es keine Anzeichen gegeben, dass Lucia mit jemandem aus der Praxis in Kontakt stand. Blicken lassen hatte sie sich ebenfalls nicht. Alles erschien normal, nur wenige Patienten hatten die Praxis besucht.
„Das ist so zermürbend“, sagte Kai leise.
„Da hast du recht“, stimmte Cosimo zu.
„Ich komme mir vor, als hätte mir jemand einen Finger abgehackt“, bekannte Kai ernsthaft.
„Was?“, fragte Cosimo ungläubig.
„Na, sieh es mal so. Wir alle zusammen sind wie ein Paar Hände. Wobei Vincent und Julietta wohl für die Daumen stehen. Die Finger für uns andere, auch wenn es zahlenmäßig nicht passt. Und Nathan fehlt, also fehlt an einer Hand ein Finger“, erklärte Kai seine Sichtweise.
„Oh. So habe ich das noch nicht gesehen. Aber es stimmt. Wir sind zu einer Einheit geworden, wie ein Uhrwerk. Und jetzt, wo ein Teil fehlt, läuft die Uhr nicht mehr. Alles scheint stillzustehen“, ergänzte Cosimo mit einer anderen Metapher.
„Ich traue mich gar nicht, gleich Anna über den Weg zu laufen und wiederum keine Neuigkeiten zu haben. Dorian sagte, als er nach seiner letzten Schicht mit Vincent zurückkam, war Anna den Tränen nahe. Sie wartet sehnsüchtig darauf, dass einer was herausfindet. Dass wir einen Schritt vorankommen. Doch wir treten auf der Stelle.“
„Denkst du mir gefällt das? Mir wäre es auch lieber, Nathan wäre gefunden und zu Hause. Wo er hingehört“, gab Cosimo zurück.
„Ich weiß und ich habe mich noch nie so machtlos gefühlt.“
Cosimo fuhr Julis Einfahrt hinauf und seufzte.
„Lass es uns hinter uns bringen. Und hoffen, dass sich an der Praxis etwas tut.“
„Der Vorteil ist, dass du Anna die nicht vorhandenen Neuigkeiten überbringen kannst und gleichzeitig den Trost dazu liefern kannst“, sagte Kai und lächelte. Doch es sah nicht fröhlich aus.
Während die beiden mit Anna sprachen, wunderten sich Etienne und Quentin, dass Sy mit Julis Wagen an der Praxis vorfuhr.
„Was will sie denn hier?“, fragte Etienne erstaunt.
„Keine Ahnung. Sy ist nicht dumm. Möglicherweise will sie sich vorstellen und etwas schnüffeln, während sie da drin ist“, gab Quentin zwinkernd zurück.
„Na, sie kann wohl kaum die Praxis durchsuchen.“
„Nein. Allerdings die Köpfe von denen, die da drin sind.“
„Wie jetzt? Kann sie Gedanken lesen oder so?“, Etienne sah Quentin fassungslos an.
„Nicht direkt und auch nicht bei jedem.
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