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Koenigin der Meere - Roman

Titel: Koenigin der Meere - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Doubek
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fällt euch ein! Ich bin euer Kapitän. Ich befehle euch, mich auf der Stelle zurückzubringen! Das hat ein Nachspiel! Ich werde euch auspeitschen lassen, nein, ich werde euch in die Wanten flechten und euch in der Sonne verdorren lassen!«
    Endlich auf Deck, kroch Rackham auf allen vieren über die Planken. Anne wandte sich ab, während Fetherston Rackham unter die Achseln griff, ihn auf seine Füße stellte und in die Kajüte brachte. Anne dachte an das frische Leinzeug, das sie nur Stunden zuvor aufgezogen hatte, und ärgerte sich. Morgen würde es genauso, wenn nicht schlimmer als das alte aussehen. Corner stand neben ihr und sagte entschuldigend: »Wir mussten ihn zurück an Bord bringen. Er war kurz davor, die Taverne auseinanderzunehmen. Er hat Geld beim Spiel verloren und wollte nicht bezahlen. Wir konnten nicht riskieren, ihn dort zu lassen, weil auch um diese Zeit noch spanische Soldaten patrouillieren.« Anne erhob sich.
    »Corner, du brauchst dich nicht rechtfertigen. Er muss sich entschuldigen, wenn er wieder nüchtern ist. Und bedanken muss er sich bei euch. Und jetzt ab, ihr zwei. Macht, dass ihr wieder an Land kommt, ihr seid ja noch völlig nüchtern.« Die beiden salutierten lachend und kletterten wieder in das Boot.
    Drei Tage später erschien die Mannschaft hohläugig und verkatert, aber vollzählig wieder an Bord. Nur Rackham, der das Schiff längst wieder verlassen hatte, blieb verschwunden. Die meisten der Männer hatten in der kurzen Zeit ein Vielfaches des Jahreslohns eines Handwerkers verprasst und sehnten sich nach etwas Ruhe.

    »Wachwechsel, Leute! Read, Foster und ich gehen an Land, und ich hoffe, dass der eine oder andere von euch zumindest ein halbes Ohr und Auge auf das Schiff hat. Nicht dass es euch jemand klaut, während wir weg sind!« Die Piraten lachten und suchten sich ihre Schlafplätze.
    Direkt am Hafen fand Anne einen Gerber, bei dem sie ein Stück schwarzes Leder kaufte. Foster hatte versprochen, Rackham einen Handschuh zu nähen und die fehlenden drei Finger durch eine Füllung aus Schafswolle zu ersetzen.
    Als Nächstes ging sie zum größten Lagerhaus am Platz und ließ sich einen guten Auktionator empfehlen. Der Mann begutachtete ihre Liste mit Interesse.
    »Die Stoffe und Spitzen kann ich Ihnen sofort abnehmen. Aber mit den Büchern ist das so eine Sache. Die verkaufen sich nicht so leicht. Unsere nächste große Auktion ist in etwa zehn Tagen. Soweit ich weiß, wollen eine ganze Menge Leute kommen, unter anderem auch ein gewisser Harry Hudson. Ihm gehört die Royal Queen , von der haben Sie sicher schon gehört; es ist das schönste Schiff der Karibik. Dieser Hudson ist verrückt nach Büchern und gibt ein Vermögen dafür aus. Aber Sie müssten sich schon gedulden, bis er kommt.«
    Anne verbarg ihre Enttäuschung. Zehn Tage waren eine lange Zeit. Sie hegte noch immer die Sorge, Finch würde Rogers über ihren Aufenthaltsort informieren. Auch wenn sie sich statt in Hispaniola in Petit Goave befanden, war und blieb es gefährlich, wenn die Männer des Gouverneurs einmal in die Nähe kamen. Sie dankte dem Auktionator und versprach, die Ladung in den nächsten Tagen vorbeizubringen. Für heute gab es nur noch eines zu erledigen.
    Sie machte sich auf die Suche nach Calico, der seit jener Nacht nicht wieder aufgetaucht war. Nachdem sie in den Tavernen rund um den Hafen vergeblich nach ihm geschaut hatte, kam sie zu dem Schluss, dass er sich vermutlich in einem Bordell herumtrieb. Dort jedoch, das schwor sie sich wütend, würde sie ihn nicht herausholen.
    Mary hatte einen Zimmermann aufgetrieben, der Pech, Werg und Werkzeug zum Kalfatern verkaufte. Sie beluden das Beiboot damit und ruderten zur Pleasure . Die Mannschaft schlief tief und fest. Anne lachte über das Schnarchkonzert, mit dem sie empfangen wurden, und
sagte zu Mary: »Wenn das einer hört, bittet er freiwillig um Gnade. Vielleicht sollten wir das nächste Schiff auf diese Weise kapern.« Mary sah sie lange an.
    »Bonny, für Mike und mich wird es kein nächstes Schiff geben. Was ich dir neulich gesagt habe, war ernst gemeint. Wir wollen zurück nach England und dort ein anständiges Leben beginnen.« Anne reagierte unwirsch.
    »Ja, ja, ich weiß. Aber doch nicht sofort! Ich meine, von hier aus fährt sowieso niemand nach England. Und außerdem, denk doch mal nach, wie viel Geld du noch mitnehmen kannst, wenn du nur einmal die Runde mit uns fährst. Danach seid ihr gemachte Leute, kauft euch in England ein

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