Koenigin der Meere - Roman
jetzt schlage ich vor: alle Mann an Land und einen ordentlichen Schluck auf meine Kosten. Den Rest besprechen wir morgen!« Mit dieser Geste gewann sie auch die Herzen der beiden Piraten, die sich der Stimme enthalten hatten.
Die gesamte Mannschaft ging an Land, um ihren neuen Kapitän zu feiern. Während die Männer sich an schwerem spanischem Rotwein und scharf gebrannten Schnäpsen gütlich taten, machten sich Mary, Mike und Anne auf die Suche nach Rackham.
Wie Anne befürchtet hatte, war er in einem der zahlreichen Freudenhäuser verschwunden. Dort hatte er ein Zimmer bezogen und sich trotz aller Proteste der Wirtin geweigert, es wieder zu verlassen. Die
Frau war überglücklich, als Anne auftauchte, um Calico zurück zum Schiff zu bringen.
Anne beglich seine Rechnung, zerrte ihn mit Fosters Hilfe vor die Tür. Draußen nahm der Segelmacher den abgesetzten Kapitän in den Schwitzkasten und hielt seinen Kopf unter eine Pumpe. Rackham versuchte, sich zu befreien, trat und fluchte, aber gegen Fosters Kräfte kam er nicht an. Erst als er triefend vor Nässe jeden Widerstand aufgab und schwor, friedlich an Bord zurückzukehren, gab Anne das Zeichen, ihn freizulassen.
Gemeinsam schleppten die drei Rackham zum Beiboot und trugen ihn in die Kapitänskajüte der Pleasure . Anne half ihm, sich seiner durchnässten Kleider zu entledigen, wartete, bis er im Bett lag und sagte: »Calico! Ich weiß, dass du besoffen bist, aber du bist nicht zu besoffen, um mich zu hören.« Rackham würdigte sie keines Blickes.
»Wenn du nicht auf der Stelle aufhörst zu trinken, wirst du alles verlieren.« Rackham sah sie böse an.
»Ich habe dir schon mal gesagt, dass ich kein Kindermädchen brauche! Gib mir meine Finger wieder, und ich höre auf zu trinken.« Anne ging zum Tisch und holte den Handschuh, den Foster genäht hatte. Die drei mit Schafwolle gefüllten Finger standen kerzengerade in die Luft.
»Mehr kann ich nicht für dich tun.« Sie hielt Rackham den Handschuh entgegen. Misstrauisch beäugte er ihn und zog ihn schließlich an. Das Ergebnis war so perfekt, dass es sogar Anne überraschte.
»Calico! Ich muss dir etwas sagen. Du weißt selbst, dass du in den letzten Wochen so gut wie nicht vorhanden warst. Das hat Konsequenzen gehabt.« Sie senkte den Blick. »Die Männer haben mich zum Kapitän gewählt. Sie wissen, wer ich wirklich bin, und ich habe gesagt, dass ich sie so lange führe, wie du nicht in der Lage dazu bist. Es liegt also nur an dir. Wenn du weiter säufst, werden sie dich nicht mehr lange an Bord dulden, wenn du dich zusammenreißt, gehört das Schiff wieder dir.« Anne verließ die Kajüte und ging an Deck. Mary und Foster warteten auf sie.
»Bonny, wir wollen dir etwas mitteilen. Wir haben uns entschieden, die nächste Kapertour noch mit dir zu fahren. Danach wollen wir das Schiff verlassen und zurück nach England gehen.« Marys Wangen
waren gerötet. »Aber vorher wollen wir heiraten, und weil du der Kapitän bist, bitten wir dich, uns zu trauen.« Anne umarmte sie.
»Heißt das, dass du den Männern auch sagen willst, dass du eine Frau bist?« Mary nickte.
»Wenn dein Plan mit diesem Hudson funktioniert, werden wir ja sicher hinterher ein Fest feiern. Die Mannschaft wird guter Stimmung sein, und vielleicht können wir bei der Gelegenheit unsere Hochzeit bekannt geben. Mike findet es zwar nicht sehr romantisch, inmitten eines Haufens von Seeräubern zu heiraten, aber mir zuliebe hat er zugestimmt.«
Rackham kam den ganzen Tag nicht aus seiner Kajüte. Am Abend brachte ihm Anne etwas zu essen. Er hatte keinen Tropfen Alkohol getrunken, war rasiert und duftete nach Lavendel. Gierig schlang er Rosebuds Eintopf hinunter und murmelte: »Dann bist du jetzt also der Kapitän auf diesem Schiff. Ich werde mir wohl einen anderen Schlafplatz suchen müssen, denn die Kajüte steht dir zu.« Er sah sie unsicher an. Anne setzte sich neben ihn auf das Bett und küsste ihn auf die Stirn.
»Wenn in diesem Bett Platz für uns beide war, als du noch Kapitän warst, passen wir auch jetzt zu zweit hinein.« Calico zog ihr das Tuch vom Kopf und grinste.
»Komm her, du Ungeheuer. Furzdonnerschlag! Ich habe noch nie mit einem Kapitän geschlafen.«
Die Vorbereitungen waren abgeschlossen, alle Reparaturen ausgeführt, Proviant, Munition, neue Segel und Fässer mit Wasser und spanischem Cognac im Laderaum verstaut. Mit geblähten Segeln stach die Pleasure in See, um vor Hispaniola auf Opfer zu warten.
Anne war fest
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