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Koenigin der Meere - Roman

Titel: Koenigin der Meere - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Doubek
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richtiges Haus, nicht nur eine kleine Hütte. Ihr könnt von Viehzucht leben, und für deine Kinder kannst du dir eine echte Gouvernante leisten.« Sie knuffte Mary in die Seite.
    Am späten Nachmittag erwachten die Männer. Aus den Vorräten, die Mary und Foster an Bord gebracht hatten, hatte Anne einen riesigen Kessel voll mit scharfem Salamgundi zubereitet, das sie jetzt mit einer großen Kelle verteilte.
    »Bonny!« Fetherston leckte sich genüsslich die Lippen. »Das war fabelhaft! Du überraschst mich jeden Tag aufs Neue. Jetzt kannst du auch noch kochen! Gibt es eigentlich irgendetwas, das du nicht kannst?« Anne grinste vergnügt.
    »Jede Menge, glaub mir, aber ich werde dir meine Schwächen nicht auf die Nase binden.« Sie nahm seinen Arm und zog ihn ein Stück zur Seite.
    »Fetherston. Ich brauche deine Hilfe. Ich weiß, dass die Leute feiern wollen, aber wir müssen zusehen, dass wir das Schiff in Ordnung bringen. Ich bin nach wie vor sicher, dass dieser Hundesohn Finch uns an Rogers verraten wird, wenn er es nicht schon getan hat. Wir können nicht ewig hier bleiben. Was hältst du davon, wenn wir die Mannschaft in zwei Gruppen teilen und sie immer abwechselnd arbeiten und an Land gehen lassen. So haben wir eine Chance, Petit Goave in etwa zwei Wochen verlassen zu können, und gehen kein Risiko ein.« Der Erste Maat nickte.
    Während die Männer noch aßen und sich ihre Abenteuer an Land in den glühendsten Farben schilderten, ging Anne in die Kapitänskajüte
und legte sich auf das Bett. Sie verschränkte die Arme hinter dem Kopf und schloss die Augen.
    Eine halbe Ewigkeit schien es her, dass sie hier gelegen und mit Calico geschlafen hatte. Sie beneidete Mary um ihr Glück. Mit Foster hatte sie einen ehrlichen Mann gefunden. Anne dachte an James Bonny und schämte sich ein wenig, dass sein Tod sie so kalt ließ. Dann kam ihr Charley Balls in den Sinn; sie kicherte über seine merkwürdigen Vorlieben. Ihre Gedanken wanderten nach Charleston. Zum Abend ihres Debüts und dem gebrochenen Nasenbein des dreisten Gordon Fatstone. Sie lachte laut auf. Ihr armer Vater, wie entsetzt war er gewesen über ihr Benehmen. Und dann fiel ihr der Fremde ein, mit dem William Cormac seinerzeit Geschäfte gemacht hatte. Wie war noch sein Name gewesen? Mit einem Ruck setzte sie sich auf. War es möglich, dass er sich tatsächlich als Hudson vorgestellt hatte? Und sein Schiff, kein Zweifel, er hatte von der Royal Queen gesprochen.
    Vielleicht ließ sich Kapital daraus schlagen, dass sie den Mann, auf den sie jetzt wegen der Bücher wartete, schon einmal getroffen hatte. Anne ließ sich wieder auf das Kissen fallen und grübelte. Sie tastete in ihrem Hosenbein nach dem kleinen Päckchen, das Doktor Hamilton ihr zum Abschied gegeben hatte. Wenn ihr Plan funktionierte, konnte sie mit ihren Männern das stolze Schiff mit einem geschickten Streich an sich bringen. Sie musste mit Calico sprechen.
    Fetherston war nicht untätig gewesen und hatte bereits ein paar Männer davon überzeugt, dass die Arbeiten an der Pleasure unumgänglich waren. Als Anne wieder an Deck kam, hatte sie leichtes Spiel. Schon am Nachmittag roch es auf dem ganzen Schiff nach Teer. Die Hälfte der Piraten war damit beschäftigt, die Risse zwischen den Spanten mit Kalfathammer, Dechsel, Teerkelle und Kalfateisen auszuspachteln und abzudichten. Aus dem Bauch des Schiffs drang unermüdliches Hämmern. Der Schiffszimmermann überprüfte mit drei Männern Zwischen- und Unterdeck, Laderaum und Bilge und besserte die schadhaften Stellen von innen aus. Mike Foster arbeitete von morgens früh bis abends spät. Er hatte sich zwei Männer gesucht, die ihm zur Hand gingen, und flickte die großen Segel.
    Eine Woche verging. Anne war sehr zufrieden über die Fortschritte.
Die Schäden waren weniger gravierend als befürchtet, noch ein paar Tage, und das Schiff war bereit zum Aufbruch.
    Rackham war während der ganzen Zeit nicht an Bord erschienen. Anne schwankte zwischen Wut und Sorge, wenn sie an ihn dachte. Jedes Mal wenn die eine Hälfte der Besatzung vom Landgang zurückkehrte, hoffte sie zu hören, dass jemand den Kapitän gesehen hatte, doch die Männer brachten keine Neuigkeiten. Anne verfluchte Calico und dachte sogar daran, ohne ihn in See zu stechen, wusste aber, dass das unmöglich war. Noch war Rackham Kapitän, und solange er nicht abgewählt wurde, musste sie vor allen anderen Loyalität zeigen.
    Die Nacht brach herein, Anne drehte eine der üblichen

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