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Koenigin der Meere - Roman

Titel: Koenigin der Meere - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Doubek
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bald geschehen. Ich hoffe, dass du ihn zur Vernunft bringst.« Anne setzte sich neben Calico.
    »Komm, wir machen einen Spaziergang zu Grandma Del. Ich zeige dir unseren Sohn. Du willst ihn doch sicher sehen, bevor wir zurück auf die Juliana gehen.« Fügsam folgte Jack ihr zu Grandma Del. Seine Willenlosigkeit beunruhigte Anne.
    Die alte Delilah warf nur einen kurzen Blick auf ihren einstigen Zögling, dann stellte sie ihn zur Rede.
    »Was hast du genommen? Du bist nicht mehr du selbst. Ich zeige dir deinen prachtvollen Sohn, und du reagierst kaum. Deine Augen sind trübe, deine Sprache langsam, aber du bist nicht betrunken. Also, raus mit der Sprache, was ist es?«
    »Unsinn, ich bin nur etwas müde. Wenn ich ein wenig geschlafen habe, geht es mir besser.« Er legte sich auf das Bett, in dem Anne den kleinen Jack entbunden hatte, und fiel sofort in einen tiefen Schlaf. Stunden später, die Sonne senkte sich bereits am Horizont, erwachte er, taumelte aus dem Bett, schaffte es auf unsicheren Beinen gerade noch vor das Haus und sank auf die Knie. Anne half ihm aufzustehen. Doch kaum stand er aufrecht, versagten seine Beine, und Rackham stürzte bewusstlos zu Boden. Gemeinsam mit Grandma Del schleppte Anne ihn wieder zurück in die Kammer. Delilah nahm einen Wasserkrug
und schüttete ihn auf Calicos Gesicht. Benommen öffnete er die Augen.
    »Du wirst mir jetzt gefälligst sagen, was mit dir los ist!«, herrschte sie ihn an. Rackham drehte den Kopf zur Wand und schwieg.
    »Grandma Del, sei nicht so grob mit ihm. Du siehst doch, dass er krank ist.« Anne sah Calico mitfühlend an. Delilah legte ihre Hand auf seine Stirn.
    »Er hat kein Fieber.« Ich verwette meinen runzligen Arsch darauf, dass er irgendwas geschluckt hat«, sagte sie barsch.
    Am Abend fühlte sich Calico besser. Seine Hände zitterten, Schweiß stand ihm auf der Stirn, aber er konnte aufstehen.
    »Wir gehen an Bord, jetzt gleich«, sagte er mit schwacher Stimme. Der kleine Jack lag in seinem geflochtenen Körbchen und schlief. Anne küsste ihn auf die Wange.
    »Sei ein braver Junge, und mach Grandma Del keinen Ärger. Ich komme wieder«, flüsterte sie und hielt die Tränen zurück. Wie oft hatte sie sich die Minuten des Abschieds ausgemalt, wie oft war sie sicher gewesen, dass es ihr nichts ausmachen würde, ihren Sohn zurückzulassen. Doch jetzt, da der Zeitpunkt gekommen war, zerriss es ihr das Herz. Sie umarmte Delilah.
    »Ich danke dir für alles. Sei gut zu ihm und sag ihm, dass ich ihn sehr lieb habe.« Annes Stimme versagte. Rackham würdigte das Kind keines Blickes. Anne verstand seine Eile nicht.
    Die Besatzung der Sarah begrüßte Anne überschwänglich.
    »Bonny, wer hätte gedacht, dass wir dich so munter und gesund wiedersehen würden. Zugenommen hast du. Ist dir wohl zu gut gegangen an Land«, feixte der erste Maat. Anne lachte.
    »Wenn du mich erst mal in die Wanten gejagt hast und ich ein paar Wochen den Fraß von Rosebud gegessen habe, bin ich wieder ganz der Alte.« Rackham verschwand wortlos in seiner Kajüte. Als Anne in der Nacht nach ihm sehen wollte, schlief er so fest, dass sie ihn nicht wecken konnte. Enttäuscht verließ sie die Kajüte. Nach so langer Zeit hatte sie sich die erste Nacht mit dem geliebten Mann anders vorgestellt. Sie ging an Deck und fand Jubilo, der ihr einen Schlafplatz freigehalten hatte. Er sah sie aus seinen dunklen Augen ernsthaft an und flüsterte: »Du musst aufpassen, wenn wir zurück auf der Juliana sind.
Virgin ist ein brutaler, gemeiner Mann. Er versucht mit allen Mitteln, das Kommando zu übernehmen.«
    »Mach dir keine Sorgen. Jetzt bin ich ja wieder da. Als Erstes sehen wir zu, dass wir den Kapitän gesund kriegen, und dann kümmern wir uns um den Rest.« Sie streichelte ihm sanft über die Wange. »Was fühle ich denn da! Du kriegst ja einen Bart. Jubilo! Sag bloß, du wirst ein richtiger Mann!«
    Die Begrüßung auf der Juliana war noch herzlicher. Mit Schulterklopfen und derben Sprüchen nahmen die Piraten Anne wieder in ihrer Mitte auf. Nur Virgin musterte sie mit ungutem Blick.
    »Wieder ganz gesund? Was war es denn?«, fragte er mit hämischem Unterton. Anne zuckte die Schultern.
    »Wenn ich das wüsste, irgendwann war’s vorbei, und ich bin wieder zu Kräften gekommen, und jetzt bin ich froh, wieder bei euch zu sein.«
    Beladen mit frischem Proviant und Wasser nahmen die Juliana und ihre beiden Begleitschiffe Kurs auf die Floridastraße.
    »Wir halten uns abseits von Nassau, und

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