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Königin der Engel

Königin der Engel

Titel: Königin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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fremdartige, leere Welt, die von dünner, sporadischer Vegetation bedeckt ist und deren Meere voller pflanzlichem und wahrscheinlich ausschließlich pflanzlichem Leben sind, während uns die Turmkreise auf dem Land – die mir unbestreitbar künstlich zu sein scheinen – in Versuchung führen, über die Existenz einer untergegangenen Zivilisation und über tote Intelligenzwesen zu spekulieren. Das Rätsel ist auch am heutigen ersten Weihnachtstag noch nicht gelöst worden; die zusätzlichen Daten von AXIS sind eher ergänzend als enthüllend. Die Projektmanager von AXIS und die AXIS-Wissenschaftler sträuben sich verständlicherweise, irgendwelche Theorien aufzustellen. Aber LitVid geht weiter, und der Druck, Theorien zu schmieden, ist enorm.
    Wir haben Roger Atkins von Mind Design Inc. gebeten, die AXIS-Simulation hier auf der Erde zu fragen, wie sie über die Möglichkeit von Leben auf B-2 denkt. Ich habe persönlich mit der Simulation gesprochen, und zwar mit Unterstützung der >Mutter< der Simulation, Roger Atkins cybernetischem Meisterwerk Jill. Hier ist, was die irdische Schwester von AXIS gesagt hat:«
    JILL (AXIS-Simulation)> »Die Form der Türme ist sehr bemerkenswert. Daß die Türme nichts zu tun scheinen, würde mich auf den Gedanken bringen, daß sie statische Kunstwerke, Monumente oder Markierungen sein sollen, aber im Gegensatz zu ihrer Meeresnähe ist ihre Verteilung über den Globus anscheinend willkürlich. Die Frage, ob in den Meeren Leben existiert, ist noch nicht vollständig beantwortet; AXIS hat die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß es dort große, mobile Lebensformen wie zum Beispiel Wale gibt. Außerdem besteht nach wie vor die Möglichkeit, daß das Leben in den Meeren auf eine Weise organisiert ist, die wir nicht kennen.«
    Vizhniak: »Die Abneigung der Simulation, sich auf Spekulationen einzulassen, gehört zu einer Krankheit des Schweigens, die über die Konstrukteure, die Herren und die Interpreten von AXIS hereingebrochen ist. Was würden sie sagen, wenn sie nicht so verschwiegen wären? Würden sie Spekulationen über einen lebenden Ozean anstellen, über eine einheitliche Lebensform, die sich über die Wasserflächen von B-2 erstreckt? Oder über intelligente Wesen, die sich in die Meere zurückgezogen haben und zu einer idyllischen Urgestalt zurückgekehrt sind, gewissermaßen als Urlaub, nachdem sie es mal mit einer höheren Zivilisation probiert haben? Vielleicht würden sie uns erzählen, daß die Erbauer der Türme dazu übergegangen sind, im Weltraum zu leben, so wie wir es jetzt gerade zu tun beginnen, indem sie riesige Raumkolonien gegründet oder vielleicht Raumschiffe gebaut haben, in denen ihre Muster für lange Reisen ins All gespeichert sind… B-2 wird zu einem Spielzeug für den Intellekt, zu einem Rätsel, das unsere Neugier bis aufs äußerste anstachelt. Letzten Endes bleibt LitVid nichts anderes übrig, als sich mit müßigen Spekulationen langweiliger alter Fürze wie mir zu begnügen. Wer kann sagen, wie lange wir auf die Wahrheit warten müssen?«
    Streiflichter-Redakteurin Rachel Durrell: »Sie wissen sicher, Dr. Vizhniak, daß wir in ein bestimmtes Jahrtausend eintreten.«
    Vizhniak: »Ja, in das binäre Jahrtausend.«
    Durrell: »Sie haben von unserer Ungeduld gesprochen, etwas zu erfahren, unserem ungeduldigen Verlangen nach fertigen Antworten. Glauben Sie, daß das binäre Jahrtausend ein Symptom kindlicher Neugier ist?«
    Vizhniak: »Sehr viele Menschen haben das Gefühl, daß in ein paar Tagen, wenn unser Jahr mit elf Einsen zu einem Jahr mit einer Eins und elf Nullen dahinter wird – binär gesprochen, natürlich –, etwas Bedeutendes geschehen wird. Andere werden zweifellos versuchen, etwas Bedeutendes geschehen zu lassen. Nicht, daß ich sie dazu ermutigen möchte.«
    Durrell: »Ja, aber sind Sie der Meinung, daß dies ein Symptom für unsere Kindlichkeit ist, für unsere extreme Jugend?«
    Vizhniak: »Wir sind keine Kinder mehr. Ich würde sagen, im zwanzigsten Jahrhundert trat die Menschheit in ihre schwierige Jugend ein, und nun sind wir Teenager. Unsere Kindheit war die unschuldige Gewalt und die Pracht der Renaissance, der Industriellen Revolution, als wir sozusagen unsere Hände zu benutzen lernten… die Vergleiche sind ungenau. Aber hier sind wir nun und schlagen uns mit inneren Kräften herum, die wir nicht verstehen, versuchen reif zu sein – zwingen uns, reif zu sein –, und wehe denen, die den Anschein erwecken, als ob sie dabei

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