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Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Titel: Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Unsinn!
    »Wir sind uns ähnlicher, als du glaubst, Heinrich. Auch ich war einmal ein Krieger. Stolz, unnachgiebig und dickköpfig. Ich war Offizier in der Palastwache des Basileios Manuel. Ich hatte eine glänzende Zukunft vor mir. Meine Familie ist sehr alt und eng mit dem Kaiserhof verbunden. Der Basileios hat mich für besondere Aufgaben eingesetzt. Ich sollte korrupte Statthalter überführen. Ich habe diese Arbeit so gut gemacht, dass mein Herrscher eines Tages mit einem ganz besonderen Wunsch an mich herantrat. Er hatte mich ausgesucht, deinen Kaiser Barbarossa zu töten.«
    Heinrich hatte das Gefühl, dass dies eine neue Art des Mönchs war, ihn auf die Probe zu stellen, so wie damals mit dem Spiegel. Oder war es doch nur der Wein, der ihm die Zunge gelöst hatte? Nein! Zenon tat nie etwas unbedacht. Er sollte auf der Hut sein und den Worten des Mönchs besser keinen Glauben schenken.
    »Ich reiste nach Italien. Es gibt dort noch viele, die Byzanz wohlgesonnen sind. Ich habe mir ein halbes Jahr Zeit gelassen, Männer auszusuchen, denen ich vertraute. Aber ich habe deinen Erzkanzler unterschätzt. Er hat sich sehr umsichtig um die Sicherheit des Kaisers gekümmert. Ein Anschlag, der durch einen Sarazenen ausgeführt werden sollte, schlug fehl. Ich hatte diesen Mann ausgewählt, damit kein Verdacht auf Byzanz fiel. Er hat nicht nur versagt, er hat auch noch die Schergen des Erzbischofs zu meinem Versteck geführt! Man nahm mich gefangen und begann, mich zu foltern. Das Einzige, was mir Trost gab, war die Tatsache, dass ich noch einen zweiten Meuchler im Lager
des Kaisers hatte. Nur ich allein wusste von ihm, und nach meinem Tod wäre er in Sicherheit. Ich habe den Folterknechten nicht viel verraten, bis zuletzt …« Der Mönch hielt inne und nahm Heinrich den Weinschlauch ab. Er trank in langen Zügen. »Sie haben mir eine Kapuze aus dichtem schwarzen Stoff über das Gesicht gezogen. Ich wurde in eine Grotte gebracht. Man hat mich sitzend an einen Pfahl gebunden und dann Fischabfälle über meine Beine geschüttet. Jedenfalls hat es so gerochen. Mein Folterknecht verabschiedete sich mit den höhnischen Worten, ich würde bald Besuch bekommen. Ich konnte hören, wie Meerwasser in die Grotte drang. Zuerst dachte ich, man wolle mich ertränken, doch das Wasser stieg nie höher als bis zu meinen Fußsohlen. Mich quälten Hunger und Durst. Und dann kamen sie. Ich spürte, wie sie um mich herumwimmelten, hörte das Klicken ihrer Scheren und das Schaben ihrer gepanzerten Leiber, wenn sie übereinanderkrochen. Bald unterschieden sie nicht mehr zwischen den toten Fischen und meinem Fleisch. Sie krochen über meine Beine. Krebse sind behäbig. Sie haben sich sehr viel Zeit mit mir gelassen! Irgendwann wurde mir die Kapuze wieder vom Kopf gerissen. Das Erste, was ich sah, war das Gesicht von Dassels. Er befahl, mich fortzubringen. Nachdem man meine Wunden versorgt hatte, kam er zu mir und gratulierte mir zu dem Plan mit dem zweiten Meuchler. Der Mann hätte fast sein Ziel erreicht. Der Erzbischof behandelte mich sehr höflich. Wir redeten über alle möglichen Dinge außer über Politik und Mord. Zuerst dachte ich, es sei eine subtilere Art, mich auszuhorchen, doch es zeigte sich, dass er wirklich Interesse an mir hatte. Dann nahm er mir den Eid ab, dass ich mich nie mehr gegen das
Reich wenden würde, und schenkte mir die Freiheit. Ich wurde bei Nacht und Nebel in ein Gasthaus gebracht, dort pflegte man mich gesund …« Zenon lachte bitter auf. »Jedenfalls so weit es die körperlichen Wunden anging. Aber ich war nicht mehr in der Lage, meinem Basileios zu dienen. Angst hatte sich in mein Herz geschlichen. Ich konnte nachts nicht schlafen. Schon das leiseste Geräusch ließ mich auffahren.«
    Heinrich sah Zenon nachdenklich an. Er konnte kein Mitleid für ihn empfinden, einen Mann, der versucht hatte, den Kaiser zu töten! Wenn diese Geschichte überhaupt stimmte!
    »Nun weißt du, woher ich den Erzbischof kenne«, fuhr der Mönch fort, »warum ich mir nachts ein Lager abseits von euch suche und wie es kam, dass ich die Lichtsignale kannte, mit denen man den Befehl gibt, die große Sperrkette vom Grund des Goldenen Horns zu heben.«
    Niemals hätte der Erzbischof ihn einfach laufenlassen! Heinrich kannte seinen Fürsten gut genug, um zu wissen, dass jede Gunst Rainald von Dassels ihren Preis hatte. Wie viele seiner Spitzel Zenon wohl verraten hatte, um gehen zu dürfen? Und das Geheimnis der Brieftauben? Hatte auch das

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