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Königin der Engel

Königin der Engel

Titel: Königin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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gesund, aber die blassere Falte am Po war noch zu sehen. Sie inspizierte die gebleichte Stelle, nahm eine klassische Betty-Grable-Haltung ein und runzelte die Stirn. Ihre geringste Sorge. Sie stieg in Zivilklamotten, wie sie jeder PD tragen mußte, wenn er außerhalb der Stadt arbeitete. Schmucke dunkle kronsbeeren- und rosenfarbene Langkostümärmel, auf Ellbogenlänge geschnitten, weiße Handschuhe, Statikmuster von Blumen im Wind über dem Gürtel, elegant, aber den dienstlichen Anforderungen entsprechend. Ein Moment des Schwindels, in dem sie sich nicht wiedererkannte, im Wissen, daß dies das junge Mädchen war, das ängstlich aus ihren Augen schaute, so viele Ebenen in ihr ängstlich aus so vielen Gründen keiner davon rational. Was sollte ihr in Hispaniola schon zustoßen? Millionen flogen jedes Jahr dorthin, um ihren Weg zum Platinleben zu machen; Spielen im gehobenen Milieu, gutbezahlte und gesellschaftlich angesehene Männer und Frauen mit dunkler und heller Hautfarbe und finanziell zugänglichem Wesen.
    Aber Mary Choy würde das Gewicht einer amerikanischen Staatsdienerin haben. Hohe Sichtbarkeit in Zeiten des Umbruchs. Das beunruhigte sie.
    Sie saß über eine Tasse Kaffee gebeugt auf der Wohnzimmercouch, sah sich die blasse Morgendämmerung über den östlichen Hügeln auf dem Comb-Moni-tor-Kanal an und ging mit leiser, lakonischer, barscher Angabe der Nummern für die jeweilige Himmelsrichtung nacheinander die Ausblicke durch, die von um den Comb herum angebrachten Außenkameras aufgenommen wurden. Sie wußte, daß sie seelisch und körperlich so vorbereitet war, wie sie es sich an diesem Tag nur erhoffen konnte. Sie wartete.
    Ernest tat ihr leid. Sie verdrängte es.
    Kleines Mädchen erstaunt wie weit sie es gebracht hatte: eine Wohnung in einem Combfuß PD-Ermittlerin einen Körper wie sie ihn sich immer gewünscht hatte, alles anders als früher. Was würde Mutter denken, ihre Schwester, ihr Bruder Lee. Traurigkeit wegen der jahrelangen Funkstille zwischen ihnen allen. Ihre Transformation der Gipfel der Beleidigungen nach all den früheren Kränkungen. Keine Tochter oder Schwester mehr. Theo. Ich bin, die ich bin, weil ich eine Wahl hatte. Ich habe mich entschieden, und zum Teufel mit euch allen! Vor ihrem nach innen gerichteten Blick sah sie sich selbst – immer noch klein, mit rundem Gesicht.
    Ihr Blick fiel auf das blinkende grüne Licht der stummgeschalteten Privatnummer. Sie beobachtete, wie es den Eingang einer Nachricht anzeigte; nicht D Reeve, der würde die PD-Leitung benutzen; sie überlegte, ob sie sich melden sollte/falls es Ernest war. Sie brauchte Zeit, um diese Probleme zu sortieren. Die Botschaft endete, und das Licht sprang auf bernsteinfarbene Bereitschaft um.
    Sie schaltete den Bildschirm aus und öffnete die Jalousien, um den echten Ausblick zu sehen – ein Keil des zweiten Fußes, dahinter die offene Stadt und der freie Himmel, nach Norden zu weitere von Wolken umgürtete Combs. Hier und dort fiel Regen auf die Stadt, schmutzige Vorhänge unter dem blaugesprenkelten Himmel. Sie schaute zu dem Bernsteinlicht zurück und schüttelte den Kopf – sie brachte es doch nie fertig, eine Nachricht längere Zeit nicht abzuhören. »Nachricht auf der Privatleitung abspielen«, sagte sie. Das bernsteinfarbene Licht sprang auf Wiedergabeblau um.
    »Hallo, M Choy? Hier ist Sandra Auchouch. Wir haben uns vorgestern in der Joint-PD-Zentrale getroffen.« Das Display zeigte gleichzeitigen Bildempfang an. Mary schaltete den Teleschirm ein und musterte das Bild der biochemischen orbitalen Transformierten, hübsche cremefarbene Haut große Rehaugen Pelzfleck auf der rechten Wange rasiert um Symbole der Orbitgilde und der Agentur freizulegen. »Ich dachte, ich rufe Sie mal an und sage Ihnen, wann ich frei bin. Wie gesagt, es kommt nicht oft vor, daß ich während eines Abstiegs Gleichgesinnte finde. Diese Woche muß ich durcharbeiten, aber am Silvesterabend und an Neujahr habe ich frei. Wollen wir ins binäre Jahrtausend hineinfeiern? Hier ist mein Telecode. Nur keine Hemmungen! Auf Wiedersehen.«
    Mary verspürte einen Stich und befahl dem Telefon, sich abzustellen. Sie hatte seit Monaten kaum Kontakte oder Freunde außer Ernest und PD-Leuten gehabt. Jetzt bemühte sich jemand um sie, und ihr gefiel der Gedanke, mit jemand Neuem und Sympathischem zu reden und Neujahr mit ihm zu verbringen.
    »Textbotschaft an Telenummer von Auchouch«, sagte sie. »Sandra: Bin für ein paar Tage auf Reisen. Lasse

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