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Koenigin der Meere - Roman

Titel: Koenigin der Meere - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Doubek
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dich zum Kapitän wählen, und du machst dumme Witze.« Das Schweigen wich zustimmendem Fußscharren und Gemurmel.
    »Ich mache keine Witze. Ich weiß, wie ernst die Angelegenheit ist, deswegen habe ich mich ja entschlossen, mein Geheimnis preiszugeben. Nichts auf der Welt wäre ich lieber als euer Kapitän, und ich kann euch sagen, dass ich schon eine fabelhafte Idee für die nächste Prise habe, aber ich will das Kommando nicht übernehmen, ohne euch vorher die Wahrheit gesagt zu haben.« Das Gemurmel schwoll an, einzelne Stimmen wurden hörbar.
    »Beweise!«, schrie einer, und zehn andere grölten sofort: »Ja, Beweise!
« Ausziehen! Ausziehen!« Noah Harwood löste sich aus der Menge und stand plötzlich neben Anne.
    »Schnauze! Ihr Idioten! Bevor ihr hier rumbrüllt wie die Tiere, benutzt eure Köpfe. Es ist doch völlig egal, was sich unter diesem Hemd und dieser Hose verbirgt. Bonny ist einer von uns, und nicht nur das, er ist schlauer, als wir alle zusammen. Wenn Bonny etwas verspricht, dann hält er es, wenn er einen Plan hat, geht der auf. Alles andere spielt keine Rolle. Ich will hören, was für eine Idee er jetzt hat. Und wenn wir das wissen, können wir immer noch entscheiden, was wir tun.« Er sah Anne erwartungsvoll an. Sie ergriff ihre Chance.
    »In den nächsten Tagen findet am Hafen eine große Auktion statt. Ich habe erfahren, dass unter anderem Harry Hudson mit seiner Royal Queen einlaufen wird. Ihr wisst, dass das Schiff eines der stolzesten der ganzen Karibik ist. Es heißt, dass sie zwanzig Kanonen an Bord haben und Hudsons Männer gut ausgebildet sind. Sicher ist, dass Hudson eine wertvolle Ladung transportiert, die er in Petit Goave verkaufen will, und sicher ist auch, dass er eine Vorliebe für alte Bücher hat. Aber vor allem eines ist sicher: Ich kenne Hudson von früher. Er war ein Geschäftspartner meines Vaters. Und jetzt erkläre ich euch, was ich vorhabe.«
    Nachdem Anne ihren Plan in allen Einzelheiten dargelegt und alle Fragen beantwortet hatte, schwiegen die Piraten zunächst, dann begannen sie, miteinander zu flüstern.
    Die Idee, die Royal Queen ohne Waffengewalt zu plündern, war verlockend, aber der Mann, der sie ihnen präsentiert hatte, war eine Frau. Wie konnte eine Frau sich auf so ein Wagnis einlassen? Auf der anderen Seite hatte diese Frau in der Vergangenheit schon mehrfach ihren Mut bewiesen. Und hatte Harwood nicht recht, wenn er sagte, dass es gleichgültig war, was sich unter Hemd und Hose verbarg, solange das Ergebnis stimmte? Was gab es schon zu verlieren? Wenn der Plan nicht funktionierte, geschah keinem von ihnen etwas. Es war nur Bonny, der ein Risiko einging. Was sprach also dagegen, es zu versuchen?
    Anne stand an den Hauptmast gelehnt und spürte, wie die anfängliche Skepsis in Zustimmung umschlug. Die Hände lässig in den Hosentaschen, sah sie triumphierend zu Mary hinüber, die sich an der Diskussion um das Für und Wider nicht beteiligte. Nach einer Stunde
war noch immer keine Entscheidung gefällt. Anne überlegte, wie sie die Angelegenheit beschleunigen konnte, und rief den Koch, der in ein Gespräch mit Patrick Carry vertieft war.
    »Rosebud! Was hältst du davon, Carry zu sagen, wie du abstimmen willst, und dann mit Tucker in die Kombüse zu gehen und ein ordentliches Frühstück zu machen. Mit leerem Magen denkt es sich schlecht.«
    »Hört! Hört! Das fängt ja gut an! Ist noch nicht gewählt und riskiert schon eine dicke Lippe«, höhnte Rosebud, wurde aber sofort von seinen Kameraden überstimmt.
    »Bonny hat recht. Höchste Zeit für was zu essen. Mach voran Rosebud!« Gegen Mittag kristallisierte sich das Ergebnis der Beratungen heraus. Eine große Mehrheit war dafür, Bonnys Geschlecht keine Bedeutung beizumessen und ihn oder sie, in dieser Beziehung herrschte noch Unsicherheit, zum Kapitän zu wählen.
    Als es schließlich zur Abstimmung kam, ging Anne unter Deck. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen. Die wenigen Minuten Wartezeit kamen ihr vor wie Stunden. Endlich steckte Fetherston seinen Kopf durch die Luke und rief die Treppe hinunter: »Kapitän Bonny! Sie werden an Deck gebraucht!« Anne glühte, als sie zum ersten Mal vor ihrer eigenen Mannschaft stand.
    »Ich danke euch! Ihr werdet es nicht bereuen! Eines möchte ich noch loswerden. Ich übernehme das Kommando so lange, wie Kapitän Rackham nicht in der Lage ist, das Schiff zu führen. Sollte sich sein Zustand ändern, bin ich niemandem böse, wenn ihr eure Meinung wieder ändert. Und

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