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Koenigin der Meere - Roman

Titel: Koenigin der Meere - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Doubek
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blitzartig mit Wasser füllte. Port Royal war nicht mehr da, einfach vom Meer verschluckt.
    Uns war nichts geschehen. Wir saßen auf dem Hügel und warteten, bis sich die Natur beruhigt hatte. Der Weg zurück war lang und mühselig, die Pferde hatten sich losgerissen. Wir mussten den Wagen stehen lassen.« Phibbah räusperte sich und trank einen Schluck Limonade.
    »Als wir unten ankamen, war alles noch viel schlimmer, als es von oben ausgesehen hatte. Fast die ganze Stadt war verschwunden. Einfach weg, als hätte es sie nie gegeben. Überall lagen tote Tiere und Menschen herum. Die Erde hatte manche Leute erst verschluckt, zerquetscht und dann wieder ausgespuckt. Einige lebten noch, waren aber grässlich verstümmelt und schrien um Hilfe, andere wimmerten leise vor sich hin.
    Unser Haus war auch im Meer versunken. Bis es dunkel wurde, haben der Doktor und ich meine Mutter und meinen Bruder gesucht, aber wir haben sie nie wieder gesehen. Das Wasser hat sie mitgenommen. Am hinteren Stadtrand stand noch eine Taverne, dort behandelte
der Doktor all die, die noch die Kraft hatten, zu ihm zu kommen. Ich habe ihm geholfen, bis ich irgendwann vor Erschöpfung in einer Ecke eingeschlafen bin. Am nächsten Tag sind wir gegangen und haben unseren Wagen geholt. Der Doktor hat zwei neue Pferde besorgt und ein Zelt, in dem wir leben konnten. Es hätte noch alles gut werden können, aber …« Phibbah stockte.
    »Aber was? Erzähl weiter, wie bist du nach Charleston gekommen?«, wollte Margaret wissen.
    »Der Doktor ist nie wieder so geworden wie vor diesem Tag. Gleich nach dem Aufstehen hat er den ersten Becher Rum getrunken, und bis zum Mittag war er meist so betrunken, dass er sich hinlegen musste. Gearbeitet hat er kaum noch, gerade so viel, dass wir uns etwas zu essen kaufen konnten.
    Eines Tages stand Bill Wedderburn, ein alter Bekannter vom Doktor, vor unserem Zelt. Er hatte die Taschen voller Geld und lud den Doktor ein, ihn auf eine Zechtour zu begleiten. Drei Tage habe ich ihn nicht zu Gesicht bekommen, und als er endlich auf allen vieren angekrochen kam, brauchte er beinahe ebenso lange, um sich von seinem Rausch zu erholen.« Phibbah begann zu schluchzen.
    »Als er wieder bei Kräften war, stellte er sich vor mich und erklärte mir, dass er mit seinem Saufkumpan erst um Geld und dann um mich gewürfelt habe. ›Er hat dich gewonnen, du bist sein Eigentum.‹ Mr. Wedderburn kam noch am selben Tag und holte mich ab. Er war Erster Maat auf einem Kaperschiff. Ein halbes Jahr zwang er mich fast täglich, ihm zu Willen zu sein, dann musste er zurück an Bord und verkaufte mich an den Händler, der mich nach Charleston brachte. So war das, Madam, jetzt kennen Sie meine Geschichte.« Phibbah stand auf und knickste. Margaret sah sie fassungslos an.
    »Hab keine Angst, Phibbah, bei uns wird es dir gutgehen. Ich zeige dir jetzt deine Kammer und schaue, dass ich etwas Frisches für dich zum Anziehen finde. Du kannst dich waschen, bekommst etwas zu essen und ruhst dich aus, und morgen sage ich dir, was du im Haus zu tun hast.«
    Am Abend saß William Cormac in seinem Lehnstuhl, trank den zweiten Punsch und blätterte in einem Buch.
    »Will«, seine Frau stand auf und gab ihm einen Kuss.

    »Will, ich möchte dir nur sagen, dass du da ein wunder volles Mädchen in unser Haus gebracht hast. Ich bin sicher, dass sie mir eine große Hilfe sein wird. Aber ein bisschen merkwürdig ist es schon - ich bin eine ehemalige Magd, und die Großnichte eines afrikanischen Königs soll mir zu Diensten sein.«
    »Peggy, mein Liebling, wann willst du es endlich lernen! Du bist meine Frau, und ganz egal, mit welchem Stammesfürsten sie verwandt ist, Phibbah ist deine Sklavin!« Margaret beschloss, das Thema in Zukunft nicht mehr anzusprechen.

-5-
    C ormacs Geschäfte liefen hervorragend. Er verbrachte mehr Zeit in den Lagerhäusern am Hafen als in seinem Büro. Dank seines ausgezeichneten Geschäftssinns hatte er bereits eine erhebliche Summe Geldes zurückgelegt und trug sich mit dem Gedanken, eine Plantage außerhalb von Charleston zu erwerben.
    »Mit dem Anbau von Reis kann man so viel verdienen, das kannst du dir gar nicht vorstellen. Außerdem ist es im Sommer da draußen nicht ganz so heiß wie hier in der Stadt«, sagt er zu Margaret, die den Vorschlag aus zweierlei Gründen bedenkenswert fand. Zum einen hatte sie noch immer keine Freundinnen in Charleston. Ohne ihre täglichen Gespräche mit Mr. Cox, der begonnen hatte, sie in die

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