König der Vampire Bd. 3 - Hexentanz
Seit wann ist sie bei Franklin? Das stand doch in der Akte, oder?“
„Ja. Seit drei Wochen“, gab Vincent zu.
„Na, wenn sie in der Tat erst kurz vorher hierher gezogen ist, erklärt das vieles von dem, was wir da drin sehen können“, sagte Eli niedergeschlagen.
„Ich wüsste trotzdem gerne, wo sie steckt“, brummte Vincent.
„Spricht etwas dagegen, wenn wir reingehen und uns umsehen?“, fragte Eli ihn verschwörerisch.
„Nein. Ich bin der König. Also darf ich - mit der Grundlage auf den Verdacht, dass sie an einem Verbrechen beteiligt ist - in dieses Haus gehen.“
Kaum hatte er ausgesprochen, trat er auf die Haustür zu. Er versuchte, den Knauf zu drehen. Selbstverständlich war die Tür verschlossen. Es wäre ja zu schön gewesen, hätte die Türe hier unverschlossen auf sie gewartet. So warf er sich mit der Schulter voraus dagegen. Das Holz knarrte und vibrierte, gab jedoch nicht gleich nach. Vincent wiederholte das Ganze noch drei weitere Male, ehe die Tür aufsprang.
Eli hatte ihm stirnrunzelnd zugesehen. Das musste schmerzhaft sein, so auf das Holz zu treffen, doch Vincent verzog keine Mine.
Kaum waren sie in den kurzen Flur getreten, bestätigte sich der Eindruck nach neuen Möbeln. Eli roch das Holz der Schränke und den unverkennbaren Geruch nach Leder, der von dem Sofa ausströmte. Ihr erster Weg führte sie in die Küche, wo sie die Schränke öffnete. Sie waren gefüllt. Porzellan und alles was man sonst so in einer Küche zu finden gedachte. Eli war auf der Suche nach dem Kühlschrank. Als sie ihn vollkommen leer vorfand, und zudem ausgeschaltet, sprach das von einer Küche, die als Attrappe diente. Oder Lucia aß nur außer Haus. Nur, weshalb hatte sie in diesem Fall das ganze andere Zeug in den Schränken?
Vincent hatte Eli zugesehen, während sie die Küche durchsuchte.
„Der Kühlschrank sagt mir, dass sie entweder nicht hier wohnt oder nie hier isst“, erklärte sie.
Vincent nickte.
„Lass uns raufgehen. Ich bin gespannt, was uns dort erwartet.“ Schon ging sie an ihm vorbei die Treppe herauf. Das Rätseln fand schnell ein Ende, denn die obere Etage war gähnend leer. Bis auf die Vorhänge an den Fenstern, die einen deutlichen Blick von außen nicht zuließen. Aus einem benachbarten Gebäude konnte man hier nicht hereinsehen, dafür standen die anderen Häuser zu weit abseits. Ohne Gardinen wäre es sicherlich anders, dann würde selbst ein entfernter Blick nur auf nackten Holzboden und weiße Wände fallen.
„Das spricht für sich, hm?“, fragte Eli Vincent.
„Und wie! Scheiße!“, fluchte er verhalten.
„Nicht zwangsläufig. Denn es sagt uns, dass mit Lucia etwas nicht stimmt. Womit sie jetzt sehr wohl infrage kommt, etwas mit Nathans Verschwinden zu tun zu haben“, erklärte Eli ihre Sichtweise.
„Und wie sollen wir sie finden? Das hier ist eindeutig nur dafür da, um bei Franklin eine Adresse angeben zu können. Doch das bringt uns keinen Schritt weiter!“, murrte Vincent säuerlich.
„Hmm, und zur Arbeit wird sie mit ziemlicher Sicherheit nicht mehr erscheinen. Sie hat sich verdächtig gemacht, indem sie heute unentschuldigt fehlt. Sie wäre töricht, wenn sie wie gehabt bei Franklin auftauschen sollte.“
Eli ließ die Schultern hängen.
„Dafür habe ich einen Plan. Wir werden Franklins Praxis überwachen. Ich will mich nicht darauf verlassen, dass er uns anruft, sobald Lucia sich meldet. Obwohl ich ihn, was das betrifft, angewiesen habe. Da stellen wir besser jemanden ab, der dort Wache schiebt.“
Das tat Vincent. Er wies seine Jungs an, abwechselnd die Praxis im Auge zu behalten. Damit niemand wegen Müdigkeit unachtsam wurde, ließ er alle sechs Stunden wechseln. Zu seinen Jungs gesellte sich Quentin, der gern seine Hilfe angeboten hatte. Juli hatte zusätzlich noch Pietro und Ruhan gerufen. Die beiden Wölfe hatten sich bereits in der Einsatztruppe bewährt. Auch in der Nacht als T und Sven auf Julis Grundstück gekommen waren, war ihre Hilfe nützlich gewesen. Doch die Zeit verging und Lucia ließ sich nicht blicken.
Anna war verzweifelt. Sie hielt sich nur noch für die Kinder aufrecht und versuchte, die Angst und Unruhe nicht auf die beiden zu übertragen. Schlafen konnte sie nur, wenn Sy sie dazu brachte. Sonst wälzte sie sich hin und her, wobei ihre Sorgen sie zu erdrücken schienen. Anna war froh, dass die Hexe noch im Haus war. Sy hatte ihre Hilfe und volle Unterstützung angeboten und darauf verzichtet, in das Haus umzuziehen.
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