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Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Titel: Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Ärger«, entgegnete Anno knapp,
dann bedeutete er Ludwig, ihm in den Nebenraum zu folgen. Einen letzten Blick auf Heinrich zu werfen, untersagte er sich. Der Ritter war kein übler Gefährte gewesen, trotz der heimlichen Tändelei mit Clara, aber eine Entscheidung war unausweichlich.
    »Wir werden gegen die Heiden nicht bestehen können«, sagte Ludwig leise. »Je länger wir das Unausweichliche hinausschieben, desto grausamer werden sie uns bestrafen.«
    »Gott ist mit uns«, erwiderte der Sennberger schroff. »Und du bist eine verlorene Seele, wenn du eher auf die Milde eines Heiden als auf die Gnade Gottes hoffst!« Er deutete auf die Öffnung im Boden. »Der Herr hat uns einen Weg gewiesen! Und nun gib mir deinen Helm und deinen Waffengurt.«
    Verwundert sah der Ritter zu dem gewappneten Toten, doch er stellte keine Fragen.
    Anno setzte auch dem zweiten Bauern einen Helm auf und schnallte ihm den Gürtel mit Schwert und Dolch um. »Jetzt lege den falschen König auf das Sims!«
    Während Ludwig seinem Befehl nachkam, nahm Anno einen zersplitterten Pfeilschaft, riss einen breiten Streifen Stoff vom Hemd eines der Bauern und wickelte ihn um das Holz. Dann tränkte er es in Öl.
    »Wohin führt der Tunnel?«, fragte Ludwig argwöhnisch.
    »Das weiß Gott.«
    »Die Heiden werden uns sofort folgen, wenn wir aus dem Haus verschwinden.«
    »Wenn das Öllager brennt, werden sie uns kaum nachsetzen können«, entgegnete Anno ruhig. »Und wenn sie in den Trümmern die Leichen dreier Ritter finden, dann werden sie niemanden suchen.«

    »Dreier Ritter?« Ludwig blickte zu den beiden Bauern. »Aber wer wird der dritte sein?«
    »Nicht du. Gott hat dir ein anderes Schicksal bestimmt. Es ist Heinrich, der seine Aufgabe erfüllt hat. Er muss die Tür halten, bis das Feuer so heftig wütet, dass es nicht mehr gelöscht werden kann. Er hat dieser Aufgabe zugestimmt.«
    »Aber er wusste doch gar nicht …«
    »Genug!« Anno maß seinen Gefährten mit einem zornigen Blick. »Es ist Gottes Wille, dass die Reliquie gerettet wird!«
    »Das ist gemeiner Mord, und du …«
    Anno versetzte Ludwig einen Schlag, der den Ritter gegen die Wand taumeln ließ. Ein zweiter Fausthieb, und der Firneburger sackte in sich zusammen. Er hatte es gewusst, dachte Anno enttäuscht und hob seinen Kameraden auf die Schultern. Seine beiden Gefährten waren zu weich und blind für die Wahrheit! Er schaffte Ludwig ein Stück in den Tunnel hinein und kehrte eilig zurück.
    Die Decke des Raumes bestand aus massiven Balken. Wenn sie erst einmal brannte, dann würde von dem Lager nicht mehr viel übrig bleiben. Anno schüttete zwei Krüge aus und sorgte dafür, dass vor allem die Kleider der Toten mit dem Öl getränkt wurden. Den Pferden legte er Fußfesseln aus dünnen Lederriemen um die Vorderbeine. Wenn sie in Panik gerieten, würden sie die Lederbänder leicht zerreißen können.
    Zuletzt schloss er die Tür zur vorderen Kammer und legte den dünnen hölzernen Sperrriegel vor. Dann trat er gegen einen weiteren Krug, der krachend auf dem Boden zersplitterte. In behäbigen Wellen breitete sich das Öl in der Kammer aus.

    »Was ist passiert?«, rief Heinrich. Er schien zur Tür gekommen zu sein.
    »Einer der Gäule hat sich losgerissen und einen Krug umgestürzt. Ich hab die Tür versperrt, damit uns die Mähre nicht noch davonläuft, bevor ich sie wieder eingefangen habe.« Wie um die Lüge zu bekräftigen, wieherte ihr Packpferd.
    Anno zog sich zum Tunneleingang zurück, ohne dabei die Tür aus den Augen zu lassen. Heinrich schien nicht argwöhnisch geworden zu sein.
    Der Sennberger holte Feuerstein und Stahl aus dem Gepäck und schlug Funken über der Fackel. Es dauerte ein paar Momente, bis der Stoff Feuer fing. Die Kleider der Toten brannten aber sofort. Schnell eilte Anno zum Tunneleingang, bevor in der Kammer die Hölle losbrach. Die Pferde keilten in Panik aus und zerschlugen weitere Ölkrüge.
    Nach einem letzten Blick nahm Anno den Stein und verschloss den Tunneleingang über sich. Heinrich würde er niemals wiedersehen. »Gott hat es so gewollt«, flüsterte er, bevor er sich Ludwig und dem heiligen Leichnam zuwandte.
     
    Der Falkner war zu seinem Pferd zurückgekehrt. Er würde nicht noch einmal zusehen, wie die Sarazenen von den Staufern blutig zurückgeschlagen wurden. Dies war seine Jagd, und er würde sie auch zu Ende bringen! Er schnallte den Sattel ab und holte sein Schwert aus der aufgerollten Decke. Ein guter Fechter war er nicht, aber

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