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Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Titel: Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Backsteinpfeiler. Schließlich wurde die Decke so niedrig, dass sie über seinen Rücken schrammte.
    Gab es für jeden Sünder eine ganz eigene Hölle? Rother war zu erschöpft, um noch weiterzukriechen. Müde lauschte er auf seinen Herzschlag und versuchte sich zu erinnern, wann er gestorben war. Er hatte es gar nicht richtig gemerkt. Hatte ihn vielleicht ein Pfeil auf dem Friedhof bei Sankt
Eustorgio getroffen? Nein, es musste der Sturz gewesen sein! Er erinnerte sich, wie er, halb von Dornenranken verdeckt, den Nachthimmel gesehen hatte … War das der Moment gewesen, als er die Höllenpforte durchschritten hatte? Aber was war mit den kleinen Öllämpchen? Stand für jede Seele am Eingang der Hölle eine Lampe bereit? Vielleicht, damit man die Schrecken, die einen erwarteten, um so deutlicher sehen konnte?
    Reiß dich zusammen, schalt er sich. Was für kindische Gedanken! Er wollte ein Ritter sein … In Wahrheit war er ein Jammerlappen! Rother kniff die Augen zusammen und rieb sich über die geschlossenen Lider. Dann blinzelte er erneut in die Finsternis. Er spürte seinen Atem auf den Händen, vor seinem Gesicht, doch sehen konnte er sie nicht.
    Er dachte an das Grab der Drei Könige in der kleinen Kirche, an die letzte Ruhestätte der Zeugen der Geburt des Christuskindes. Wer hatte die Heiligen gestohlen? Die Mailänder? Oder waren es gar jene Grabschänder gewesen, die auch den Friedhof verwüstet hatten?
    Heiliger Zorn flammte in Rother auf. Er war nicht tot! Wie nannte man den Höllenfürsten auch? Den Versucher … Satan wollte ihn von seinem Weg abbringen. Das Labyrinth in der Finsternis, die Ratten, all dies war eine Prüfung. Nur ein Würdiger vermochte die geraubten Könige wiederzufinden! Ein Christ, der fest im Glauben war und den Versuchungen und Fährnissen des Herrn der Finsternis widerstand.
    Erschöpft stemmte sich Rother hoch. Er würde nicht aufgeben. Wenn er immer in dieselbe Richtung kroch, würde er irgendwann an eine Wand und dann zu einem Ausgang gelangen. Unablässig betete er zu den Drei Königen und
war ein gutes Stück vorangekommen, als ihn etwas im Gesicht streifte. Erschrocken hielt er inne. Er brauchte einige Augenblicke sich zu fassen. Dann streckte er zögerlich seine Hand in die Finsternis. Ein Seil! Es schien sich von einer Säule zur nächsten zu spannen. Eine Falle … Oder vielleicht ein Wegweiser für die Kinder, damit sie sich in diesem Labyrinth nicht verirrten! Er hatte wenig zu verlieren. Er würde dem Seil folgen. Aber in welche Richtung? Vertraue auf Gott, sagte er sich zaghaft. Der Zweifel ist die Saat des Teufels. Wer aufrichtig glaubt, der kann in seinem Weg nicht fehlen! Links, entschied Rother, dort, wo mein Herz schlägt.
    Eine Hand am Seil, kroch er weiter. Schon nach kurzer Zeit erreichte er eine Wand mit einem engen, gemauerten Durchbruch. Eine Rampe führte dort schräg nach unten. Halb rutschend, gelangte er in die Tiefe. Es herrschte hier nicht mehr so absolute Finsternis wie in dem Säulenlabyrinth. In undeutlichen Konturen konnte er seine Umgebung wahrnehmen. Er saß in der kalten Asche eines riesigen Kamins!
    Zweifelnd blickte er sich um. Der Raum, in dem er sich befand, war nicht groß. Fast die ganze Rückwand wurde von dem Kamin eingenommen. Die Feuerstelle war ungewöhnlich. Es gab keine Haken, um Kessel oder Bratenspieße aufzuhängen. Zum Kochen hatte man diesen Platz gewiss nicht benutzt. Entschlossen wandte der Junge dem Kamin den Rücken zu und streckte sich. Es tat gut, endlich wieder aufrecht stehen zu können!
    Gegenüber dem Kamin lag eine halb mit Schutt gefüllte Tür. Von dort kam schwaches Licht. So flink er konnte, kletterte Rother über die Ziegelsteine und gelangte in einen
schmalen Gang mit gewölbter Decke. Er spürte einen leichten Luftzug auf dem Gesicht. Doch noch einmal versperrte ein Berg von Schutt den Durchgang. zu seinen Füßen standen zwei Dutzend kleine Öllämpchen. Die Kinder waren also hier gewesen! Mit neuer Kraft erklomm er das Hindernis und fand einen schmalen Durchbruch, der aussah wie ein Kellerloch. Helles Licht fiel auf die Rückseite der Schutthalde. Goldene Staubflocken tanzten über den zerbrochenen Steinen. Rother kniff die Augen zusammen und sank dankbar auf die Knie. Die Drei Könige hatten ihm den Weg aus der Finsternis gewiesen. Voller Inbrunst sprach er ein Gebet. Tränen rannen ihm über die Wangen, als er schließlich nach dem Kellersims griff und sich hochzog. Die Öffnung war nur schmal. Ein

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