König für einen Sommer: Roman (German Edition)
und besser bezahlt. Aber davon kann ich mir leider auch nichts kaufen. Und du? Was machst du beruflich?«
Da war es, das Eigentor. Was mache ich beruflich? Nichts. Jedenfalls nichts, was sie beeindrucken würde. Und ich wollte sie doch so gerne beeindrucken. Frauen mögen Männer, die fest und unverrückbar im Leben stehen oder zumindest einen klaren Plan für die Zukunft haben. Männer, die bereits mit zwanzig anfangen fürs hohe Alter zu sparen. Männer mit drei Lebensversicherungen und fünf Bausparverträgen, Laufzeit 100 Jahre. Ich war 25 und hatte keinen einzigen Bausparvertrag, geschweige denn einen Plan für die Zukunft. Ich studierte ziellos vor mich hin und hielt mich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Damit war kein Eindruck zu machen. Eine Lüge musste her. Eine kleine Lüge. Allzu dick auftragen konnte ich allein wegen Kelly nicht, also kam der erfolgreiche Börsenspekulant schon mal nicht in Frage. Es musste einigermaßen glaubhaft klingen. Ich durchforstete meine zumeist brachliegenden Talente. Musiker. Das war's. Meine Gitarre verstaubte zwar seit über zwei Jahren im Schrank, aber immerhin hatte ich mal eine Band und einen Auftritt. Nein. Sie sah nicht so aus, als würde sie auf Musiker stehen. Zu wild. Zu unsolide. Künstler. Bildender Künstler. Das hörte sich doch gut an. Aber außer Knete-Skulpturen und Salzteig-Nikoläusen aus Kindertagen hatte ich nichts vorzuweisen. Auch nichts. Was verstaubte denn noch so bei mir im Schrank? Meine Kurzgeschichten. Genau! Das könnte klappen. Schriftsteller. Und das war noch nicht einmal richtig gelogen. Gut, ich hatte noch nichts veröffentlicht, aber war das meine Schuld? Eine meiner Geschichten hatte ich immerhin zu diesem Literaturwettbewerb eingeschickt. Eine Sciencefiction-Geschichte. Raumfahrer Spike Lomax strandet auf einem Planeten, der von Frauen regiert wird. Die Männer dieses Planeten werden, bedingt durch ihre enorm starke sexuelle Abhängigkeit, als Sklaven gehalten. Spike Lomax, als Einziger ausgestattet mit dem Wissen, wie man onaniert, wird zum Staatsfeind Nr.1. Nicht auszudenken, was passieren könnte, würde er dieses Wissen an die Sklaven weitergeben. Revolution, Umsturz, Patriarchat. Lomax kann gefangen genommen werden und wird öffentlich hingerichtet. Am Galgen baumelnd, mit letzter Kraft, holt er sich einen runter und alle Sklaven machen es nach. Lomax stirbt. Die Revolution beginnt. Ende. Vielleicht hätte ich die Geschichte nicht mit Karl Buttkowski unterschreiben sollen. Jedenfalls habe ich nie eine Antwort bekommen. Trotzdem fand ich die Idee, mich als Schriftsteller auszugeben, als durchaus angemessen und nicht zu übertrieben.
»Ich schreibe«, sagte ich geradeheraus, als wäre es das Normalste auf der Welt.
»Du schreibst? Für eine Zeitung oder ein Magazin?«
»Nein. Ich schreibe Kurzgeschichten. Zurzeit arbeite ich an meinem ersten Roman.«
Na, wenn das keinen Eindruck hinterlässt!
»Und? Verdienst du genug damit?«
Mist. Sie hätte fragen müssen, wovon mein Roman handelt. Da wäre mir schon was eingefallen. Jetzt saß ich in der Falle. Ein Ja würde sie mir nie abnehmen. Mein schöner Plan, Eindruck zu machen, war nach hinten losgegangen. Aber ich konnte ja nicht ahnen, dass sie zu der Sorte Mensch gehörte, denen der Lohn einer Tätigkeit wichtiger war als das Produkt.
»Es geht«, antwortete ich nichts sagend und atmete auf, als Kelly von der Toilette zurückkam, wo ihr eine weitere Schulanekdote eingefallen war, die sie sofort loswerden musste. Erleichtert lehnte ich mich zurück, um meine Rolle als stiller Beobachter wieder aufzunehmen.
Anna war blond, wie ich feststellte. Eigentlich nicht so mein Fall. Aber wen kümmert schon die Haarfarbe, wenn der Rest sensationell ist? Und das war er. Sie war ca. 1,75 m groß und trug ein schwarzes Oberteil, das in passenden, nicht übertrieben engen Jeans steckte. Vielleicht war es auch ein schwarzer Body. Ich bin mir da nie so sicher. Frauen haben so viele Bekleidungsstücke mit so vielen verschiedenen Namen –wer soll da noch durchblicken? Jedenfalls lag dieses Teil hauteng an und war unglaublich sexy. Die einzige Stelle, an der der Stoff die Haut nicht berührte, lag etwa zwei Hände über dem Bauchnabel und umspannte den schönsten Busen, der mir jemals verhüllt unter die Augen gekommen war. Hat schon mal jemand versucht sich eine schöne, sexy Frau auf Teufel komm raus bloß nicht nackt vorzustellen? Ein sinnloses Unterfangen. Sobald man auch nur versucht nicht
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