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Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Titel: Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Manna reichen wollen, doch er hatte es abgelehnt, die Speise des Himmels aus seinen Händen zu empfangen.
    »Vergib mir, Zenon. Ich bin dir ein schlechter Gefährte gewesen.«
    Heinrich blickte zu dem Durchbruch in der Mauer. Als er den Ölbaum im Fackelschein sah, traten ihm Tränen in die Augen. Nur ein Tag war vergangen, seit sie zum ersten Mal hier gestanden hatten. Sie waren gekommen, einen Toten zu holen, und einen Toten würden sie auch zurücklassen. Doch der Mönch hatte nicht weniger als das Grab eines Königs verdient! Behutsam hob Heinrich den Leichnam hoch und trug ihn durch die Grabkammern. Als sei Zenon nur in einen langen, tiefen Schlaf gesunken, legte er ihn in das steinerne Bett, das man vor so langer Zeit für einen Heiligen aus dem kalten Felsen geschlagen hatte. Einen Augenblick lang zögerte Heinrich noch. Sollte er das blutige Tuch vom Gesicht des Toten nehmen? Er hob die
Hand und ließ sie kraftlos wieder sinken. Er würde es nicht ertragen, in das zerstörte Antlitz zu blicken, diese grausame Maske des Todes.
    Schließlich nahm er die Fackel auf und schrieb auf den Felsen über der gewölbten Grabnische:
     
    HIC IACET FRA ZENON
(Hier ruht Bruder Zenon.)
AMICUS MEUS
(Mein Freund.)
     
    Unruhig sah sich der Falkner im Reiterlager um. Er hatte die Sarazenen gesucht, aber sie waren es gewesen, die ihn gefunden hatten. Vor ein paar Stunden waren sie auf einem einsamen Bergweg wie aus dem Nichts aufgetaucht und hatten ihn eingekreist. Zum Glück hatte er sich mit einem der Männer verständigen können. Die wenigen Worte, die er in der Sprache des Hirtenvolkes beherrschte, hatten ihm das Leben gerettet. Die Krieger hatten ihn mitgenommen und ihn in dieses versteckte Tal gebracht.
    Die Stelle, an der sie ihr Lager errichtet hatten, war gut ausgewählt. Ein kleiner Teich wurde von einer Quelle gespeist, so dass die vielen Pferde getränkt werden konnten. Männer saßen unter freiem Himmel zusammen, sie betrachteten die Pferde oder schauten misstrauisch zu ihm herüber. Anders als damals im Heerlager des Kaisers gab es hier nur ein Zelt. Zwei Fahnen, mit roten Schriftzeichen, standen wie Schildwachen neben seinem Eingang. Die meisten Männer im Lager trugen nur leichte Ausrüstung, Lederhemden und Hosen aus grobem Stoff. Sie hatten seltsame, beunruhigende Augen.

    Die Krieger in der Nähe des Zeltes waren schwerer bewaffnet. Sie schienen zu einer Art Leibwache zu gehören. Unter ihren langen, bunt bestickten Mänteln schimmerten Kettenhemden oder Panzer aus Eisenschuppen. Alle trugen Helme, von denen manche mit Federn geschmückt, andere bunt bemalt waren. An gold- oder silberbeschlagenen Gürteln hingen lange Schwerter. Die Wachen stützten sich auf ihre Lanzen und schienen in der Hitze zu dösen, doch Lupo wusste, dass ihre Unachtsamkeit nur vorgetäuscht war.
    Endlich kam der Anführer des kleinen Spähtrupps, der ihn gefangen genommen hatte, aus dem Zelt und winkte dem Falkner. Er hielt die Plane am Eingang zurück und ließ Lupo eintreten. Das Innere war mit blauroten Teppichen ausgelegt. Einzelne Kissen lagen auf dem Boden. Zwei Männer saßen mit untergeschlagenen Beinen neben einem niedrigen Tisch. Ein Alter mit Gewändern aus grüner und weißer Seide. Und ein junger Krieger in einem abgewetzten Mantel, unter dem ein schmutzverkrustetes Kettenhemd hervorlugte. Der junge Mann hatte seinen Helm neben sich auf den Boden gelegt. Sein schwarzes Haar klebte in nassen Strähnen an seiner Stirn.
    Der Alte hingegen mit seinem ehrwürdigen weißen Bart war jeder Zoll ein Herrscher. Seine dunklen Augen musterten Lupo ernst.
    Der Falkner verneigte sich tief vor dem Greis. »Friede sei mit dir, Erhabener. Ich danke für die Gnade, die du mir, einem Ungläubigen, zuteilwerden lässt, indem du mich in deinem Zelt empfängst.«
    »Friede auch mit dir, Fremder. Doch wisse, es ist nicht mein Zelt, in dem du dich befindest; es gehört Salah ed-Din
Yusuf, dem Sohn des Nadschm ed-Din Ayub.« Er deutete zu dem jungen Krieger.
    Lupo verbeugte sich hastig noch ein zweites Mal. »Verzeiht, wenn ich Euch beleidigt habe, Fürst. Ich bin nur ein unwissender …«
    »Die Zeit, die wir haben, ist gering bemessen«, unterbrach ihn der Alte. »Trage deinen Wunsch vor, und mein Herr wird entscheiden.«
    Der Falkner öffnete die Lederrolle, die er in der Hand hielt, und holte eines der Geleitschreiben heraus, die ihm Papst Alexander verschafft hatte. »Ich ersuche um eine Audienz beim Sultan Nur ed-Din. Ich komme aus Genua,

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