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Koenigin der Meere - Roman

Titel: Koenigin der Meere - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Doubek
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und flüsterte:
    »Noch nicht, aber es wird etwas passieren. Komm mit, ich muss mit dir sprechen.« Anne hielt sich nicht mit langen Vorreden auf.
    »Gestern war Fetherston bei mir und hat mir gesagt, dass die Männer mich zum Kapitän machen wollen.« Mary nickte.
    »Ich habe um Bedenkzeit gebeten und gesagt, dass ich meine Entscheidung heute fälle.« Anne räusperte sich.
    »Ich werde annehmen!« Mary umarmte sie.
    »Wer hätte das gedacht? Ein Weib als Kapitän auf einem Piratenschiff.« Anne entzog sich ihren Armen.
    »Das ist genau das Problem. Ich bin entschlossen, diesem Versteckspiel ein Ende zu machen. Ich kann nicht Kapitän einer Mannschaft sein, die mir vertraut und gehorcht, und die Männer weiterhin täuschen. Wenn ich das Kommando übernehme, dann als Frau.«

    »Bist du übergeschnappt? Sie werden dich lynchen oder bestenfalls von Bord jagen wie einen räudigen Hund!«
    »Das glaube ich nicht. Ich werde ihnen erklären, dass ich immer der oder dieselbe war, bin und bleibe, dass sich an meinem Charakter nichts ändert. Wenn sie mich nicht wollen, verlasse ich das Schiff, aber ich glaube nicht, dass sie mir etwas antun werden.« Mary tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn.
    »Bonny, du bist verrückt. Das kann nicht gut gehen. Ich wecke Mike und verlasse mit ihm das Schiff, bevor du noch auf die Idee kommst herauszuposaunen, wer ich bin.« Anne packte sie am Ärmel.
    »Genau das habe ich vor. Wenn sie mich akzeptieren, werde ich ihnen sagen, wer du wirklich bist. Wir hissen die Segel und machen als Erstes eine Prise, von der wir noch unseren Urenkeln erzählen können. Ich habe eine phantastische Idee. Vertrau mir!« Mary schüttelte den Kopf.
    »Bonny, hörst du eigentlich, was du da redest? Du verlangst gerade von mir, dass ich meinen Kopf freiwillig in eine Schlinge lege und dann auch noch selbst am Strick ziehe. Bei aller Freundschaft, ich will leben, und zwar mit Mike in England. Was ich meinen Urenkeln zu erzählen habe, reicht voll und ganz. Mehr muss es nicht werden.«
    »Read. Lass mich nicht im Stich. Du bist meine Freundin. Lass uns noch dieses eine Abenteuer gemeinsam bestehen, und dann geh, wohin du willst. Bitte!« Annes flehende Worte erweichten Marys Herz.
    »Ich muss ebenso verrückt sein wie du. Also, meinetwegen, aber nur, wenn du schwörst, dass du zuerst sagst, wer du bist, und abwartest, wie sie reagieren.« Anne hob die Hand zum Schwur.
    Bei Sonnenaufgang versammelte sich die Besatzung auf dem Vorderdeck. Außer Rackham, der noch immer nicht zurückgekehrt war, fehlte niemand. Die Männer standen dicht gedrängt und warteten darauf, das Fetherston und Bonny zu ihnen sprachen.
    Der Erste Maat machte den Anfang.
    »Leute, kommen wir gleich zur Sache. Wenn ich es richtig sehe, gibt es an Bord eine Mehrheit, die Kapitän Rackham absetzen und an seiner Stelle Bonny wählen will. Ihr habt mich gebeten, mit Bonny zu sprechen, und das habe ich getan. Hören wir, was er uns zu sagen
hat.« Anne kletterte einen Meter in die Takelage und hielt sich an einem Tau fest. Der Überblick verschaffte ihr Sicherheit.
    »Jungs, erst mal muss ich mich bei euch bedanken! Es ist eine große Ehre.« Anne stockte. Es war schwerer, als sie dachte. Die Piraten stampften im Takt mit den Füßen, klatschten in die Hände und skandierten: »Bonny! Bonny! Bonny!« Anne sprang auf die Planken und hob die Hände.
    »Bevor ich zustimme, muss ich euch etwas sagen. Es fällt mir nicht leicht. Also haltet die Klappe und macht es mir nicht schwerer.« Die Männer schwiegen neugierig.
    »Ich bin nicht der, für den ihr mich haltet.« Anne blickte in ratlose Gesichter. Fetherston wollte ihr zu Hilfe kommen und rief: »Uns ist egal, was du vor hundert Jahren vielleicht mal ausgefressen hast. Wir wollen dich so, wie wir dich kennen. Du brauchst uns nichts zu beichten!« Wieder applaudierten die Piraten.
    »Ich habe nichts ausgefressen, es ist nur …« Anne fing Marys unglücklichen Blick auf.
    »Jungs! Wenn ihr mich zum Kapitän macht, gebt ihr einer Frau das Kommando. Mein Name ist Anne Bonny, ich bin die Tochter von William Cormac, die Witwe von James Bonny und …« Fast hätte sie hinzugefügt, dass sie Rackhams Geliebte war.
    An Deck herrschte Grabesstille. Ungläubig sahen die Piraten sich gegenseitig an, als wollten sie überprüfen, ob der Nebenmann auch gehört hatte, was soeben an ihre Ohren gedrungen war. Fetherston fand seine Fassung als Erster wieder.
    »Bonny, red keinen Blödsinn. Die Männer wollen

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