König der Vampire Bd. 3 - Hexentanz
gedeckt war, nahm sie sich kaum etwas. Alle anderen aßen etwas mehr als sonst. Erwarteten sie doch, heute gegen Nachmittag oder spätestens am Abend mithilfe der Hexen, auf die Suche nach Nathan zu gehen.
Rene lief die Zeit davon. Er hatte die ganze Nacht kein Auge zugetan und noch immer wusste er nicht, wie er das Leben von Emily retten konnte. Das Einzige, das ihm als brauchbarer Einfall erschien, war ihm nur eine Option für den Notfall. Denn damit würde er sich selber ans Messer liefern. Zwar nicht bei Xyla, doch sie wäre mit ziemlicher Sicherheit so wütend, dass sie ihn umbringen würde. Falls sie dann noch die Gelegenheit dazu haben würde.
Die Minuten verstrichen und die Zeit schien gegen ihn zu arbeiten. Wenn seine vierundzwanzig Stunden Schonfrist abgelaufen waren, musste er eine Lösung haben. Lucia hatte sicher nicht gelogen, als sie behauptet hatte, die Spender eigenhändig zu töten, wenn er es nicht tat. Rene rätselte und suchte verzweifelt einen Ausweg aus seiner Lage. Die Zeit lief, eine weitere Stunde verging und doch war er keinen Schritt weiter. Während die Minuten unbarmherzig auf der Uhr voranrückten, festigte sich seine Überzeugung, der einzigen Option nachzugehen, die er für sich sah. Fünf Stunden blieben ihm noch, dann lief seine Frist aus. Rene riss sich zusammen und entschied sich zu handeln, bevor es zu spät war.
Sy stand währenddessen in der Ankunftshalle des Flughafenterminals. Er war gut gefüllt, denn eine Menge Leute erwartete die Ankunft der Passagiere. Vier Langstreckenflüge befanden sich innerhalb der nächsten zehn Minuten im Anflug. Hinzu kamen noch einige, die im Bereich der Mittelstrecke lagen. Sy entnahm das der großen Infotafel, die von der Decke hing. Die Maschine aus Hongkong, in der Connor und Estelle saßen, wurde in vierzehn Minuten erwartet. Während Sy wartete, ließ sie ihren Blick über die Menge schweifen. Nicht nur Menschen waren hier. Sie erkannte drei Vampire, die sich einzeln unter das Volk gemischt hatten. Weiter hinten in einer Ecke entdeckte sie ein Werwolfpaar. Keine Elfen, verständlicherweise. Sie zogen es vor, mit der Luft zu reisen, sogar über weite Strecken und immer ohne Gepäck. Eigentümliche Art eines Volkes, die Sy nicht ganz und gar verstand. Wobei, jedes der Völker hatte so seine Eigenheiten.
Sy bemitleidete die Menschen, die nur an ihre bescheidenen körperlichen Fähigkeiten gebunden waren. Keine Magie, kein Verwandeln in eine andere Gestalt oder einen anderen Zustand. Auch die Kraft und Schnelligkeit der Vampire konnten sie nicht aufbringen. Da war es umso beeindruckender, dass die Menschheit den Planeten schon so lange bevölkerte. Nun, die Technik von heute war nicht zu verachten. Wenn Sy dagegen ein paar Jahrzehnte zurückdachte, die Welt war um einiges komfortabler geworden. Die modernen Kommunikationsmittel hatten längst Einzug gehalten, selbst bei den anderen Arten. Genau ein solches machte sich soeben bemerkbar. Das Handy von Sy klingelte. Sie sah gar nicht erst auf das Display, wer der Anrufer war. Denn nur ein ausgewählter Personenkreis hatte überhaupt Kenntnis von der Telefonnummer.
„Sy hier“, meldete sie sich.
„Sind die beiden schon da?“ , erkundigte Vincent sich.
„Nein, die Maschine wird gleich landen. Warum?“
„Kannst du zusehen, dass ihr drei schnellstmöglich wieder hier seid?“, erkundigte er sich.
„Das hatte ich ohnehin vor. Warum die drängende Nachfrage?“, wollte Sy wissen.
„Nun, es hat sich etwas ergeben, was deine Anwesenheit erfordert. Doch das werde ich dir nicht am Telefon erklären.“
„Du verstehst es, Dinge spannend zu machen“, erwiderte Sy.
„Dann drück auf die Tube!“, forderte Vincent und legte auf.
Sy blickte ihr Telefon an, als käme es vom Mond.
Was war das denn jetzt? , rätselte sie.
Zumindest war durch das kurze Gespräch die Zeit etwas voran gerückt und die Anzeigetafel verkündete, die Maschine aus Hongkong sei gelandet. Dank Vincents Geheimniskrämerei erwartete Sy jetzt nervös, dass Connor und Estelle durch die Tür traten.
Bei Juli im Haus war keiner nervös. Hier war richtig dicke Luft. Denn der einzige Weg, den Rene für Emilys Leben gesehen hatte, war zu Julietta zu gehen. Also war er zum Haus gefahren, um Hilfe zu erbitten.
Dort angekommen musste er feststellen, dass Vincent und seine Leute noch immer da waren. Rene hatte angenommen, sie seinen längst zu ihrem Haus zurückgekehrt. Nun stand er hier in der
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