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Koenigin der Meere - Roman

Titel: Koenigin der Meere - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Doubek
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fehlte. Brady stellte ein kleines Fass mit Wasser auf den Boden und gab den Piraten mit einer Kelle zu trinken. Anne bedankte sich höflich. Diesem Mann war offensichtlich übel mitgespielt worden. Seine frischen Narben zeigten ihr, dass es noch nicht lange her war, dass man ihn gekielholt hatte. Sie schloss, dass Kapitän Barnett die Strafe verhängt hatte. Vielleicht ließ sich daraus Kapital schlagen. Als Brady den Raum verlassen hatte, weihte sie die Kameraden in ihren Plan ein.
    »Der Kerl ist schwer geschunden. Mit etwas Glück, gelingt es uns, ihn auf unsere Seite zu ziehen. Er muss seinen Kapitän hassen. Wir werden uns vorbildlich verhalten und ihm keinen Ärger machen.
Wenn er bereit ist, biete ich ihm ein Vermögen, wenn er uns zur Freiheit verhilft.«
    Dobbins schnaubte verächtlich: »Immer einen flotten Spruch auf den Lippen, unser Bonny, aber kannst du uns auch sagen, woher du das Vermögen nehmen willst? Hast du nicht gehört, wie sie die Dragon auseinandergenommen haben. Da ist nichts mehr, was sich zu Geld machen ließe. Diese Bastarde haben alles eingesteckt.«
    »Sie haben nur das einstecken können, was sich auf der Dragon befand.« Die Männer sahen sie überrascht an.
    »Willst du damit sagen, dass du deinen Anteil in den Hosentaschen bei dir trägst?« Howell schielte mit seinem gesunden Auge auf Annes Beinkleid.
    »Ich sagte schon, überlasst es mir.« Mary nickte zustimmend. Sie wusste, dass Anne an die kleine Kiste dachte, die sie gemeinsam vergraben hatten.
     
    Die Harbinger segelte aus der Bucht und nahm Kurs auf den Hafen von Kingston. Jonathan Barnett hatte mit Woodes Rogers vereinbart, Rackham und seine Leute der nächsten Gerichtsbarkeit zu übergeben. Rogers, der viel darum gegeben hätte, den Prozess gegen die Piraten persönlich zu führen und sie an den Galgen zu bringen, hatte sich schweren Herzens zu dieser Vorsichtsmaßnahme entschlossen. Die Gefahr, dass die Burschen einen Weg fanden, sich zu befreien, und das Schiff der Marine unter ihre Kontrolle brachten, um ihm erneut zu entwischen, war umso größer, je länger die Reise dauerte.
    Anne spürte, dass die Fahrt schneller, die Wellen höher wurden. Das konnte nur bedeuten, dass sie die Negril-Bucht bereits verlassen hatten. Schnelles Handeln war geboten.
    James Brady kam dreimal täglich zu den Gefangenen und brachte ihnen Wasser und etwas zu essen. Rackham schob seinen hölzernen Napf angewidert von sich und raunzte Brady an: »Diesen Fraß würden nicht einmal hungrige Hunde anrühren. Willst du mich vergiften?« Brady verzog sein Gesicht zu einem Grinsen, das zu einer schrecklichen Grimasse geriet.
    »Wir bekommen auch nichts anderes. Du wirst dich dran gewöhnen müssen.« Anne nutzte die Gelegenheit.

    »Ein harter Hund, euer Kapitän, was? Hat er dich so zugerichtet?« Brady zog überrascht die Brauen hoch. Dieser Pirat war der erste Mensch, der ihn mitfühlend auf sein Äußeres ansprach.
    »Ja, das hat er. Und eines Tages wird er dafür büßen«, knurrte der Unteroffizier. Anne ließ nicht locker.
    »Hast du einen umgebracht, was geklaut? Was hast du angestellt, dass er dich so hart bestraft hat?« Brady warf einen Blick zur Tür, um sicherzugehen, dass ihn niemand hörte. Unter Deck war alles ruhig.
    »Ich habe das gesagt, was alle dachten. Und was ihr auch denkt. Das hier ist kein Essen, sondern ein Fraß. Wir haben wochenlang geschuftet wie die Tiere, aber außer der Peitsche und groben Worten gab’s keinen Lohn. Irgendwann ist mir der Kragen geplatzt, und das hier«, er strich mit den Fingern über die Narben in seinem Gesicht, »das hier ist die Folge.«
    »Für ein paar läppische Wider worte läufst du jetzt dein restliches Leben gezeichnet herum?« Anne schnalzte verächtlich mit der Zunge.
    »Du musst ja eine Höllenwut auf den Kerl haben.« Brady nickte.
    »Höllenwut ist gar kein Ausdruck. Ich warte nur, bis wir an Land sind, dann sorge ich schon dafür, dass er bezahlt.«
    »Warum warten, bis wir an Land sind? Warum nicht gleich? Wenn du uns hilfst, helfen wir dir. Und niemand wird es jemals erfahren«, flüsterte Anne. Brady schrak zurück.
    »Das geht nicht. Ich kann nichts für euch tun. Ich habe nicht einmal den Schlüssel für eure Ketten.« Er sammelte eilig das Essgeschirr ein und verschwand. In der Tür hörte er Anne, die ihm hinterher rief: »Denk drüber nach. Ich wüsste, wie wir es anstellen können.« Brady verriegelte die Tür von außen, und in Fetherstons Augen glomm ein

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