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Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Titel: Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Teufel ausgedacht«, fluchte Anno. »Der Schwarze will uns in einem Meer von Olivensaft ersäufen!«
    Zusammen mit Ludwig führte er die nervösen Pferde in die hintere Kammer, während Heinrich Posten an der vorderen Tür bezog. Die Sarazenen zeigten keine Eile, während sie vom Wald her vorrückten. Sie hielten sich außer Bogenschussweite und kreisten das Lagerhaus ein.
    »In der anderen Kammer liegen zwei Tote. Scheinen Feldarbeiter gewesen zu sein.« Anno und Ludwig kehrten zu Heinrich zurück und brachten ihm aus seinem Gepäck Kettenhemd, Schild und Rüstung. In aller Ruhe legten sie ihre Rüstungen an, während einer von ihnen abwechselnd an der Tür Wache hielt.
    »Die haben noch nie gegen rheinische Ritter gekämpft«, brummte Anno zuversichtlich. »Am Ende wird es ihnen ergehen wie den Hunnen in der Etzelsburg.«

    »Waren am Ende nicht auch alle Burgunder tot?«, fragte Heinrich skeptisch.
    Anno lachte. »Das hier sind keine Hunnen. Es heißt von den Sarazenen doch immer, sie seien so gelehrt. Die werden aufgeben, wenn sie begreifen, um welchen Preis sie uns hier herausholen müssen.«
    Ihre Verfolger hatten inzwischen Stellung bezogen. Ein Pfeil zersplitterte an der Wand gegenüber dem Eingang. Heinrich drückte sich gegen die Mauer unmittelbar neben der Tür. Wer immer versuchte, hereinzukommen, würde ihm geradewegs ins Schwert laufen.
    Ein splitterndes Geräusch erklang aus dem Nebenraum. Öl schwappte über die niedrige Türschwelle.
    Anno fluchte wieder. »Offenbar spielen jetzt auch noch unsere Pferde verrückt.« Geduckt eilte er in die hintere Kammer.
    Vorsichtig spähte Heinrich um die Ecke. Doch darauf hatten die Sarazenen offenbar gewartet. Zwei weitere Pfeile zischten wie todbringende Insekten heran und schlugen gegen die Mauer hinter ihm. Hinter den Bogenschützen, die unter den Ölbäumen postiert waren, machten sich die Gepanzerten bereit, um das Lagerhaus zu stürmen.
     
    Die Pferde wieherten und traten unruhig auf der Stelle. Anno mühte sich, ihnen Sättel und Zaumzeug abzunehmen. Es stank erbärmlich. Der Boden der Kammer war schlüpfrig vom vergossenen Öl. Heinrichs Stute war mit Öl besudelt. Wie der Herr, so sein Geschirr, dachte Anno ärgerlich und wenig überrascht, dass es Heinrichs Pferd war, das diese Sauerei angestellt hatte. Als Schwertkämpfer könnte man sich auf diesen Möchtegernmönch sicher auch nicht
verlassen. Er hatte ja lieber den ganzen Winter über in Bücher geschaut, statt sich in ritterlichen Tugenden zu üben.
    Suchend sah sich Anno in dem engen Raum nach einem sicheren Platz um, wo er den Leichnam des Königs sowie den zweiten Toten aus dem Grab aufbewahren konnte. An der nördlichen Wand entdeckte er ein hohes Steinsims. Dahinter befanden sich etliche Spalten, schmal wie Schießscharten, in der Wand. Vermutlich hatte man sie zur Belüftung des fensterlosen Raumes angelegt.
    Anno trug den toten König hinüber und hob ihn vorsichtig auf das Sims. Dort war er fürs Erste in Sicherheit. Um ein Gebet zu sprechen, wie Heinrich es gewiss getan hätte, nahm er sich keine Zeit. Entweder standen sie unter Gottes Segen oder nicht. Beten machte da keinen Unterschied.
    Anno wandte sich den beiden toten Bauern zu, die mitten im Raum lagen, unmittelbar neben einem gefüllten Ölkrug. Was hatten sie getan? Warum liefen zwei Landarbeiter, die mit diesem Tal bestens vertraut gewesen sein mussten, blindlings in diese Falle? Das Gehöft war recht groß. Es mussten sich noch mehr Menschen hier aufgehalten haben.
    Den Verletzungen nach zu urteilen, waren die beiden mit Schwertern niedergehauen worden. Trotz der Hitze aber hatte sich noch kein Leichengeruch ausgebreitet. Vermutlich hatten die Sarazenen das Gehöft erst am Morgen überfallen. Das aber bedeutete, dass sie auch den kleinen Waldweg gekannt haben mussten! Warum aber hatten sie die Straße nur von zwei Seiten abgeriegelt, wenn sie doch gewusst hatten, dass noch ein Fluchtweg offenstand?
    Aus der anderen Kammer erklang das Klirren von Schwertern. Hastig sprang Anno auf. Heinrich und Ludwig
standen rechts und links der schmalen Eingangstür und wehrten einen ersten, offenbar noch recht zaghaften Angriff ab. Die Tür war so schmal. Es könnte immer nur ein Krieger hindurch. Und wer immer versuchte, dort einzudringen, musste allein gegen einen erfahrenen Ritter und einen schwertschwingenden Gelehrten bestehen. Eine Weile also würden Ludwig und Heinrich ihre Stellung behaupten können.
    Trotz allem, was er über die

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