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Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Titel: Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Plünderer bereits die ersten Häuser in Brand gesetzt. Es hat also schon begonnen … Später wird man glauben, dass die Flammen von einem der benachbarten Stadtpaläste übergesprungen sind.« Er lächelte dünn.
    Rainald klappte die Schatulle auf, die vor ihm auf dem Tisch stand, und nahm einen prall gefüllten Lederbeutel heraus. »Für deine Mühen, Ricardo.« Er warf ihn dem Söldner zu. »Zur Mittagsstunde will ich das Feuer sehen!«
    Der Krieger fing geschickt den Geldbeutel und schob ihn sich hinter den Gürtel. »Niemand in der Stadt wird dieses Feuer übersehen können.«
    »Dein Wort in Gottes Ohr!«
    Ricardo lachte leise. »Ihr seid ein wahrhaft außergewöhnlicher Diener des Herrn.« Er verneigte sich knapp und ging zur Tür.
    »Schick mir die drei Ritter, die draußen warten.« Der Söldner nickte noch einmal und schloss hinter sich die Tür.
    Rainald fröstelte es. Er wandte sich um und sah zu dem schlichten Holzkreuz, das an der weiß getünchten Wand hing. »Es geschieht zum Wohle der Christenheit«, flüsterte er. »Du hast mir ein Zeichen gesandt, Herr. Du hast den Willen der Widersacher gebrochen. Was geschehen wird, geschieht, weil du so entschieden hast. Ich werde dein Werkzeug sein.«

    Der Erzbischof hatte an diesem Morgen nichts essen können. Er war unruhig. In den nächsten Stunden würde sich entscheiden, ob sein Traum von einem goldenen Cöln Wirklichkeit werden würde. Als die Tür geöffnet wurde, wies er, ohne sich umzusehen, auf vier Leinensäcke, die auf seinem schmalen Bett lagen. »Nehmt jeder einen. Das werden wir brauchen, wenn wir nach Mailand reiten.«
    »Ihr reitet mit uns, Herr?« Annos dunkle Stimme war leicht von den Stimmen der beiden anderen zu unterscheiden. Ludwig hatte stets den Unterton des Zweiflers, und Heinrich verfiel leicht in die Sprache eines Predigers.
    »Ihr habt ganz recht gehört. Ich werde euch begleiten. Habt ihr etwa gedacht, dass ich es mir nehmen lasse, bei diesem heiligen Unterfangen dabei zu sein? Es ist alles vorbereitet. In einem Gehöft nicht weit von hier steht ein angeschirrter Karren.«
    »Aber es könnte gefährlich …«
    »Das war es beim Kloster Bagnole auch«, unterbrach der Erzbischof Anno scharf. »Wenn man von einer Sache überzeugt ist, dann begnügt man sich nicht damit, andere auszuschicken. Ich will die Särge sehen und meinen Segen über sie sprechen. Seid ihr bereit?«
    Einer der drei Ritter räusperte sich leise. Rainald drehte sich ungehalten um. Ludwig hatte einen der Leinensäcke geöffnet und betrachtete augenscheinlich verärgert den gelbroten Waffenrock darin. »Das sind die Farben der Stadt Novara!«
    »Ganz recht. An der Porta Vercellina sind mehr als hundert Novaresen eingesetzt, um die Verteidigungsanlagen der Stadt zu zerstören, und soweit ich gehört habe, belassen sie es nicht dabei. Novaras Feindschaft mit Mailand ist so alt
wie die beiden Städte. Soll man denken, sie seien in Sankt Giorgio al Palazzo eingedrungen.«
    »Und was wird mit Rother?«, fragte Heinrich zögerlich. »Wollen wir nach dem Jungen suchen?«
    Der Erzbischof wedelte unwirsch mit seiner rechten Hand. »Wir dürfen unser heiligstes Ziel nicht aus den Augen verlieren! Aber seid unbesorgt. Ich habe fast zwanzig Spitzel in der Stadt, und Acerbus Morena, der Podesta von Lodi, ist unter den zwölf, die der Kaiser nach Mailand schickte, um allen Würdenträgern der Stadt den Treueschwur abzunehmen. Acerbus wird diejenigen finden, die Rother verurteilt haben, und mir berichten, was mit dem Jungen geschehen ist. Doch genug geredet!« Rainald hob den letzten Leinensack von seinem Bett. »Lasst uns nach Mailand reiten!«
     
    Dichter, beißender Qualm trieb durch die Straßen der geschundenen Stadt. Heinrich hatte einen Zipfel seines Umhangs vor Mund und Nase gezogen, um sich vor Rauch und Gestank zu schützen. Überall erscholl infernalisches Geschrei. Der Kaiser hatte seine italienischen Verbündeten auf Mailand losgelassen und ihnen den Befehl erteilt, zu plündern und zu zerstören.
    Auf den Straßen lagen brennende Haufen aus zerschlagenen Möbeln und zerrissenen Kleidern. Wer es nicht geschafft hatte, rechtzeitig zu fliehen, musste um sein Leben fürchten. Es hieß, Barbarossa habe beschlossen, Mailand dem Erdboden gleichzumachen.
    Es dauerte lange, bis die drei Ritter und der Erzbischof die kleine Kirche erreichten, von der Rother erzählt hatte. Heinrich zügelte sein Pferd. Anno sprang vom Kutschbock
und eilte neben dem Erzbischof die Stufen zum

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