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Koenigin der Meere - Roman

Titel: Koenigin der Meere - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Doubek
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Abendrunden über Deck, da kam Fetherston auf sie zu.
    »Bonny, hast du einen Augenblick Zeit für mich?«
    »Für dich immer.« Anne lächelte. »Was hast du auf dem Herzen?« Fetherston lehnte an der Reling und sah sich um. Erst als er sicher war, dass keine ungebetenen Zuhörer in der Nähe waren, rückte er mit der Sprache heraus:
    »Bonny, die Mannschaft ist sauer darüber, dass Rackham seit Tagen verschwunden ist. Sie wollen ihn abwählen.«
    »Er wird sich wieder einkriegen. Du wirst es sehen. Vielleicht schon morgen, aber sicher in ein paar Tagen, kommt er zurück, und wir können die Segel hissen.« Ihre Worte klangen nicht so zuversichtlich, wie sie es sich wünschte.
    »Es geht nicht mehr darum, ob er zurückkommt oder nicht. Es geht darum, dass die Männer das Gefühl haben, dass er sie im Stich gelassen hat. Er ist seit Wochen nur noch betrunken, und alle sehen, dass du es bist, der die Befehle gibt.« Fetherston machte eine Pause.
    »Sie wollen dich zum Kapitän machen.« Anne war froh, dass es bereits dunkel war, so konnte der Erste Maat nicht sehen, wie ihr die Röte den Hals hinauf bis zum Haaransatz stieg.
    »Ist das wahr?« Fetherston nickte.
    »So wahr, wie ich Erster Maat bin. Sie haben mich gebeten, mit dir zu sprechen. Sie wollen Rackham nichts Böses, aber ein Saufaus wie er kann ein Schiff nicht länger kommandieren und schon gar nicht dafür sorgen, dass wir gute Prisen machen. Was meinst du?« Anne sah hinaus aufs Meer und wusste, dass es das war, was sie wollte. Das Kommando
über ein eigenes Schiff. Männer, die ihr folgten, ihr vertrauten. Das altbekannte Brennen loderte in ihrem Brustkorb.
    »Lass mich eine Nacht darüber schlafen, und gib mir bis morgen Bedenkzeit. Sag den Jungs, dass ich stolz und glücklich über das Angebot bin, dass da aber noch ein paar Dinge sind, die ich vorher mit mir selbst klären muss.«

-33-
    I n New Providence hatte Woodes Rogers die schnellste Schaluppe seiner Flotte für die Jagd auf Calico Jack Rackham und seine Männer ausstatten lassen. Bestückt mit einem Dutzend Kanonen, Proviant, Munition und Waffen für die fünfundvierzig Mann starke Besatzung, lag das Schiff im Hafen von Nassau. Rogers hatte seinen fähigsten Mann mit dem Kommando betraut.
    Kapitän Jonathan Barnett, ein junger, ehrgeiziger Offizier. Er stammte aus einer alten englischen Familie, war dem König und seinem Gouverneur treu ergeben und entschlossen, notfalls sein Leben aufs Spiel zu setzen, um seine Aufgabe zu erfüllen. Zwei lange Gespräche mit Finch hatten ihn davon überzeugt, dass es nicht schwer sein würde, den offenbar der Trunksucht verfallenen Piraten aufzuspüren und gefangen zu nehmen. Finch hatte ihn so genau wie möglich über Rackhams Pläne in Kenntnis gesetzt und ihm darüber hinaus einige der beliebtesten Schlupfwinkel der Piraten genannt.
     
    Jonathan Barnett fühlte sich bestens gerüstet und stand vor Rogers, um dessen letzte Befehle zu empfangen.
    »Sie werden diesem Gesindel das Handwerk legen, koste es, was es wolle!« Der Gouverneur reichte ihm einen prall mit Achterstücken gefüllten Beutel.
    »Nehmen Sie das als eiserne Reserve. Es reicht sogar aus, wenn Sie in schweres Wetter kommen und Ihr Schiff so beschädigt wird, dass Sie ein neues kaufen müssen. Seine Majestät hat eine hohe Belohnung auf Rackhams Kopf ausgesetzt. Wenn Sie ihn erwischen, sind Sie ein gemachter Mann.«

    Schon jetzt konnte Rogers eine stolze Liste von gerichteten Piraten präsentieren, und mit Barnetts Hilfe würde sie demnächst um einige Namen länger.
    Kapitän Blackbeard war tot, Stede Bonnet vom langen Arm des Gesetzes gerichtet, Benjamin Hornigold und Samuel Bellamy ertrunken. Christopher Condent hatte sich nach Frankreich abgesetzt, und nichts deutete darauf hin, dass er seine alten Aktivitäten wieder aufnehmen würde. Neben einigen anderen fehlten vor allem Rackham und sein Kumpan Bonny.
    Rogers hatte sich aus seinem Sessel erhoben und stand dicht vor Barnett.
    »Ich setze mein ganzes Vertrauen in Sie.«
    »Sir, seien Sie versichert, dass ich Ihnen diesen Rackham bringe.« Jonathan Barnett salutierte, verließ mit einer Verbeugung den Raum und stach noch am selben Tag mit Kurs auf Hispaniola in See.
     
    Anne hatte eine schlaflose Nacht verbracht. Bei Anbruch der Dämmerung stand ihre Entscheidung fest. Auf Zehenspitzen schlich sie zu Mary und rüttelte sie sanft am Arm. Mary schlug verwundert die Augen auf.
    »Was ist los? Ist was passiert?« Anne schüttelte den Kopf

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