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Koenigin der Meere - Roman

Titel: Koenigin der Meere - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Doubek
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bares Geld.« Was bei Virgin Wirkung gezeigt hatte, überzeugte auch Rackham. Er wies den Quartiermeister an, für Wasser und Nahrung zu sorgen.
    »Ich war im Zwischendeck, wo die Männer und Frauen lagen. Es ist so dreckig da unten, dass ich lieber freiwillig in der Bilge schlafen würde. Sag, dass die Matrosen des Sklavenschiffes sauber machen sollen.« Rackham tat, was Anne vorgeschlagen hatte. Ein Dutzend Matrosen wurde abkommandiert und musste das Zwischendeck der Bladen säubern.
    »Wer nicht gehorcht, wird erschossen!«, dröhnte Virgins Stimme, als ein Matrose zögerte, die Leiter hinunterzusteigen. Rackham stand an der Reling der Juliana und beobachtete das Geschehen auf dem gekaperten Schiff. Anne erkannte, dass er zu schwach war, um selbst an Bord zu gehen, und schwang sich an einem dicken Tau von Deck zu Deck.
    Plötzlich hatte sie eine Eingebung. Kaum ein Sklavenschiff trat
seine Reise ohne einen Arzt an. Oft erhielten die Mediziner sogar Prämien für jeden Afrikaner, der die mehrwöchige Reise in die Gefangenschaft lebend überstand. Sie ging zum Vorderdeck, wo die Offiziere standen und auf ein gnädiges Schicksal hofften. Geschützt von ihren wachhabenden Kameraden winkte Anne den Kapitän heran und fragte: »Habt ihr einen Arzt an Bord?« Der Kommandant nickte.
    »Mr. Hamilton, der mit dem weißen Bart.« Er zeigte auf einen älteren Mann, der etwas abseits stand und eine abgegriffene, dunkelbraune Ledertasche umklammerte.
    »Mr. Hamilton!« Anne sah in ein Paar müde, kluge Augen. »Sie sind der Arzt hier?« Ben Hamilton wich zurück.
    »Sie brauchen keine Angst vor uns zu haben, wir sind froh, dass Sie an Bord sind. Wenn Sie keinen Unsinn machen, wird Ihnen nichts geschehen. Wir brauchen Ihre Hilfe.«
    »Bitte, tun Sie mir nichts, junger Mann«, flehte der Arzt. »Ich bin nicht freiwillig auf diesem furchtbaren Schiff. Sie haben mich gezwungen mitzufahren. Ich kann nichts dafür, dass die Sklaven in einem so schrecklichen Zustand sind. Mit dem wenigen, was mir zur Verfügung stand, konnte ich nicht mehr tun für sie. Sie brauchen frische Luft, Wasser und etwas zu essen.«
    »Mr. Hamilton! Wir werden unser Möglichstes tun. Aber ich brauche Ihre Hilfe noch aus einem anderen Grund. Unser Kapitän ist schwer krank. Wir wissen nicht, was er hat. Er ist schwach und oft abwesend. Leidet unter Schwindel und Ohnmachtsanfällen, ist stark abgemagert und verschläft ganze Tage. Bitte kommen Sie herüber, und untersuchen Sie ihn.« Hamilton sah Anne ungläubig an.
    »Sie verlangen zu viel von mir. Haben Sie eine Vorstellung davon, was mir geschieht, wenn ich freiwillig auf ein Piratenschiff gehe? Wenn ein Schiff Seiner Majestät uns aufbringt, werde ich gehängt wie Sie alle.« Anne wusste, dass er recht hatte, gab aber nicht auf.
    »Ich habe genügend Einfluss auf Kapitän Rackham, um dafür zu sorgen, dass er Ihnen noch vor der Untersuchung ein Schriftstück ausstellt, das Sie frei von jeder Schuld spricht. Er wird versichern, dass wir sie an Bord der Juliana gezwungen haben. Dann kann Ihnen nichts geschehen.« In Annes Stimme lag so viel Überzeugungskraft, dass Hamilton sich einverstanden erklärte. Virgin ärgerte sich über Annes
Eigenmächtigkeit, wagte aber nicht, vor der Mannschaft etwas dagegen zu sagen.
    Es erwies sich als schwierig, Ben Hamilton von einem Schiff auf das andere zu bekommen. Auf allen vieren kroch er über das verbindende Brett. Endlich stand er auf den Planken der Juliana . Anne, die seine Tasche trug, folgte ihm mit einem Sprung. Sie sah sich um. Rackham war nicht an Deck. Sie bat Hamilton, ihr in die Kajüte zu folgen.
    Der Kapitän lag auf dem Bett. Der Arzt setzte sich zu ihm.
    »Mein Name ist Ben Hamilton, ich bin Arzt, können Sie mich verstehen, Sir?« Rackham versuchte, die Augen zu öffnen, doch seine Lider hoben sich nur einen winzigen Spalt. Hamilton half mit den Fingern nach und sah sich die Pupillen seines Patienten genau an. Er öffnete Rackhams Hemd und legte das Ohr auf seine Brust, dann roch er an seinem Atem.
    »Benutzt er einen Nachttopf?« Anne wunderte sich über die Frage, zog jedoch das Nachtgeschirr unter dem Bett hervor. Hamilton besah sich den Urin genau und roch auch daran.
    »Wie lange sagen Sie, ist er schon in diesem Zustand?« Anne machte eine vage Handbewegung und antwortete wahrheitsgemäß: »Ich habe ihn etwa ein halbes Jahr nicht gesehen. Vorher war er kerngesund, irgendwann während meiner Abwesenheit muss es passiert sein.«
    »Ich kann es

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