König der Vampire Bd. 3 - Hexentanz
die Luft scharf einsaugen. Zudem zeigte Vincent deutlich seine Schadenfreude.
„Wisch dir das blöde Grinsen aus dem Gesicht und hilf mir“, gab Nathan kleinlaut auf.
„Na siehst du. Warum nicht gleich? Komm mein Freund, jetzt geht’s nach Hause.“
Vincent half Nathan auf die Beine und stütze ihn. Gemeinsam gingen sie durch die Tür und über den Flur. Wobei es bei Nathan eher ein zittriges Stolpern war.
Als sie aus dem Gebäude kamen, waren die anderen bereits davor versammelt. Während die Elfe die Ruhe selbst schien, war die Wölfin Emily völlig aus dem Häuschen. Sie tobte und klagte.
„Oh! Der kann was erleben! Wenn ich den in die Finger kriege!“, hörte Vincent sie schimpfen.
Keine Frage, wen sie damit meinte. Ihren Worten zufolge hatte sie Rene noch nicht entdeckt. Vincent nickte Etienne zu, der ihn sogleich als Nathans Stütze ablöste. Lässig schlenderte er auf die Wölfin zu und freute sich schon tierisch auf das Kommende.
„Im Übrigen sitzt Rene in einem der Autos. Er hat uns hergeführt“, sagte Vincent und es klang wie beiläufig erwähnt.
Emily sah ihn mit großen Augen an. „Echt? Er ist hier?“
Vincent nickte bestätigend. Daraufhin erschien ein Funkeln in Emilys Augen, ihr Gesicht zeigte deutlich ihre Wut, zugleich Enttäuschung und Fassungslosigkeit. Vincent verstand sie. Vom eigenen Partner so verraten zu werden … nun, Rene hatte zumindest noch gerade so die Kurve gekriegt.
Emily drehte sich um die eigene Achse und stapfte auf die Reihe geparkter Wagen zu. Im dritten Auto wurde sie fündig. Rene saß darin mit einem weiteren Mann und einer Frau. Der Mann schien nicht bei Bewusstsein zu sein. Ungeachtet dessen riss sie die Tür auf.
„Du Scheusal! Wie konntest du mir das antun!“, schrie sie ihn an.
„Emily!“, Rene zuckte zusammen. Er hatte sie nicht kommen sehen. „Lass es mich erklären.“
„Dafür gibt es keine Erklärung. Du bist ein Arsch!“, schimpfte sie weiter.
Bevor Rene etwas erwidern konnte, flog ihre Faust in sein Gesicht. Die Nase brach mit einem unverkennbaren Geräusch und sofort sprudelte Blut über sein Gesicht. Es schien ihr nur gerecht, dass er jetzt litt. Sie hatte ihm mit dem Schlag Schmerzen bereitet, doch das war nichts im Vergleich zu dem Schmerz, den sie im Inneren fühlte. Als man ihr gesagt hatte, wo sie war und warum, wer verantwortlich für ihre Lage war, das hatte sie schwer getroffen. Dabei hatte sie geglaubt, Rene würde sie lieben. Sie hatte mit ihm ihr Leben verbringen wollen. Und jetzt?
Emily drehte sich schwungvoll um und wollte gehen, als sie fast in Julietta lief. Demütig senkte sie den Kopf.
„Nein. Sieh mich an, Emily. Ich weiß, du bist wütend. Du musst zuerst alles wissen, ehe du ein Urteil fällst. Wäre Rene nicht zur Besinnung gekommen, hätte man dich und die beiden anderen getötet. Dein Leben verdankst du ihm. Selbst wenn er im Grunde genommen an deiner Lage mitschuldig war.“
Ungläubig sah Emily ihre Clanchefin an. Die Worte ihrer Anführerin erschienen ihr sanftmütig und nachsichtig. Das verstand sie nicht.
„Aber er hat mich entführt und gefangen gehalten, für medizinische Versuche missbraucht. Das ist unentschuldbar!“, wehrte sie ab.
„Prinzipiell gebe ich dir recht. Doch Rene fungierte nur als Handlanger. Schuld an allem war eine durchgedrehte Hexe. Sie wollte die Welt beherrschen, indem sie alle Arten zu einer vereint“, erklärte Juli.
„Und wo ist diese Hexe jetzt?“, wollte Emily wissen.
„Das kann ich beantworten, denn ich habe ihre Niederlage beobachtet“, warf Estelle ein. „Unsere Meisterin Sy nahm der schuldigen Hexe alle magischen Kräfte. Sie ist jetzt wie ein Mensch, mit dem Unterschied, dass sie die Lebenserwartung der Hexen behält. Als sie erkannte, dass sie verloren hat, stand sie auf, klopfte sich den Dreck von den Kleidern und ging.“
„Das heißt, sie kann nie wieder jemandem etwas tun?“, fragte Emily nach.
„Nein. Nicht auf magische Weise zumindest. Ich glaube auch nicht, dass sie nochmals Schwierigkeiten machen wird. Denn Sy hat ihr für diesen Fall angedroht, dass sie in dem Fall mit ihrem Leben bezahlen wird.“
„Was ist mit ihm?“, erkundigte sich Juli und zeigte auf Quentin.
„Hm, er hat eine große Ladung Schwarzer Magie zu spüren bekommen. Er hat noch zu wenig Kraft, um das auszugleichen. Aber er wird wieder werden“, erklärte Estelle geduldig.
„Ich hoffe es, Sandra wird das nicht gefallen!“, merkte Juli an.
Tobias trat hinter sie
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